Unwissenheit – Der Kitt der Wahrheit

Ein Meinungsbeitrag von Dirk C. Fleck: Deutschland hat die meisten öffentlichen Uhren pro Einwohner weltweit. Was bedeutet das? Dass es zu unseren Grundbedürfnissen gehört, immer die genaue Uhrzeit zu wissen? Wohl kaum. Dass wir ohne permanente zeitliche Orientierung unsere Ausrichtung verlieren? Ich bin mir nicht sicher. Welche Ausrichtung hätten wir denn zu verlieren? Das würde bedeuten, dass wir ein Ziel haben, dass wir wissen, wohin wir gehen sollen. Also, was könnte der Grund dafür sein, dass wir Menschen die von unseren Sinnen wahrgenommene Realität unter einem starren Zeitrahmen ersticken, der dem lebendigen Treiben des Lebens nicht gerecht wird? Warum glauben wir so fest daran, dass Zeit eine objektive, messbare Größe ist, während unter den Zifferblättern eine Vielzahl von Ereignissen und Empfindungen brodelt, die uns in jedem Moment bestätigen, dass „alles fließt“, wie der griechische Philosoph Heraklit es ausdrückte?

Das Zeitempfinden ist einzigartig für jeden Menschen und nicht vergleichbar mit dem eines anderen. Eine Minute fühlt sich für jemanden, der auf dem elektrischen Stuhl sitzt, anders an als für jemanden, der vor dem Fernseher sitzt und einen Werbespot sieht. Wenn zwei Fußballfans nebeneinander sitzen und dasselbe Spiel sehen, kann das Zeitempfinden des einen aufregend sein, während der andere die Nachspielzeit nicht lang genug finden kann. Das gilt für alles und jeden, immer. Die Uhren lehren uns, dass das Leben linear verläuft. Unsere Kultur kennt keine Geheimnisse mehr. Doch das Nichtwissen, ein bewusstes Nichtwissen, ist der Schlüssel zur Wahrheit, wie der französische Dramatiker Antonin Artaud feststellte. Die Zeit verläuft nicht linear, sie ist keine Kette, an der wir die Daten unserer Geschichte aufreihen. Die Zeit ist eine Kugel. Wenn eine Seele nach einem neuen Körper sucht, kann sie die Zeit betreten, wann immer sie will. Die Zeit ist ein Parasit, der den Körpern und Dingen um den Hals hängt. In der unendlichen Welt der Möglichkeiten spielt die Zeit keine Rolle. Also schaut nicht auf die Uhr, sondern schaut euch um. Schaut genau hin, denn bald gibt es euch nicht mehr in dieser Form. Die Zeit ist nicht das, was zählt, sondern die Sinneseindrücke, die unser jetziges und zukünftiges Sein bestimmen.

EPILOG IN STICHWORTEN: Zeitabschnitt, Zeitachse, Zeitalter, Zeitansage, Zeitarbeit, Zeitdokument, Zeitdruck, Zeiteinheit, Zeitenwende, Zeitfahren, Zeitgeist, Zeitgeschäft, Zeitgeschmack, Zeitgewinn, Zeitlupe, Zeitnehmer, Zeitnot, Zeitpunkt, Zeitraffer, Zeitrahmen, Zeitrechnung, Zeitspanne, Zeitstudie, Zeitvertreib, Zeitzeuge, Zeitzone, keine Zeit haben, kommt Zeit kommt Rat, zeitgenössisch, zeitgemäß, zeitgeschichtlich, zeitgleich, zeitlebens, deine Zeit ist gekommen. ALLES EINE FRAGE DER ZEIT … Dirk C. Fleck ist ein deutscher Journalist und Buchautor, der zweimal mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet wurde. Sein Roman „Go! Die Ökodiktatur“ ist eine dystopische Zukunftsvision. Wir danken dem Autor für die Erlaubnis zur Veröffentlichung des Beitrags. Bildquelle: kitti Suwanekkasit / Shutterstock.com. Apolut ist auch als kostenlose App für Android- und iOS-Geräte verfügbar! Über unsere Homepage gelangen Sie zu den Stores von Apple und Huawei. Hier der Link: https://apolut.net/app/. Die apolut-App steht auch zum Download (als sogenannte Standalone- oder APK-App) auf unserer Homepage zur Verfügung. Mit diesem Link können Sie die App auf Ihr Smartphone herunterladen: https://apolut.net/apolut_app.apk. Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/. Ihnen gefällt unser Programm? Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/. Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut

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Nichtwissen – Der Zement der Wahrheit

Ein Meinungsbeitrag von Dirk C. Fleck. In keinem Land der Welt gibt es pro Einwohner mehr Uhren im öffentlichen Raum als in Deutschland. Was sagt uns das? Dass es zu unseren Grundbedürfnissen gehört, immer zu wissen, was die Stunde geschlagen hat? Wohl kaum. Dass wir ohne die permanente zeitliche Verortung unsere Orientierung verlieren? Ich weiß es nicht. Welche Orientierung gäbe es denn zu verlieren? Es würde ja bedeuten, dass wir ein Ziel hätten, dass wir wüssten wohin die Reise gehen soll. Was also könnte der Grund dafür sein, dass wir Menschen die von unseren Sinnen ganz anders wahrgenommene Wirklichkeit unter einem Zeitraster von Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen, Wochen, Monaten und Jahren ersticken, sie sozusagen in ein DIN-Format pressen, in eine Einheitsnorm

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