Verrat an der Arbeiterschaft
ungszeitung gegen den Streik ausgesprochen hatte. Die Reaktion der linken Intellektuellen auf den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR war ein Lehrstück über das Werden einer Diktatur.
Am Morgen des 17. Juni 1953 kam es in der DDR zu Massenstreiks und Großdemonstrationen. Die sozialen Forderungen schlugen rasch in politische um: Freilassung der politischen Gefangenen, Rücktritt der Regierung, freie Wahlen. Doch ausgerechnet prominente Linksintellektuelle beschimpften die protestierenden Arbeiter als Faschisten und unterstützten die Niederschlagung des Volksaufstands durch die Rote Armee.
Brecht war nicht der einzige linke Intellektuelle, der den protestierenden Arbeitern in den Rücken fiel. Auch andere namhafte Schriftsteller und Künstler stellten sich auf die Seite des kommunistischen Regimes. Viele beteiligten sich aktiv daran, die frei erfundene Behauptung weiterzuverbreiten, es hätte sich um einen vom Westen initiierten „faschistischen Putschversuch“ gehandelt. Reihenweise veröffentlichte „Neues Deutschland“ entsprechende Erklärungen.
Noch abschätziger äußerte sich der Schriftsteller Erich Loest über die Demonstranten. Viele linke Intellektuelle verglichen die protestierenden Arbeiter sogar mit den Nationalsozialisten. Die Reaktion der linken Intellektuellen auf den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR war ein Lehrstück über das Werden einer Diktatur
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Verrat an der Arbeiterschaft
Am 17. Juni 1953 protestierten in der DDR Hunderttausende Arbeiter gegen die miserablen Lebensbedingungen. Ausgerechnet linke Intellektuelle beschimpften sie deshalb als Faschisten und unterstützten die Niederschlagung des Volksaufstands durch die Rote Armee Obwohl selbst Sohn eines Fabrikdirektors, verstand sich der Schriftsteller Bertolt Brecht seit Mitte der 1920er-Jahre als Marxist und Kommunist. In seinem eigens für die Arbeiterbewegung geschriebenen „Einheitsfrontlied“ dichtete er 1934: „Und weil der Mensch ein Mensch ist,/drum braucht er was zu essen, bitte sehr!/Es macht ihn ein Geschwätz nicht satt,/ das schafft kein Essen her.“ Knapp 20 Jahre später, Brecht lebte inzwischen in einem Landhaus in der DDR, war ein Großteil der ostdeutschen Arbeiter derselben Meinung. Während an den Straßen und Gebäuden Transparente vom Aufbau des Sozialismus kündeten
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