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Moral ohne Gewissen

Published On: 14. Juli 2023 12:45

Höre, Gott sagte zu Abraham: ‚Töte mir einen Sohn.‘ Abe sagt: ‚Mann, du musst mich veräppeln.‘ Gott sagt: ‚Nein‘, Abe sagt: ‚Was?'“, so beginnt Bob Dylans Highway 61 Revisited aus dem Jahr 1965. Damals haben wir den Song als anti-militaristisch interpretiert: Der Staat fordert Söhne für den Kriegseinsatz in Vietnam. Natürlich steht es uns frei, uns dieser Forderung zu verweigern. Das hätte jedoch unangenehme Konsequenzen: „Gott sagt: ‚Du kannst tun, was du willst, Abe, aber das nächste Mal, wenn du mich kommen siehst, solltest du rennen.‘ ‚Nun‘, sagt Abe, ‚wo willst du diesen Mord durchführen?'“ Abe gehorchte und Bob Dylan fühlte sich direkt betroffen: Dylans Vater hieß Abraham und wurde Abe genannt. In der Bibel wählt Gott den Berg Morija als Tatort, bei Dylan den Highway 61. Die Geschichte aus Genesis 22, in der Abraham aufgefordert wird, seinen eigenen Sohn zu opfern, ist verstörend. Sie gilt allgemein als Beispiel für Gottesfürchtigkeit – „Dein Wille geschehe…“, ob ich es einsehe oder nicht. In den letzten zweitausend Jahren wurde diese göttliche Forderung von vielen auf vielfältige Weise interpretiert. Einige sahen darin zum Beispiel die Ablehnung von Menschenopfern, wie sie in anderen Religionen praktiziert wurden, oder eine Metapher für den Glauben an die Auferstehung. Während Gläubige darin eine Herausforderung für ihren wahren Glauben sehen, zeigt die Geschichte für Ungläubige den Wahnsinn einer fanatischen Selbstaufgabe. Es geht um das Verhältnis von Glauben und Vernunft, natürlicher Ethik und göttlichem Gebot. Der Aufklärer Immanuel Kant (1724-1804) sah darin die Herausforderung, den Glauben in seiner handlungsleitenden Funktion vernünftig zu begrenzen. Der „göttliche Befehl“ zur „Abschlachtung und Verbrennung des einzigen Sohnes“, Kant spricht vom „armen Kind“, hätte Abraham zur Selbstbesinnung führen müssen: dass Gott zum Menschen spricht und nicht der Mensch mit sich selbst, darüber kann der Mensch niemals letzte Gewissheit erlangen. „Daß es aber nicht Gott sein könne, dessen Stimme er zu hören glaubt, davon kann er sich wohl in einigen Fällen überzeugen; denn, wenn das, was ihm durch sie geboten wird, dem moralischen Gesetze zuwider ist, so mag die Erscheinung ihm so majestätisch, und die ganze Natur überschreitend dünken: er muß sie doch für Täuschung halten“ (2). Und so hätte Abraham „auf diese vermeinte göttliche Stimme antworten müssen: daß ich meinen Sohn nicht töten solle, ist gewiß; daß aber du, der mir erscheinst, Gott sei, davon bin ich nicht gewiß, und kann es auch nicht werden, wenn sie auch vom (sichtbaren) Himmel herabschallete“ (3). Wenn wir uns nicht in den theologischen Verstrickungen der biblischen Geschichte verheddern wollen, dann hilft uns ein Bild von Rembrandt (1606-1669), in dem er sie nacherzählt oder besser ins Bild bringt. Rembrandts Die Opferung Isaaks von 1636 zeigt uns die dramatische Szene, als Abraham den gefesselten und bereits auf den Scheiterha

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Gewissenlose Moral

„God said to Abraham, ‚Kill me a son‘ Abe says, ‚Man you must be puttin’ me on‘ God says ‚No‘, Abe says ‚What?‘” So beginnt Bob Dylans Highway 61 Revisited aus dem Jahr 1965. Wir hatten das damals als anti-militaristischen Song gehört: Der Staat fordert Söhne für den Kriegseinsatz in Vietnam. Natürlich steht es uns frei, uns der Forderung zu verweigern. Das hätte freilich unangenehme Folgen: „God say, ‚You can do what you want, Abe but The next time you see me comin‘ you better run‘ ‚Well‘, Abe says ‚Where do you want this killin’ done?‘” Abe folgte gehorsam und Bob Dylan sah sich direkt betroffen: Dylans Vater hieß Abraham und wurde Abe gerufen. In der Bibel wählt Gott den

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