Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Holle macht
Ich wollte ein Buch schreiben, das auf unterhaltsame Weise zeigt, wie sich die neoliberale Ideologie und Politik auf das individuelle Glück auswirken. Mein Ziel war es, auch Menschen anzusprechen, die normalerweise keine politischen Bücher lesen. Deshalb habe ich mich für das Thema „Erfolg“ und „Selbstoptimierung“ entschieden und den Titel „Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht“ gewählt, erklärt Udo Brandes, Autor bei NachDenkSeiten. Hier veröffentlichen wir das erste Kapitel.
Die Kehrseite der Erfolgsgesellschaft
Vor einiger Zeit erzählte mir ein Freund von einer interessanten Erfahrung auf einer Hochzeit. Er saß dort an einem Tisch mit vielen Selbstständigen, Unternehmern und Freiberuflern. Normalerweise hört man in solchen Kreisen nur von großartigen Erfolgsgeschichten. Doch an diesem Abend war es anders. Ein Unternehmer erzählte von den Schwierigkeiten, sein Unternehmen am Laufen zu halten, und dass Aufwand und Ertrag nicht mehr im angemessenen Verhältnis stehen. Dieses ehrliche Geständnis löste etwas aus. Auch die anderen Gäste begannen von ihren Sorgen und Problemen zu erzählen. Es schien, als ob alle erleichtert waren, endlich ihre wahre Befindlichkeit zeigen zu können. Diese Geschichte ist ein Beispiel für ein gesellschaftliches Phänomen, das keineswegs harmlos ist. In unserer Gesellschaft darf man vieles sein, aber Misserfolg ist ein unverzeihlicher Makel. Erfolg hat eine immense Bedeutung und wird als eine Art Pflicht angesehen, um gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten. Man präsentiert ständig seine Erfolge, um den eigenen Wert zu betonen. Dadurch entstehen oberflächliche Beziehungen, in denen keine echte emotionale Nähe möglich ist.
Die Auswirkungen der Erfolgsbesessenheit
Die Stanford-Professorin Emma Seppälä beschreibt in ihrem Buch „Der Trick mit dem Glück“ die Atmosphäre an der Universität Stanford. Obwohl der Campus wunderschön ist und von begabten Lehrern und talentierten Kommilitonen umgeben ist, herrscht dort viel Kummer und Elend. Die Studenten sind ausschließlich auf ihre Zukunft fixiert und ständig angespannt. Sie versuchen, eine Höchstleistung nach der anderen zu erbringen und können ihren Erfolg nicht mehr feiern oder ihr Leben genießen. Ein Beispiel dafür ist Jackie, eine Studentin, die bereits in jungen Jahren einen detaillierten Zehn-Jahres-Plan für ihre Karriere vorlegen musste. Solche Erfolgsbesessenheit kann zu seelischem Leid führen, wie die Selbstmorde des Fußballprofis Robert Enke und des Unternehmers Adolf Merkle zeigen.
Die Folgen der Erfolgsbesessenheit
In einer Radiosendung berichtete ein Kinder- und Jugendpsychiater von einem neunjährigen Jungen, der glaubte, sein Leben sei vorbei, wenn er den Übergang von der Grundschule zum Gymnasium nicht schaffen würde. Schon Kinder haben verinnerlicht, dass sie unbedingt erfolgreich sein müssen. Dieses gesellschaftliche Klima kann dramatische Folgen haben, wie die Selbstmorde von erfolgreichen Menschen zeigen. Hinter den glänzenden Erfolgsfassaden verbirgt sich oft viel seelisches Leid und Elend.
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Erfolg nicht alles ist und dass es auch in Ordnung ist, nicht immer erfolgreich zu sein. Wir sollten uns nicht von der Erfolgsbesessenheit unserer Gesellschaft beeinflussen lassen und stattdessen unsere eigenen Bedürfnisse und Gefühle ernst nehmen
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Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht
„Ich wollte ein populäres und unterhaltsames Buch schreiben, das anschaulich macht, wie sich die neoliberale Ideologie und Politik auf das Lebensglück des einzelnen Menschen auswirkt. Mein Ehrgeiz dabei war, auch Menschen für das Thema zu intertessieren, die eigentlich keine politischen Bücher lesen. So kam ich auf das Thema „Erfolg“ und „Selbstoptimierung“ und den Titel Wenn die Jagd nach Erfolg das Leben zur Hölle macht, erläutert NachDenkSeiten-Autor Udo Brandes die Idee zu seinem neuen Buch. Wir veröffentlichen hier das erste Kapitel. Die Kehrseite der Erfolgsgesellschaft Vor einiger Zeit erzählte mir ein Freund von einer interessanten Erfahrung auf einer Hochzeit. Er saß dort an einem Tisch mit lauter Selbstständigen, Unternehmern und Freiberuflern. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man normalerweise in so
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