Radikalismus getarnt als Ethik

Ich bin ein großer Fan der Werte und Ideen der Aufklärung. Ebenso schätze ich die Grundprinzipien der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Mein Wertesystem basiert auf den Ideen der Vernunftethik und Freiheit. Es ist offensichtlich, dass wir weder in Zeiten der Aufklärung leben noch in einer aufgeklärten Zeit. Es reicht nicht aus, während der Schulzeit ein paar Dinge über die Aufklärung zu lesen, um ein aufgeklärter Mensch zu sein. Das Schulsystem fördert selten eigenständiges Denken. Es wäre wünschenswert, dass das Lehren auf der sokratischen Methode basiert und den freien Geist fördert. Aber unser System zielt darauf ab, uns zu funktionalen Mitgliedern der Gesellschaft zu erziehen. Die Demokratie ist in einem weniger edlen Zustand als uns von Schule, Presse und Politik vorgegaukelt wird. Der Rechtsstaat leidet zunehmend an Ideologie. Beides ist weit entfernt von „failed states“, aber dennoch offensichtlich genug, um immer mehr Menschen abzustoßen. Anstatt Probleme anzuerkennen und Kritik zu diskutieren, versuchen die Schaltstellen der Demokratie, die Defizite zu überdecken und so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Offiziell leben wir im „besten Deutschland, das wir je hatten“, im Utopia der Werte und Ethik. Unter dem Deckmantel der Ethik breitet sich jedoch Radikalismus aus, insbesondere unter Kapitalismuskritikern. Es ist eine kapitalismuskonforme Form der Ablasszahlung. Wer es sich leisten kann, kauft sich Moral. Die Suche nach Moral ist ein komplexer Prozess, der nie abgeschlossen ist. Die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung von Moral ist langwierig und schmerzhaft. In Zeiten des Online-Handels und des Konsums wollen wir Moral und glaubwürdige Ersatzmoral sofort haben. Ein beliebter Weg für Bequemlichkeit ist das Halten von Pappschildern. Das Pappschild, einst ein stolzer Baum, wird reduziert auf hohle Phrasen und verkürzte Rhetorik. Es ist ein Symbol für gewünschte Moral, die selten überzeugend ist. Die Pappschildhalter schreien „Stoppt den Klimawandel!“ und fordern, dass andere etwas tun sollen. Sie verabschieden sich nach einem Wochenende der Revolution und kehren am Montag in ihren bequemen Alltag zurück. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass jeder Mensch eine wichtige Funktion erfüllt. Aber wer die Welt retten will, sollte darüber nachdenken, einen Beruf zu wählen, der dazu beiträgt, neue technische Methoden zur effizienteren Ressourcennutzung zu entwickeln. Das würde jedoch Mühe erfordern und die Auseinandersetzung mit der Realität. Das Privileg des Wohlstands erzeugt in den Reihen der Privilegienbekämpfer ein schlechtes Gewissen. Sie wollen etwas tun, das ihre Bequemlichkeit nicht gefährdet, aber der Welt zeigt, wie gut sie es meinen. Das Halten von Pappschildern und das Anbringen von Regenbogenbinden sind günstige und einfache Möglichkeiten, um sich moralisch zu fühlen. Die Reduktion der Demokratie auf Sex und Pappschilder reduziert den öffentlichen Diskurs und den Pluralismus. Die Revolution der Weltenretter ist billig und einfach umzusetzen. Die Idee, den Klimawandel wegzuschreien, erinnert an das Trommeln für Regen. Es ist enttäuschend zu sehen, dass solche Glaubenssätze immer noch existieren. Zynismus widerspricht nicht

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Radikalismus unter dem Deckmantel der Ethik

Ich liebe die Werte und Grundgedanken der Aufklärung. Nicht minder liebe ich die Grundgedanken der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Auf den Werten und Ideen der Vernunftethik und Freiheit fußt mein Wertegefüge. Von Susannah Winter Festzustellen bleibt, dass wir heute weder in Zeiten der Aufklärung noch in aufgeklärten Zeiten leben. Offensichtlich ist es nicht genug, während der schulpflichtigen Zeit mal ein paar Dinge über Aufklärung gelesen zu haben, um ein aufgeklärter Mensch zu sein, der aber gleichzeitig im Schulsystem doch nur auswendig lernt und wiederkäut und dabei selten einen selbständigen Gedanken fasst oder fassen darf. Wünschenswert wäre Lehre, die auf der sokratischen Methode aufbaut und den autonomen freien Geist fördert, das selbständige Denken. Aber unser System will zum Funktionieren erziehen. So sei

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