Im Fokus: AfD-Anhänger werden als „Kandidaten für Therapeuten“ betrachtet

1981 wagte der sowjetische Psychiater Anatoli Korjagin einen äußerst mutigen Schritt, als er in der westlichen Wissenschaftszeitschrift „The Lancet“ auf den Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion aufmerksam machte. Er dokumentierte die systematische Pathologisierung von Andersdenkenden und Dissidenten, die von den sozialistischen Machthabern als psychisch krank erklärt und aus der Gesellschaft ausgeschlossen wurden. Diese schreckliche Tradition wurde durch Korjagins eigene Arbeit als Psychiater bekannt. Es ist wichtig, Menschen mit abweichenden Meinungen nicht als psychisch krank oder verrückt abzustempeln.

Es ist besonders schockierend, dass die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die in der DDR politisch aktiv war, in ihrem Format „Die Bundeskanzlerin im Gespräch“ im Jahr 2020 an diese finstere Tradition anknüpfte. Sie bezeichnete vermeintliche „Verschwörungsideologen“ als Fall für Psychologen und betonte, dass noch viel Forschung in diesem Bereich nötig sei. Diese Aussage ist ungeheuerlich und zeigt, dass Merkel sich der Problematik der Pathologisierung von Andersdenkenden möglicherweise nicht bewusst ist.

Auch der FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer greift in seiner jüngsten Kolumne diese fragwürdige Methode auf, indem er AfD-Anhänger als Fall für den Therapeuten bezeichnet. Er erklärt, dass die Unterstützung für die AfD psychologisch zu erklären sei. Dies ist jedoch eine politische Entscheidung vieler Wähler, die von den etablierten Parteien enttäuscht sind und ihnen einen Denkzettel verpassen wollen. Die Pathologisierung von AfD-Anhängern ist infam und sollte von nicht-linken Journalisten sachlich und fair kritisiert werden.

Es ist wichtig, dass bürgerliche, liberale und konservative Stimmen nicht in eine Einheitsmeinung gedrängt werden und zum Dialog bereit sind. Es ist bedauerlich, dass es immer wieder zu Konflikten zwischen nicht-linken Journalisten kommt. Dennoch sollte eine konstruktive Kritik möglich sein, um eine vielfältige Meinungsdiskussion zu fördern. Ihre Einschätzung und Kommentare zu diesem Thema sind willkommen.

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Im Focus werden AfD-Anhänger zum „Fall für Therapeuten“ erklärt

1981 wagte der sowjetische Psychiater Anatoli Korjagin einen unglaublich mutigen Schritt. In der westlichen Wissenschaftszeitschrift „The Lancet“ machte er auf den Missbrauch der Psychiatrie in der Sowjetunion aufmerksam, unter dem Titel: „Patienten gegen ihren eigenen Willen“. Es kam, was zu erwarten war, und womit Korjagin rechnen musste: Mit ihm wurde genau das gemacht, was er beschrieben und beklagt hatte. Die sozialistischen Machthaber ließen ihn einsperren und selbst mit antipsychotischen Mitteln zwangsmedikamentieren. Der mutige Korjagin hatte eine der schrecklichsten „Traditionen“ im Sozialismus dokumentiert – die er durch seine eigene Arbeit als Psychiater kennengelernt hatte: Dass die Machthaber systematisch Andersdenkende und Dissidenten für psychisch krank erklärten. Sie wurden damit aus der Gesellschaft ausgesondert, aller Rechte beraubt und diskreditiert. Man stellte sie in

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