neuester-rundbrief-von-freeassangeberlinNeuester Rundbrief von FreeAssangeBerlin
dgb-ist-teil-der-kriegsfront-|-geschrieben-von-wolfgang-effenbergerDGB ist Teil der Kriegsfront | Geschrieben von Wolfgang Effenberger
ein-kleiner-ausschnitt-aus-der-weltgeschichte

Ein kleiner Ausschnitt aus der Weltgeschichte

Published On: 20. Juli 2023 11:45

Nur durch einen Zufall überlebte Hitler das Attentat am 20. Juli 1944. Wenn die Tat erfolgreich gewesen wäre, hätte viel weiteres Unheil vermieden werden können. Der Einarmige mit der Augenklappe, der vor ihm steht, ist Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Sie waren vor der Olympiade in Berlin für zwei Jahre zusammen an der Hannoveraner Kavallerieschule. Stauffenberg hat sich wegen seiner Schwerhörigkeit einen Platz direkt am Kartentisch erbeten, um der Lagebesprechung besser folgen zu können. Doch kaum hat diese begonnen, verlässt er für ein dringendes Telefonat die Baracke in der „Wolfsschanze“. Brandt, der Stabsoffizier, kann an dem langen Eichentisch einen Platz aufrücken. Nur die Aktentasche stört ihn, die Stauffenberg dort zurückgelassen hat. Mit dem Fuß befördert er sie auf die andere Seite des Tischsockels, weg vom Führer. Zwei Minuten später explodiert die Bombe und reißt ihm den Fuß ab. So könnte es gewesen sein. Ob es Brandt oder der neben ihm stehende General Schmundt gewesen ist, der die Tasche um den entscheidenden Fußbreit verschoben hat, konnte nie endgültig geklärt werden. Schmundt wurde sofort getötet, Brandt starb einen Tag später im Lazarett an seinen schweren Verletzungen, während das eigentliche Ziel des Attentats nur ein paar Schrammen davontrug. Wenn es tatsächlich Brandt war, könnte er Hitler an diesem 20. Juli 1944 unwissentlich und wohl auch unwillentlich bereits zum zweiten Mal das Leben gerettet haben. Knapp anderthalb Jahre zuvor hatte er den Führer zu einem Besuch der Heeresgruppe Mitte nach Smolensk begleitet. Deren Oberbefehlshaber Henning von Tresckow bat den Stabsoffizier darum, auf dem Rückflug ein Paket mitzunehmen, angeblich mit zwei Flaschen Likör für einen Freund. Damals explodierte die Bombe nicht, weil Brandt das „Geschenk“ im eiskalten Frachtraum verstaut hatte, wo der Zünder einfror. Zwei Zufälle, die umso tragischer anmuten, als Heinz Brandt möglicherweise selbst mit den Attentätern sympathisierte, in ihre konkreten Planungen allerdings nicht eingeweiht war.

Nach dem Attentat triumphierte Hitler auf der Krankenstation der „Wolfsschanze“, wo er seine leichten Verletzungen versorgen ließ. Gerettet hatten ihn Brandts Fuß und ein organisatorisches Versäumnis der Attentäter. Als Stauffenberg sich nach der vorherigen Besprechung mit dem hitlertreuen Feldmarschall Keitel in ein Nebenzimmer zurückzog, schaffte er dort lediglich, eine von zwei Bomben scharfzumachen und in seine Aktentasche zu stopfen. Hätten er und sein Adjutant von Haeften die zweite Ladung vorher in der Tasche platziert, hätte später die doppelte Wucht der Detonation wahrscheinlich alle Anwesenden in der Lagebaracke getötet. Kurz nach der Explosion sah Erich Fellgiebel, General der Nachrichtentruppen und Mitverschwörer, Hitler auf dem Gelände herumlaufen und über seine ruinierte Hose lamentieren. Darauf telegraphierte er an General Thiele, den Kontaktmann im Berliner Bendlerblock, und gab den Satz durch „Es ist etwas Furchtbares passiert. Der Führer lebt“, verbunden mit der Anweisung, die „Operation Walküre“ trotzdem anlaufen zu lassen. Als Hitler später erfuhr, dass Fellgiebel zu den Verschwörern gehörte, wunderte er sich, dass dieser ihn nicht sofort niedergeschossen habe. Trotzdem hätte „Walküre“ noch gelingen können, wären nach Fellgiebels Anruf die von den Verschwörern geplanten Maßnahmen nach dem Attentat sofort angelaufen. Doch Thiele verlor, nachdem er Fellgiebels Nachricht erhalten hatte, den Kopf und ging erst einmal zwei Stunden spazieren, anstatt „Walküre“ auszulösen. Zwei entscheidende Stunden, in denen vollendete Tatsachen hätten geschaffen werden können. Stattdessen kam es über die nur teilweise gekappten Kommunikationskanäle zu einem Wettlauf der Verlautbarungen zwischen den Verschwörern im Bendlerblock und dem Führerhauptquartier. Erst als Stauffenberg persönlich bei den Mitverschwörern im Bendlerblock eintraf, wurde das Wachbataillon angewiesen, das Regierungsviertel abzuriegeln und Goebbels und andere NS-Größen festzunehmen. Selbst jetzt noch hätte der Staatsstreich glücken können, so wie er in Hamburg, Wien, im besetzten Paris und anderswo glückte. Offenbar waren weite Teile der Wehrmacht bereit, die Stützen des NS-Systems zu beseitigen, wenn sie nur die Gewissheit erhielten, dass der Führer nicht mehr war. Major Remer, Kommandeur des Wachbataillons, hätte auch die Anweisungen der Verschwörer ausgeführt, wäre nicht der NS-Führungsoffizier Hagen anwesend gewesen, der Remer überredete, entgegen seiner Befehle Rücksprache mit dem Propagandaminister zu halten. Goebbels stellte eine persönliche Verbindung zu Hitler her, woraufhin Remer das Wachbataillon gegen die Verschwörer

Original Artikel Teaser

Ein Fußbreit Weltgeschichte

Nur einem Zufall hatte es Hitler zu verdanken, dass er das Attentat am 20. Juli 1944 überlebte. Wäre die Tat gelungen, hätte viel weiteres Unheil vermieden werden können – im Krieg und danach. Den Einarmigen mit der Augenklappe, der vor ihm steht, kennt Heinz Brandt von früher. Es ist der Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Vor der Olympiade in Berlin waren sie für zwei Jahre zusammen an der Hannoveraner Kavallerieschule, bevor sich ihre Wege wieder trennten. Stauffenberg hat sich wegen seiner verletzungsbedingten Schwerhörigkeit einen Platz direkt am Kartentisch erbeten, um der Lagebesprechung besser folgen zu können. Doch kaum hat diese begonnen, verlässt er für ein dringendes Telefonat die Baracke in der „Wolfsschanze“, Hitlers ostpreußischem Hauptquartier. Brandt, der trotz seiner

Details zu Ein Fußbreit Weltgeschichte

Categories: Achgut, Deutsch, QuellenTags: , , Daily Views: 1Total Views: 26
neuester-rundbrief-von-freeassangeberlinNeuester Rundbrief von FreeAssangeBerlin
dgb-ist-teil-der-kriegsfront-|-geschrieben-von-wolfgang-effenbergerDGB ist Teil der Kriegsfront | Geschrieben von Wolfgang Effenberger