Die Orgie als Wahrheit: der Marquis de Sade und die Krise der Freiheit heute

Porträt des jungen de Sade von Charles Amédée Philippe van Loo, 1760. Mehr als zwei Jahrhunderte nach seinem Tod können die Werke des Marquis de Sade immer noch schockieren. Dies ist angesichts unserer von Sex und Gewalt gesättigten Kultur und der immer noch aktuellen Berichterstattung über die Verbrechen von Jeffrey Epstein selbst etwas überraschend. Zu Lebzeiten wurde Sade sowohl für seine Verbrechen als auch für seine Schriften verabscheut. Ohne Frage verdienten einige seiner Verbrechen Abscheu und Bestrafung damals wie heute. Ich sage einige seiner Verbrechen, weil er auch wegen seiner Meinungen inhaftiert wurde und einige seiner Schriften sowohl unter der Monarchie als auch unter der Republik als Verbrechen galten. Trotz seines zweifelhaften Rufes war er ein Einfluss auf Schriftsteller wie Flaubert und Baudelaire, auf Künstler wie Delacroix und Picasso. Mehr noch, Sade ist eine Brücke zwischen der Aufklärung und vielen der folgenden Philosophen, Nietzsche, Adorno, Sartre und anderen. Seine Kritik an der Aufklärungsvorstellung von Freiheit antizipiert Marx‘ Kritik an dieser Vorstellung. Damit antizipieren und erklären Sades Werke die Angriffe auf die Freiheit, die heute mit dem neuen Aufstieg des Nationalismus hier und im Ausland stattfinden. Um zu verstehen, warum seine Schriften immer noch zu uns sprechen, ist zunächst eine Darstellung seines Lebens erforderlich. Das Jahr 1777 teilt Sades Leben. Vor diesem Jahr widmete er den Großteil seiner Energie dem Glücksspiel und dem Sex. Nach diesem Jahr verbrachte er den Großteil seines Lebens im Gefängnis, wo er den Großteil seiner Energie dem Schreiben widmete. Das Gefängnis machte einen Schriftsteller aus Sade. Und diese Erfahrung prägte seine Gedanken über das Thema, das seine Schriften immer noch relevant macht: die Bedeutung der Freiheit. Sades Leben vor dem Gefängnis Sades Herkunft und Erziehung erklären viel über die Originalität seiner Schriften. Er wurde 1741 in Paris in eine Adelsfamilie geboren. Seine Familie war trotz ihres Adels nicht wohlhabend. Sein Vater war so etwas wie ein Taugenichts. Er verachtete bürgerliche Berufe wie das Bankwesen als vulgär und widmete sich nobleren Zielen wie dem sozialen Aufstieg. Sein Ziel war es, eine Position am königlichen Hof von Ludwig XV. zu erlangen. Er schaffte es nur,

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The Orgy as Truth: the Marquis de Sade and the Crisis of Freedom Now

Portrait of the young de Sade by Charles Amédée Philippe van Loo, 1760. More than two centuries after his death the works of the Marquis de Sade can still shock. This is itself somewhat surprising since our culture is saturated by sex and violence and the crimes of Jeffrey Epstein are still making the news. While Sade lived he was a man reviled for both his crimes and his writings. Without question some of his crimes merited revulsion and imprisonment then and now. I say some of his crimes because he was also imprisoned for his opinions and some of his writings were crimes both under the monarchy and the republic. Despite his dubious reputation, he was an influence on

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