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Benedikt Maria Trappen: „Es existieren weiterhin Gedichte“ – Haikus als Mittel gegen den Schmerz

Published On: 14. August 2023 3:00

Im Gedicht bin ich zu Hause“, sagt Benedikt Maria Trappen in seinem ersten Gedichtband. Er meint, dass alles „bedeutsam“ wird, wenn es in Form eines Gedichts ausgedrückt wird. Das ist ein gewagter Satz, den jedoch viele Gedichte leider nicht erfüllen. Die meisten von Trappens Gedichten tun es jedoch. Benedikt Maria Trappen ist nicht nur ein philosophisch gebildeter Kopf, sondern auch ein studierter Germanist und Rektor einer Grundschule, was für eine gewisse Bodenhaftung sorgt. Sein Buch mit dem provokanten Titel „Noch immer gibt es Gedichte. Leben. Schreiben. Lesen“ besteht aus Gedichten und klaren Prosatexten und ist Reiner und Elisabeth Kunze „zum 90. Geburtstag“ gewidmet. Die beiden sind seit Jahrzehnten mit ihm befreundet; sogar Faksimiles von Kunze-Briefen sind abgedruckt, um die Nähe zu illustrieren. Trappens Gedichte atmen die Lakonie des lyrischen Altmeisters, dem er sich im Denken und Schreiben verbunden fühlt. Das Haiku beschwört das Unveränderliche im Einmaligen. Benedikt Maria Trappen: Noch immer gibt es Gedichte. Jetzt im JF-Buchdienst bestellen. Trappens Gedichte sind haikuhaft wie die seines Vorbildes, aber insgesamt weniger ehrgeizig als die von Kunze, dessen Gedichte immer auch belehrend und sprichwörtlich sind. Natürlich beansprucht der Autor Trappen, der ein Kenner fernöstlichen, weltflüchtigen Denkens ist, nicht das Alleinstellungsmerkmal von Kunze für sich. Wie alle Haiku-Dichter denkt und dichtet Benedikt Maria Trappen in Jahreszeiten. Denn Haikus sind konkret und den Dingen und Stimmungen zugewandt. Sie erzählen von einmaligen Situationen und verstehen sich nicht als Lebensweisheit oder Sentenz. Das Haiku zeigt, was ist. Es beschwört das Unveränderliche im Einmaligen. Der Haiku-Dichter vermeidet Ich-Spaltungen und Problematisierungen und kennt auch keine Metaphysik. Er drückt kein Leiden aus, sondern das Sein. Das Haiku erklärt nicht, räsoniert nicht, es trifft. Der Haiku-Dichter ist ein Universalpoet, weil er im Konkreten das Allgemeine sichtbar macht. Er kennt jedoch auch die Widersprüchlichkeit des Schönen. Auch das Hässliche wird erwähnt, wenn es ins Leben passt. Belege dafür finden sich im Kapitel „Zen Geist“. Dort wird auch der japanische Referenz-Dichter Kodo Sawaki genannt. Aber der deutsche Autor weigert sich, nur Namen zu nennen, man müsse einfach weitermachen, „ohne Spuren zu hinterlassen“. Natürlich ist solch ein Buch der klare Gegenbeweis, zum Glück. Im Gedicht „Bergmannsdorf“ wird auch das Hässliche erwähnt, aber nur, wenn es ins Leben passt. Ansonsten bleibt der Schmerz draußen, die Blumen des Bösen. Es ist ein klarer Blick, den Trappen auf die Welt wirft, sie ist schön geheimnisvoll, nichts stört die Betrachtung. „Auch das Grab ist zeitlich begrenzt.“ Ja, alles zerfällt. Aber die Weltreligionen haben Antworten für das große Danach. Solche Lösungen sind in Benedikt Maria Trappens Gedichten und hinter seiner Prosa meisterhaft versteckt. Man muss sie finden, erlesen. Der Verstand kommt bei diesem Autor nicht gut weg, auch nicht die Rationalität. Spinoza, der den Geist und die Materie feierte, wäre das Gegenprogramm. Das Erkenntnis-Szepter wird schnell wieder abgegeben. Im Gedicht „Corona Frühling“ blitzt die Rationalität kurz auf, ironisch gebrochen. Aber die „atemberaubende Präzision“, ein anderes Wort für die medizinischen und staatlichen Maßnahmen gegen Covid-19, wird von einem „erregten Menschen“ ins Werk gesetzt. Ein Gedicht, das mit viel Ironie der Political Correctness und ihren zeitgeistlichen Fallen entgeht. Der anschließende Kommentar in Form eines Zeitungskommentars gibt demütig das Erkenntnis-Szepter wieder ab. Nun ist Gott der große Regisseur, sein Wille geschieht, wir Menschen sind nur „Mitspieler im Weltspiel“. Ein Gottesbeweis? Dafür ist die Haltung des Autors zu zurückhaltend, vieldeutig interpretierbar. Auch für den Staat, der vermeintlich alles im Griff hat. Denn für Politiker gibt es keinen Konjunktiv. Darum geht es auf hinterlistige Weise im anschließenden Prosastück über das Verhalten an der Kletterwand. Auch beim Klettern geht es, wie beim Haiku, konkret zu. Hier hat der Konjunktiv keinen Platz, sondern nur der feste Griff in die Wand. Die Gelegenheitsgedichte wirken eher belanglos. Der Autor verschont auch seine eigene Person nicht und erzählt Erhellendes und Lustiges über sich

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Benedikt Maria Trappen: „Noch immer gibt es Gedichte“Haikus gegen den Schmerz

„Im Gedicht bin ich zu Haus“, heißt es im ersten Poem des Bandes von Benedikt Maria Trappen. Alles sei „bedeutsam“, wenn es in Gedichtform gesagt werde, meint der Autor. Das ist ein kühner Satz, den viele Gedichte leider nicht einlösen. Seine zum größten Teil schon. Benedikt Maria Trappen ist nicht nur ein philosophisch geschulter Kopf, sondern auch studierter Germanist. Und Rektor einer Grundschule, was für eine gewisse Bodenhaftung sorgt. Sein Buch mit dem trotzigen Titel „Noch immer gibt es Gedichte. Leben. Schreiben. Lesen“, das aus Gedichten und luziden Prosatexten besteht, hat er Reiner und Elisabeth Kunze „zum 90. Geburtstag“ gewidmet. Beiden ist er seit Jahrzehnten in Freundschaft verbunden; sogar Faksimiles von Kunze-Briefen sind abgedruckt, um die Nähe zu illustrieren. So

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