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Penicillin-Allergie ist häufig keine echte Allergie

Published On: 1. August 2023 9:22

Martina Frei / 1.08.2023

Erwachsene, die glauben, allergisch auf Penicillin zu sein, vertragen es in der Regel gut. Eine Studie hat gezeigt, dass sich über 97 von 100 Personen geirrt haben. Penicillin ist ein bewährtes und kostengünstiges Antibiotikum. Bei vielen bakteriellen Infektionen, die eine antibiotische Behandlung erfordern, ist Penicillin, insbesondere das sogenannte „Amoxicillin“, die erste Wahl – es sei denn, der Patient berichtet von einer Penicillin-Allergie. Etwa einer von fünf bis zehn Patienten gibt an, in der Vergangenheit bereits allergisch auf dieses Antibiotikum reagiert zu haben. Oft handelt es sich dabei jedoch nicht um eine Allergie, sondern lediglich um einen Hautausschlag, der als Folge einer Virusinfektion auftritt – die Betroffenen wissen dies jedoch nicht und vermeiden daher vorsichtshalber jede Behandlung mit Penicillin. In solchen Fällen werden sie dann mit einem anderen Antibiotikum behandelt, das die Darmflora stärker beeinträchtigt, schlechter verträglich ist oder nicht so gut auf die Bakterien abgestimmt ist wie Penicillin.

Zwei Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Es lohnt sich, den Arzt oder die Ärztin auf die vermeintliche Penicillin-Allergie anzusprechen. Denn eine Studie in der Fachzeitschrift „Jama Internal Medicine“ zeigt nun: Die meisten Erwachsenen, die glauben, an einer Penicillin-Allergie zu leiden, vertragen das Antibiotikum gut – vorausgesetzt, sie erfüllen zwei Voraussetzungen. Die erste Voraussetzung in der Studie war, dass sie zuvor nie stark allergisch auf irgendetwas reagiert hatten und nie unter schwerwiegenden Nebenwirkungen nach der Einnahme von Medikamenten gelitten hatten. Die zweite Voraussetzung war, dass sie beim sogenannten „PEN-fast“-Test null oder höchstens einen Punkt erreichten (neun Studienteilnehmer hatten sogar 2 Punkte). Dieser Test besteht aus drei Fragen: Liegt die letzte Reaktion auf Penicillin fünf Jahre oder weniger zurück? Wenn ja: 2 Punkte. Gab es nach der Behandlung mit Penicillin eine allergische Schockreaktion, eine schwere Hautreaktion irgendwo am Körper oder eine Schwellung im Gesicht oder an der Zunge? Wenn ja: 2 Punkte. War die Reaktion auf Penicillin so stark, dass eine Behandlung erforderlich war? Wenn ja: 1 Punkt. Alle Punkte werden addiert. Je mehr Punkte, desto wahrscheinlicher ist eine Penicillin-Allergie. Von den Personen, die von einer Penicillin-Allergie berichten, aber in diesem Test null Punkte erreichen, ist weniger als eine von 100 tatsächlich allergisch dagegen. Von denen mit ein bis zwei Punkten reagiert etwa eine von 20 Personen bei einem Haut-Allergietest auf Penicillin.

Von 377 Personen hatten 372 keine Penicillin-Allergie

Das Experiment wurde an sechs Zentren in den USA und Australien durchgeführt. Von 377 Erwachsenen, die überzeugt waren, dass sie allergisch auf Penicillin reagieren, und die die oben genannten Voraussetzungen erfüllten, stellte sich heraus, dass 372 keine Penicillin-Allergie hatten. Die Teilnehmer im Alter von 35 bis 66 Jahren wurden per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt: Gruppe 1 unterzog sich zuerst einem Hauttest auf eine Penicillin-Allergie. Wenn dieser negativ war, erhielten sie unter ärztlicher Aufsicht eine niedrige Dosis Penicillin. Gruppe 2 erhielt direkt eine niedrige Dosis Penicillin und wurde ebenfalls medizinisch überwacht. In beiden Gruppen reagierte jeweils eine Frau innerhalb von 60 Minuten nach der Einnahme mit einem juckenden, allergischen Hautausschlag, der nach Behandlung mit einem antiallergischen Medikament verschwand. In den fünf Tagen nach dem Experiment berichteten insgesamt zehn Personen in Gruppe 1 und neun in Gruppe 2 von leichten allergischen Reaktionen. Es gab keine schwerwiegenden Zwischenfälle. Selbst bei zwei von vier Personen, bei denen der Haut-Allergietest positiv war und die fälschlicherweise dennoch eine Dosis Penicillin erhielten, trat glücklicherweise nichts auf. Die Studienautoren erklären dies damit, dass der Hauttest eine Penicillin-Allergie nur in etwa 50 bis 75 Prozent der Fälle korrekt vorhersagt. Jeder Zweite bis Vierte mit einem „positiven“ Hauttest verträgt Penicillin trotzdem.

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1 Personen, die mit antiallergischen Medikamenten behandelt wurden, schwanger waren oder so schwer krank waren, dass eine Teilnahme an der Studie nicht ratsam schien, wurden von der Studie ausgeschlossen.

Themenbezogene Interessenbindung der Autorin/des Autors

Keine

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Meinungen in Beiträgen auf Infosperber entsprechen jeweils den persönlichen Einschätzungen der Autorin oder des Autors

Original Artikel Teaser

Penicillin-Allergie ist oft keine

Martina Frei / 1.08.2023  Erwachsene, die glauben, allergisch auf Penicillin zu sein, vertragen es meist gut. In einer Studie irrten sich über 97 von 100. Penicillin ist ein bewährtes und preiswertes Antibiotikum. Bei vielen bakteriellen Infektionen, die eine antibiotische Behandlung erfordern, ist beispielsweise das «Amoxicillin» genannte Penicillin die erste Wahl – es sei denn, der oder die Patientin berichtet von einer Penicillin-Allergie. Etwa einer von fünf bis zehn Kranken gibt im Spital an, früher schon einmal allergisch auf dieses Antibiotikum reagiert zu haben.  Oft handelte es sich dabei aber nicht um eine Allergie, sondern bloss um einen Hautausschlag, der im Gefolge eines Virusinfekts auftrat – nur wissen das die Betroffenen nicht, die fortan jede Behandlung mit einem Penicillin vorsichtshalber vermeiden. 

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