Sued- und Mittelamerika Was in vielen unserer Medien unterging
Linke Reformpolitik in Lateinamerika stößt auf Widerstand
Die Umsetzung von strukturellen Reformen in Lateinamerika gestaltet sich schwierig, da konservative Mehrheiten in den Parlamenten oft dagegenstemmen. In Chile, wo der linke Präsident Gabriel Boric gewählt wurde, verfehlte die linke Mehrheit im Kongress klar. Auch in Kolumbien und Brasilien kämpfen linke Regierungen mit ähnlichen Problemen. Die Lobbys der reichsten Fazendeiros, Rohstoffkonzerne und Bauindustrie sind landesweit bestens organisiert und haben großen Einfluss auf die politischen Entscheidungen.
Linkes Scheitern aufgrund mangelnder politischer Erfahrung und innerer Geschlossenheit
Die Anhänger des Wandels in Lateinamerika mangelt es oft an politischer Erfahrung und innerer Geschlossenheit. Die Teilnahme an den obligatorischen Urnengängen führt zu starken Verwerfungen zwischen den Blöcken. Fatal ist auch, dass sich die Linken nicht als Einheit präsentieren und den Eindruck von Zerwürfnis in manchen zentralen Punkten hinterlassen. Die konservative Mehrheit im Verfassungsrat muss in heiklen Fragen Farbe bekennen und wird mit simplen Status-quo-Lösungen kaum die Mehrheit des Volkes zufriedenstellen können.
Stagnation in der Wirtschaft, illegale Einwanderung und zunehmende Gewalttätigkeit
Die Regierungen in Lateinamerika kämpfen nicht nur mit politischen Problemen, sondern auch mit wirtschaftlichen Herausforderungen wie der Stagnation in der Wirtschaft, dem Auflodern der Inflation und der illegalen Einwanderung im Norden des Landes. Hinzu kommen Konflikte mit den indigenen Mapuches im Süden und die zunehmende Gewalttätigkeit im Zusammenhang mit dem Rauschgifthandel. Für diese Probleme gibt es keine Patentlösungen.
Quelle: Infosperber
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Süd- und Mittelamerika: Was in vielen unserer Medien unterging
Romeo Rey / 20.06.2023 Linke Reformpolitik hat in vielen Ländern keine Chance, weil sich konservativ dominierte Parlamente mit aller Kraft dagegenstemmen. Romeo Rey, früher Lateinamerika-Korrespondent von «Tages-Anzeiger» und «Frankfurter Rundschau», fasst die jüngste Entwicklung zusammen. In mehreren Ländern Lateinamerikas, wo linksgerichtete Kandidaten in letzter Zeit die Präsidentschaftswahlen gewonnen haben, erweisen sich konservative Mehrheiten in den Parlamenten wie erwartet als entscheidende Bremsklötze. Gesetzes- und Verfassungsprojekte, die auf strukturelle Reformen hinauslaufen sollten, prallen an einer Wand des Widerstands ab. Allerdings kann man auch nicht übersehen, dass die Anhänger des Wandels mangels politischer Erfahrung und innerer Geschlossenheit oft jedes Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Ein typischer Fall für dieses Scheitern ist Chile, das Ende 2021 den kaum 35-jährigen ehemaligen Studentenführer Gabriel Boric zum Präsidenten der
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