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Roulade neu aufgelegt: Erhalt des ländlichen Lebens

Published On: 11. Juli 2023 2:56

Klassische Landgasthöfe sind in der Gastronomie wie Dinosaurier, die kurz nach dem Einschlag des Asteroiden ausgestorben sind. Früher pilgerten ganze Familien sonntags zu den Bauernhof-Restaurants vor der Stadt, um deftige regionale Spezialitäten zu genießen. Im Sommer saß man auf der Gartenterrasse und im Winter vor dem Kamin. Je nach Wetter waren der Parkplatz voller Autos oder Fahrräder. Diese Zeiten sind vorbei, denn viele Landgasthöfe kämpfen ums Überleben. Dieser Trend begann lange vor Corona. Die Gründe dafür sind fehlende Nachfolger, mangelnde Fußgängerfreundlichkeit und veränderte Ess- und Ausgehgewohnheiten. Es muss jedoch auch zugegeben werden, dass sich viele Betriebe mit Convenience-Produkten wie Fertigsoßen aus der Tüte an der deutschen Küche versündigt haben. Jetzt kommen noch akuter Personalmangel und wuchernde Bürokratie hinzu. Immer komplexere Dokumentationspflichten sorgen dafür, dass der Wirt mehr Zeit am Schreibtisch als bei seinen Gästen verbringt. Fast alle Landgasthöfe werden von den Eigentümern geführt, viele Wirte – meist Ehepaare – stehen kurz vor dem Rentenalter. Die kleinen Betriebe werfen nicht genug Gewinn ab, um für potenzielle Nachfolger attraktiv zu sein. Darüber hinaus bieten immer mehr Einkaufszentren Restaurants mit Aufenthaltsqualität an, so dass die Kunden nach dem Einkaufen gleich zum Essen bleiben können. Seit 2000 hat jeder dritte Dorfkrug geschlossen. Wenn ein Gastronom aufgibt, gibt es oft kein Zurück: Die Immobilien werden dann oft zu Wohnungen umgebaut. Damit enden in vielen Fällen jahrhundertealte Traditionen. Laut dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband haben seit 2000 mehr als jeder dritte der typischen Dorfkrüge geschlossen. Hochzeits- und Trauergesellschaften, Kegelclubs und Vereine sind dann heimatlos, das Dorfleben stirbt aus. Mit den Speisekarten verschwindet auch die „gutbürgerliche“ Küche: Statt Rouladen und Geschnetzeltem bleibt nur Pizza-Döner-Burger-Thai an der Landstraßenbude. Gelegentlich gibt es politische Initiativen zur Rettung der Landgasthöfe, wie zum Beispiel in Baden-Württemberg, wo sich SPD und CDU in Forderungen nach einem Stopp des Gasthofsterbens überbieten. Aber wo es keine Betriebsnachfolger gibt, helfen auch keine Investitionskredite. Doch es gibt einen Silberstreif, einen Funken Hoffnung. Junge, mutige Gastronomen wagen es, gastronomische Institutionen wiederzubeleben und sie einfach neu zu erfinden! Mit regionalen Produkten, modern interpretierter Heimatküche, Retro-Charme und vor allem Herzblut punkten die „rundum erneuerten“ Traditionslokale als Ausflugsziele für junge Familien und Fans herzhafter „wie bei Oma“ -Gerichte. Küchenklassiker wie der Sonntagsbraten, aber auch saisonale Wildgerichte mit dokumentierter Herkunft, ausgesuchte Spirituosen-Spezialitäten und vor allem persönliche Authentizität sind die Zutaten für ein gelungenes Comeback. Die wachsende Sehnsucht nach dem Landleben und die Bereitschaft vieler gestresster Städter, umzuziehen, helfen ebenfalls. Veganes Essen und E-Bike-Stationen locken neue Gäste. Es gibt erfreuliche Erfolgsbeispiele in vielen Regionen: In Hörnerkirchen bei Elmshorn hat Frank Breitfeld mit viel Elan und frischen Ideen den Gasthof Bokelseß übernommen und seinen mutigen Schritt bisher nicht bereut. Das Gasthaus Schwanen in Reichelsheim/Hessen hat sich einen Ruf als Genießertreff erarbeitet und kombiniert Spezialitäten aus dem Odenwald lässig mit Mittelmeerakzenten. In Wenholthausen im Sauerland geht Julia Seemer mit hausgemachter Limo, selbstgebackenem Kuchen und Eis aus der benachbarten Manufaktur in die Offensive – sehr zur Freude von Touristen und Nachbarn. Im niedersächsischen Oederquart hat sich Familie Witt in ihrem Gasthof „Zur Post“ mit zusätzlichen veganen Gerichten und einer Ladestation für E-Bikes auf neue Gäste eingestellt. In Greven in Westfalen führt Christoph Wauligmann nach Stationen in Sternerestaurants nun die Küche des elterlichen Landgasthofs in sechster Generation und brutzelt lieber bodenständige Gerichte. In Grube in Ostholstein hat der Koch Sven Würrer trotz struktureller Schwächen den 150 Jahre alten Gruber Hof übernommen und wird von seinen Gästen dafür gefeiert. Sein Rezept: einfache Gerichte für jeden Geschmack, aber von hoher Qualität. Außerdem bietet Würrer regelmäßig kleine Attraktionen wie Spanferkelgrillen an, die von der Dorfgemeinschaft begeistert angenommen werden. Die Beispiele zeigen: Der Landgasthof ist nicht tot – er ist nur anders geworden. Das schafft Zuversicht, dass gastliche Oasen mit Namen wie „Zum Ochsen“, „Zum grünen Kranz“ oder „Zur Linde“ auch in Zukunft als Zentren des nicht-urbanen Lebens erhalten bleiben. Denn Netflix und Lieferdienste sind kein Ersatz. JF 27/23

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Roulade reloadedDörfliches Leben sichern

Klassische Landgasthöfe sind die Dinosaurier der Gastronomie, kurz nach dem Asteroideneinschlag. Noch um die Jahrtausendwende pilgerten ganze Familien sonntags zu den Bauernhof-Restaurants vor der Stadt, um deftige regionaltypische Spezialitäten zu genießen. Sommertags saß man auf der Gartenterrasse, im Winter vor dem Kamin. Je nach Wetterlaune stand der Parkplatz voller Autos oder Fahrräder. Das ist Geschichte, zahlreiche Landgasthöfe kämpfen ums Überleben. Diese Entwicklung begann lange vor Corona. Die Ursachen sind fehlende Nachfolger, keine Fußläufigkeit sowie veränderte Eß- und Ausgehgewohnheiten. Allerdings muß man auch einräumen, daß sich viele Betriebe an der deutschen Küche mit Convenience-Produkten wie Fertigsoßen aus der Tüte übel vergangen haben. Nun kommen noch akute Personalnot und wuchernde Bürokratie hinzu. Immer kafkaesker werdende Dokumentationspflichten sorgen dafür, daß der Wirt mehr

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