Tinnitus: Perspektiven eines „Wessis“ zur politischen Situation

Der Erfolg der AfD ist direkt auf das Versagen zurückzuführen, sich gegen die aktuelle Politik zur Wehr zu setzen. Erst wenn CDU und FDP begreifen, dass sie sich nicht länger dem links-grünen Zeitgeist andienen dürfen, werden sie wieder wählbar werden und Mehrheiten ohne die AfD erringen können. Die AfD hat großen Erfolg und ihre Umfragewerte steigen fast täglich um einen halben Prozentpunkt. Das politische und mediale Berlin ist ratlos und schaut besonders nach Sonneberg oder Raguhn, also in den vielgescholtenen Osten, der angeblich voller rechter Deppen ist, die angeblich die Demokratie verachten und die gute Arbeit der Ampel-Regierung nicht honorieren. Undankbares Volk!

Die Autorin dieses Artikels wurde in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen. Obwohl sie seit über 30 Jahren in Hamburg lebt, versteht sie die ostdeutsche Seele noch ein wenig und möchte aus ihrer Perspektive einige Gedanken formulieren, die den Erfolg der AfD zumindest teilweise erklären können. Sie war sogar eine der Mitbegründerinnen dieser Partei, die nun so erfolgreich ist. Ihr damaliges politisches Engagement gegen die verfehlte „Eurorettungspolitik“ führte dazu, dass sie als „Rechtspopulistin“, „Nazi“ und „Faschistin“ bezeichnet wurde. Erst später erkannte sie, dass Politik und Medien dies nur benutzten, um Andersdenkende zu stigmatisieren. Sie erinnerte sich daran, dass sie in der DDR als Konter-Revolutionärin beschimpft wurde, weil sie an den Montags-Demonstrationen teilnahm. Demonstrationen besuchen, Parteien gründen… das klingt für sie nach einem soliden Verständnis von Demokratie. Trotzdem verließ sie 2015 die AfD mit Lucke, Henkel und über 6.000 weiteren Mitgliedern, die sich nicht mit den Ideen von Björn Höcke identifizieren wollten. Sie erzählt dies, um deutlich zu machen, dass sie sich schon immer demokratisch engagiert hat, sowohl in Ostdeutschland als auch im vereinten Deutschland. In beiden Staaten wurde sie deshalb kritisiert, ausgegrenzt und als Feind betrachtet. Was sagt das über sie aus, die sie sich selbst als nette, freundliche und liberale Person betrachtet, die ihr Leben einfach nach ihren eigenen Vorstellungen leben möchte? Genau wie alle anderen Ossis auch?

Und dann gibt es noch die Beschimpfung der Ostdeutschen im Allgemeinen. Dieses Land erinnert sich gerne an die Geschichte und will sich allen Anfängen widersetzen. Aber die meisten Ossis haben seit einigen Jahren einen politischen Tinnitus von Rügen bis nach Radebeul! Das haben wir alles schon gehört! Die Antifa kämpft angeblich gegen Faschisten (mit faschistischen Methoden), obwohl die DDR-Bürger hinter der Mauer ihr tristes Dasein im real existierenden Sozialismus gefristet haben. Die Faschisten, die Kriegstreiber, die bösen Kapitalisten, das waren die Wessis! Die reichen Töchter aus Blankenese wie Luisa Neubauer genauso wie ein Franz Josef Strauß, den man im Osten als reaktionär bezeichnete. Es ist also gar nicht so lange her, dass man uns mit Moral in unsere Schranken verwiesen hat. Wir kennen auch eine Einheitspartei oder Einheitsfront, in der sich die vermeintlich Guten darin übertrafen, uns zu erzählen, was gut und richtig für uns ist. Für ein höheres Ziel sollten wir verzichten, damit der Sozialismus siegen kann. Wohnungstausche wurden organisiert, um den Wohnungsmangel zu bewältigen. Sogar im Wording unterscheiden wir uns nicht mehr. Abends erklärte uns die „Aktuelle Kamera“, was wir denken sollten, und ordnete das weltpolitische Geschehen für uns ein. Danach kam der „Schwarze Kanal“ von Karl-Eduard von Schnitz… (ein Witz aus dem Osten, denn angeblich hat niemand die Vollendung des Namens Schnitzler gehört, da jeder zu diesem Zeitpunkt das Programm abgeschaltet oder zum Westfernsehen gewechselt hatte). Wir Ossis erkennen gute Propaganda sogar im Schlaf. Und das ist der Sound der aktuellen Zeit und der Politik und Medien: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Und wer keine Grüne Transformation will, ist halt ein Nazi. Zack! So wurden schon immer Diskussionen unterbunden. Die gefühlte und erlebte Einschränkung des Meinungskorridors, die Zensur, das Lügen durch Weglassen, die gewalttätige Änderung der Sprache – alles bekannte Muster der Sozialisten. Ihnen ist es eigen, die Menschen umzuerziehen, damit sie so funktionieren, wie es das neue Gesellschaftssystem vorsieht. Das widerspricht sowohl dem Liberalen als auch dem Konservativen, der intrinsisch tolerant ist und jeden so leben lässt, wie er möchte. Die Einordnung der Linken als progressiv ist aus meiner Sicht daher grundlegend falsch: Ich kann nicht erkennen, was daran fortschrittlich sein soll, ein bereits grundlegendes System zu übernehmen, das in allen Ländern, die den Sozialismus eingeführt haben, gescheitert ist

Original Artikel Teaser

Tinnitus: Eindrücke eines „Wossi“ zur politischen Lage

Der Aufschwung der AfD ist unmittelbar auf das Versagen zurückzuführen, sich gegen die aktuelle Politik zur Wehr zu setzen. Erst wenn CDU und FDP begreifen, dass sie sich nicht länger dem links-grünen Zeitgeist andienen dürfen, erst dann werden sie wieder wählbar werden und Mehrheiten ohne die AfD erringen. Die AfD fliegt von Erfolg zu Erfolg und die Umfragewerte steigen gefühlt nahezu jeden Tag um einen halben Prozentpunkt. Ratlos blickt das politische und mediale Berlin insbesondere nach Sonneberg oder Raguhn, also in den vielgescholtenen Osten, der voller grenzdebiler und unbelehrbarer rechter Deppen ist, die angeblich die Demokratie verachten und die guten Gaben, insbesondere der Ampel- Regierung, so gar nicht honorieren. Undankbares Volk! Die Verfasserin dieser Zeilen ist in Ostdeutschland geboren und

Details zu Tinnitus: Eindrücke eines „Wossi“ zur politischen Lage