Wir arbeiten als Kellner, China ist der Koch

Die sich verändernde weltpolitische Bühne

Gemäß den Medien teilt sich die Welt derzeit in Demokratien auf der einen Seite und autoritäre Herrscher auf der anderen Seite. Der Politikwissenschaftler Michael Lüders betont jedoch, dass man zwischen moralischer Emphase und politischer Analyse unterscheiden muss. Angesichts des sich abzeichnenden Konflikts mit China ist es wichtig, sich bewusst zu machen, dass sich die weltpolitische Bühne gerade verändert. Die USA sind nach wie vor die dominierende Macht, aber in den nächsten Jahren werden sie nicht mehr alleinig sein. Entlang dieser Konfliktlinie verlaufen der Krieg in der Ukraine zwischen den USA und Russland sowie die Spannungen um Taiwan, bei denen es darum geht, ob es den USA gelingen wird, Chinas wirtschaftlichen Aufstieg zu beeinflussen.

Der Aufstieg Chinas und die Reaktion der USA

China hat in den letzten Jahrzehnten als verlängerte Werkbank des Westens gedient und ist wirtschaftlich immer stärker geworden, was zu politischen Ansprüchen geführt hat, so Lüders. Die USA haben dieses Problem in den 2010er Jahren erkannt. US-Präsident Barack Obama betonte, dass die USA sich wieder der Asien- und Pazifik-Region zuwenden müssten, da sich die Welt neu sortiere und amerikanische Führungsstärke benötige, um Freiheit und Wohlstand zu gewährleisten. Um den Aufstieg Chinas einzudämmen, werden verschiedene Methoden angewandt, wie Sanktionen, Sonderzölle, verstärkte Militärpräsenz in der Region und die mediale Dämonisierung Chinas. Die Spannungen zwischen den USA und China haben in den letzten Jahren zugenommen, und China wird mit zunehmender ökonomischer Potenz selbstbewusster auf dem politischen Parkett auftreten.

Der Konflikt um Taiwan

Der entscheidende Konflikt, der sich abzeichnet, ist laut Lüders Taiwan. Aus chinesischer Sicht ist es inakzeptabel, dass ausländische Mächte im eigenen Hinterhof Fuß fassen. Die USA würden umgekehrt niemals chinesische Patrouillen im Golf von Mexiko akzeptieren. Die Ein-China-Politik der Chinesen akzeptiert keine Abtrünnigkeit Taiwans, das ein Verbündeter der USA ist. Die europäischen Führungsmächte entsprechen bislang den Wünschen Washingtons. Die Taiwan-Frage hat für China eine ähnlich große Bedeutung wie die deutsche Einheit vor 1989. Die westliche Medienberichterstattung stellt den Konflikt jedoch so dar, als ginge es darum, eine chinesische Invasion Taiwans zu verhindern. Die USA erhöhen seit den 2010er Jahren den wirtschaftlichen Druck auf China und haben beispielsweise den Verkauf von Huawei-Produkten in den USA verboten. China spielt jedoch zukünftig eine immer wichtigere Rolle in der Technologiebranche und wird auch als politischer Akteur auf dem diplomatischen Parkett immer erfolgreicher

Original Artikel Teaser

«Wir sind die Kellner, China ist der Koch»

Veröffentlicht am 11. Juli 2023 von AS. Gemäss den Medien teile sich die Welt derzeit in Demokratien auf der einen und autoritäre Herrscher auf der anderen Seite. Grundsätzlich müsse man aber zwischen einer moralischen Emphase und einer politischen Analyse unterscheiden, so der Politikwissenschaftler Michael Lüders. Beim sich anbahnenden Konflikt mit China müsse man sich vergegenwärtigen: Die weltpolitische Bühne verändere sich gerade. Die USA seien nach wie vor die weltbeherrschende Macht, aber in den nächsten Jahren nicht mehr die alleinige. Entlang dieser Konfliktlinie verliefen der Krieg in der Ukraine – ein Kräftemessen zwischen den USA und Russland –, und die Spannungen um Taiwan, wobei es darum gehe, ob es den USA gelingen werde, den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas zu beeinflussen. China fungierte die letzten

Details zu «Wir sind die Kellner, China ist der Koch»