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Benedikt Maria Trappen: „Es existieren immer noch Gedichte“ – Haikus als Gegenmittel gegen den Schmerz

Published On: 14. August 2023 18:24

Im Gedicht bin ich zu Hause“, lautet der erste Vers des Gedichtbands von Benedikt Maria Trappen. Der Autor behauptet, dass alles „bedeutsam“ ist, wenn es in Gedichtform ausgedrückt wird. Dies ist eine kühne Aussage, die viele Gedichte leider nicht erfüllen. Die meisten von Trappens Gedichten tun es jedoch. Benedikt Maria Trappen ist nicht nur ein philosophisch geschulter Kopf, sondern auch ein studierter Germanist und Rektor einer Grundschule, was für eine gewisse Bodenhaftung sorgt. Sein Buch mit dem provokanten Titel „Noch immer gibt es Gedichte. Leben. Schreiben. Lesen“ besteht aus Gedichten und klaren Prosatexten und ist Reiner und Elisabeth Kunze zum 90. Geburtstag gewidmet. Die beiden sind seit Jahrzehnten mit ihm befreundet, sogar Faksimiles von Kunze-Briefen sind abgedruckt, um die Nähe zu illustrieren. Trappens Gedichte atmen die Lakonie des lyrischen Altmeisters, dem er sich im Denken und Schreiben verbunden fühlt. Das Haiku beschwört das Unveränderliche im Einmaligen. Trappens Gedichte ähneln denen seines Vorbildes, sind jedoch insgesamt weniger ehrgeizig als die von Kunze, dessen Gedichte immer auch belehrend und sprichwörtlich sind. Natürlich beansprucht der Autor Trappen, der ein Kenner fernöstlichen, weltflüchtigen Denkens ist, nicht das Alleinstellungsmerkmal von Kunze für sich. Wie alle Haiku-Dichter denkt und dichtet Benedikt Maria Trappen in Jahreszeiten. Denn Haikus sind konkret, den Dingen und Stimmungen zugewandt. Sie erzählen von einmaligen Situationen und verstehen sich nicht als Lebensweisheit oder Sentenz. Das Haiku zeigt, was ist. Es beschwört das Unveränderliche im Einmaligen. Der Haiku-Dichter meidet Ich-Spaltungen und Problematisierungen und kennt auch keine Metaphysik. Er drückt kein Leiden aus, sondern das So-Sein. Das Haiku erklärt nicht, räsoniert nicht, es trifft. Der Haiku-Dichter ist ein Universalpoet, weil er im Konkreten das Allgemeine sichtbar macht. Er kennt jedoch auch die Widersprüchlichkeit des Schönen. Auch das Hässliche wird erwähnt, wenn es ins Leben passt. Belege dafür finden sich im Kapitel „Zen Geist“. Dort wird auch ein japanischer Referenz-Dichter namens Kodo Sawaki genannt. Aber der deutsche Autor weigert sich, nur Namen zu nennen, man müsse einfach weitermachen, „ohne Spuren zu hinterlassen“. Natürlich ist solch ein Buch der glatte Gegenbeweis, zum Glück. Im Gedicht „Bergmannsdorf“ wird auch das Hässliche erwähnt, aber nur, wenn es ins Leben passt. Sonst bleibt der Schmerz draußen, die Blumen des Bösen. Es ist ein gereinigter Blick, den Trappen auf die Welt wirft, sie ist schön geheimnisvoll, nichts stört die Anschauung. „Auch das Grab ist auf Zeit.“ Ja, alles zerfällt. Aber die Weltreligionen haben Antworten für das große Danach. Solche Lösungen sind in Benedikt Maria Trappens Gedichten und hinter seiner Prosa meisterlich versteckt. Man muss sie finden, erlesen. Der Verstand kommt bei diesem Autor nicht gut weg, auch die Rationalität nicht. Spinoza, der den Geist und die Materie feierte, wäre das Gegenprogramm. Das Erkenntnis-Szepter wird schnell wieder abgegeben. Im Gedicht „Corona Frühling“ blitzt die Rationalität kurz auf, ironisch gebrochen. Aber die „atemberaubende Präzision“, ein anderes Wort für die medizinischen und staatlichen Maßnahmen gegen Covid-19, wird von einem „erregten Menschen“ ins Werk gesetzt. Ein Gedicht, das mit viel Ironie der Political Correctness und ihren zeitgeistlichen Fallen entgeht. Der anschließende Kommentar nach Art eines Zeitungskommentars gibt demütig das Erkenntnis-Szepter wieder ab. Nun ist Gott der große Regisseur, sein Wille geschieht, wir Menschen sind nur „Mitspieler im Weltspiel“. Ein Gottesbeweis? Dafür ist die Haltung des Autors zu zurückhaltend, vieldeutig interpretierbar. Auch für den Staat, der vermeintlich alles im Griff hat. Denn für Politiker gibt es keinen Konjunktiv. Davon handelt auf hintersinnige Weise das auf die Gegenwartsarabeske folgende Prosastück über das Verhalten an der Kletterwand. Auch beim Klettern geht es, wie beim Haiku, konkret zu. Hier hat der Konjunktiv nichts verloren, sondern nur der feste Griff in die Wand. Die Gelegenheitsgedichte über eine Radwanderung an der Mosel oder die Reise durch das „Bilderbuch“ der Finnmark und nach Lappland erscheinen eher belanglos. Der Autor verschont auch seine eigene

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Benedikt Maria Trappen: „Noch immer gibt es Gedichte“Haikus gegen den Schmerz

„Im Gedicht bin ich zu Haus“, heißt es im ersten Poem des Bandes von Benedikt Maria Trappen. Alles sei „bedeutsam“, wenn es in Gedichtform gesagt werde, meint der Autor. Das ist ein kühner Satz, den viele Gedichte leider nicht einlösen. Seine zum größten Teil schon. Benedikt Maria Trappen ist nicht nur ein philosophisch geschulter Kopf, sondern auch studierter Germanist. Und Rektor einer Grundschule, was für eine gewisse Bodenhaftung sorgt. Sein Buch mit dem trotzigen Titel „Noch immer gibt es Gedichte. Leben. Schreiben. Lesen“, das aus Gedichten und luziden Prosatexten besteht, hat er Reiner und Elisabeth Kunze „zum 90. Geburtstag“ gewidmet. Beiden ist er seit Jahrzehnten in Freundschaft verbunden; sogar Faksimiles von Kunze-Briefen sind abgedruckt, um die Nähe zu illustrieren. So

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