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Der Sonntagsfahrer: Personen am Rand der Straße

Published On: 13. August 2023 6:15

An den Hauptstraßen bayrischer Städte präsentiert sich das politische Führungspersonal für die bevorstehende Wahl. Die Politiker sagen jedoch nichts, sie sind nur da und schauen dich an. Eine Pappkameradin hängt direkt vor meinem Badezimmerfenster und sorgt auf vielfältige Weise für Unterhaltung. In Bayern ist Wahlkampf. Das wurde mir vor ein paar Tagen klar, als ich morgens beim Zähneputzen durch die Jalousie aus dem Fenster spähte. Mein Blick fällt direkt auf den Bürgersteig, der nur zwei Meter entfernt ist. Die Straßenbahn fährt so nah vorbei, dass ich ihre Erschütterungen am Boden spüre, lange bevor sie tatsächlich auftaucht. Seit ich in der Nähe der Gleise wohne, fühle ich mich wie ein Elefant, der Erdbeben voraussagt, besonders wenn ich dabei auf die Waage steige. Außerdem weiß ich immer die Uhrzeit, denn die Straßenbahn fährt tagsüber alle fünf Minuten. Aber an diesem Morgen beunruhigte mich eine andere Sache. An dem Parkverbotsschild direkt vor dem Fenster ist ein Plakat befestigt. Und darauf ist eine junge Frau abgebildet, die mich riesengroß und formatfüllend direkt mit ihren Augen fixiert. Es ist unmöglich, an ihr vorbeizublicken. „Wähl Stephanie Schuhknecht“, steht unter ihrem Bild, „Alle Stimmen für Grün“. Und das vor dem Frühstück. Vor Schreck habe ich erst mal den Wasserhahn abgedreht, der während des Zähneputzens weiterlief. Schließlich blickt Frau Schuhknecht direkt in mein Badezimmer. Man will sich ja bei so hohem Besuch nicht danebenbenehmen. Zum Glück rasiere ich mich nass, das heißt, ich brauche dafür keinen Strom, was meine elektrische Zahnbürste praktisch klimaneutral macht, man nennt das CO2-Kompensation. Das Duschen habe ich für die Zeit der Anwesenheit von Frau Schuhknecht – also bis zum 8. Oktober – auf drei Minuten verkürzt, damit sie sich in guter Gesellschaft wertgeschätzt fühlt. Auf dem Weg zum Bäcker musste ich dann feststellen, dass Frau Schuhknecht nicht alleine gekommen ist. Es gibt praktisch keinen Baum und keinen Laternenpfahl, an dem nicht ein politischer Würdenträger hängt. Im Feierabendstau und an der Haltestelle sollen die Leute etwas zum Staunen haben. Eine neue Initiative fesselte sofort meine Aufmerksamkeit: „Kangoo“. Klingt schon mal frisch und nach einem großen Sprung. Doch es handelt sich nicht um eine politische Organisation, sondern um Werbung für ein „Hüpfburgenland“ auf dem Gögginger Festplatz. Schade, dass „Kangoo“ nicht auf dem Wahlzettel steht, das wäre doch mal ein großer Sprung für die künftige Gestaltung des Landes. „Weil er sich um die Pflege kümmert“ Aber auch so präsentierte sich Bayern in parteipolitischer Buntheit: Die grünen Grünen, die grünen Schwarzen, die grünen Roten, die grünen Gelben, die grünen Linken und die grüne ÖDP. Außerdem die teilgrünen Freien Wähler. Nur die AfD fehlt merkwürdigerweise in meiner Straße. Kein Plakat, nirgendwo. Ich glaube, die brauchen gar keine Werbung. Die der anderen reicht ja. Etwa wenn die grünen Grünen das Publikum auffordern: „Wähle billigen Strom“. Für die CSU verspricht Leo Dietz: „Gut für Augsburg“. Auch Susanne Rößner und Ferdinand Traub von den Freien Wählern wollen „Anpacken für Augsburg“. Anna Rasehorn von der SPD mag es persönlicher: „Soziale Politik für Dich“. Die ÖDP macht es knapp: „Ö oder nie“ (das löste in mir beim Betrachten ein freudsches Missverständnis aus: „Nö“). Der Linke Kandidat empfiehlt sich indes, „weil er sich um die Pflege kümmert“. Um welche Pflege es sich handelt, bleibt aber ein wenig nebulös. Ich fürchte aber, nicht um meine. Ansonsten sind sich viele Kandidaten mit ihrem Konterfei und dem Parteinamen selbst genug: Wer nichts sagt, kann auch nichts Verkehrtes sagen. Dies ist ja ohne Zweifel die Maxime jedes Bürgers, der etwas zu verlieren hat, beispielsweise ein Landtagsmandat. Doch dann fand ich an der Straßenbahn noch ein riesiges Plakat, das die Botschaften der Wettbewerber für das Publikum gekonnt auf den Punkt brachte: „Lotto: Das Leben zum Wunschkonz

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Der Sonntagsfahrer: Figuren am Straßenrand

An den Ausfallstraßen bayrischer Städte präsentiert sich das politische Führungspersonal für die kommende Wahl. Die Herrschaften sagen aber nix, sie sind nur da und schauen dich an. Eine Pappkameradin hängt direkt vor meinem Badezimmerfenster und sorgt in vielfältiger Form für Unterhaltung. In Bayern ist Wahlkampf. Das wurde mir vor ein paar Tagen klar, als ich morgens beim Zähneputzen durch die Jalousie aus dem Fenster spähte. Mein Blick fällt direkt auf den zwei Meter entfernten Bürgersteig. Die Straßenbahn fährt so dicht vorbei, dass ich ihre Erschütterungen am Boden spüre, und zwar schon lange, bevor sie tatsächlich auftaucht. Seit ich an den Gleisen wohne, fühle ich mich wie ein Elefant, der Erdbeben vorausahnt, besonders wenn ich dabei auf die Waage steige. Außerdem weiß

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