us-protestsong-erreicht-bald-40-millionen-aufrufeUS-Protestsong erreicht bald 40 Millionen Aufrufe
universitaeten-sind-die-grundpfeiler-des-regimes-der-wahrheit“-–-mit-prof-dr.-michael-meyenUniversitäten sind die Grundpfeiler des Regimes der Wahrheit" - mit Prof. Dr. Michael Meyen
arztserien:-spannende-dramen-ueber-die-realitaet-im-krankenhaus

Arztserien: Spannende Dramen über die Realität im Krankenhaus

Published On: 24. August 2023 10:23

Pascal Derungs / 24.08.2023 Klinikfiktionen fesseln mit Hyperrealismus. Eine Historikerin hat sich jetzt mit den Nebenwirkungen solcher Serien beschäftigt. Arztserien gehören seit den 1950er Jahren weltweit zu den erfolgreichsten fiktionalen Fernseh-Formaten. Kaum ein Sender, der nicht eine oder gleich mehrere solcher Ärzteserien in seinem Unterhaltungsprogram bereitstellt. Mit ihrer hohen Reichweite prägen diese Serien die Vorstellungen von Medizin, Gesundheitsversorgung und den Gesundheitsberufen massgeblich – nicht ohne, teils unerwünschte, Nebenwirkungen, wie die Historikerin Nadia Pettannice auf der Plattform «Geschichte der Gegenwart» schreibt. Sie hat untersucht, wie sehr diese Serien die gesundheitspolitische und medizinische Realität verzerren, wie politisch sie sind und wie sie sich im Lauf der Jahrzehnte verändert haben. Das eingefleischte Publikum von «Emergency Room» (E.R.) könne sich durchaus einbilden, zur Durchführung eines Luftröhrenschnittes mittels Sackmesser, Kugelschreiber und Strohhalm in der Lage zu sein, vermutet die Historikerin. Denn hyperrealistische Darstellungen medizinischer Praktiken seien längst das führende Genremerkmal. Blockbuster wie «E.R.», «Grey’s Anatomy», «Chicago Med» oder «New Amsterdam» operierten damit und erzählten so Diagnosedramen mit starkem Gegenwartsbezug. Das schaffe Paralleluniversen, in denen kaleidoskopische Zerrbilder der aktuellen Gesundheitsversorgung erzeugt und in die Gesellschaft zurückgespiegelt würden.

Der Dauerbrenner «Grey’s Anatomy» hat Massstäbe gesetzt Nadia Pettannices Analyse räumt der Serie «Grey’s Anatomy» viel Raum ein. Sie existiert bereits seit 2005 und hat sich in den Jahren seither stets weiterentwickelt, um die laufende Aktualität in der Wissenschaft wie auch in der Gesellschaftspolitik einzubinden. Damit sticht sie positiv hervor aus dem bunten Mix der Klinikdramen. Zu Anfang habe das Grey Sloan Memorial Hospital gestrahlt «wie Zähne nach dem Bleaching» und die Figuren seien primär «intensiv mit ihren Liebeleien beschäftigt» gewesen, schreibt die Historikerin. Medizinisch Einschneidendes hätten sie oft «kaffeeschlürfend» besprochen. Dabei dehydriere echtes Gesundheitspersonal tagtäglich vor sich hin, kritisiert Pettannice. Sehr viel Detailliebe hingegen sei stets in die Medizinal- und Operationstechnik investiert worden. Die neusten Errungenschaften hätten regelmässige Gastauftritte erhalten: Davinci Operationsroboter, 3D-Herzhologramme und gezüchtete Organe seien noch vor ihrer breiten Einführung in der Serie bereits zu sehen gewesen. Ein ganzes Team beschäftige sich mit der Herstellung überzeugender Requisiten, vom schlagenden Herzen bis zu tuberkulösen Darmabschnitten. Dabei werde nicht nur auf Silicon zurückgegriffen. Die meisten gezeigten Organe stammten von Tieren, so etwa Kuhherzen und Lammgehirne, weiss Pettannice. Das Blut bestehe aus einer stinkenden Mischung aus Hühnerfett und Gelee. Die vielen Attrappen seien so faszinierend, dass Requisitenchefin Angela Whiting ihnen mit @greysprops einen eigenen Twitter-Kanal gewidmet habe.

Die Arztserie als politischer Kommentar zum Zeitgeschehen In sozialpolitischer Hinsicht attestiert Nadia Pettannice «Grey’s Anatomy» einen eigentlichen Reifeprozess. Hinter den Kulissen sei das eigene toxische Arbeitsklima auf dem Set angegangen worden und Hauptdarstellerin Ellen Pompeo habe durchgesetzt, dass sie besser entlöhnt wurde als ihr anfänglicher Sidekick Patrick Dempsey (Derek Sheperd). Nach dieser Verbesserung der inneren Kultur habe die Serie soziale und gesundheitspolitische Themen auch vor der Kamera immer stärker in den Vordergrund gerückt, darunter Waffengewalt, häusliche Gewalt, Immigrationspolitik, strukturellen Rassismus in der Medizin, Sexismus, Transplantationsgesetze, Transfeindlichkeit, Homophobie, Krankenversicherung, Drogen, Diskriminierung und Spitalpolitik. Spätestens seit Staffel 16 sei die Serie ein politischer Kommentar zum Zeitgeschehen, konstatiert die Historikerin Pettannice. Sie führt die Folge «Silent All These Years» aus dem Jahr 2019 an, in der explizit «Date-Rape, Rape-Culture, Victim-Blaming und Slut-Shaming» thematisiert werde. In Echtzeit werde die medizinische Beweissicherung nach einem körperlichen Angriff und sexuellem Missbrauch gezeigt. Hintergrund war der Fall der Psychologieprofessorin Christine Blasey Ford, die mit ihrem Vorwurf der sexuellen Bedrängung gegen den damaligen Supreme-Court Kandidaten Brett Kavanaugh bei der Justiz mangels Beweisen kein Gehör fand und danach öffentlicher Häme ausgesetzt war.

Corona als Lackmustest für den Realitätsanspruch des Genres Beim Ausbruch der ersten Corona-Welle habe «Grey’s Anatomy» die Grenzen zwischen Paralleluniversum und Realität noch weiter aufgeweicht. «Einerseits musste die Arbeitssicherheit gewährleistet und gleichzeitig überlegt werden, ob und wie die Pandemie in den Plot integriert werden könne», erinnert Pettannice. Manche Serienformate hätten die Pandemie in den Hintergrund gerückt oder schlicht ignoriert. (Anm. des Autors: Das gilt besonders für die populären deutschen Formate wie «Der Bergdoktor» oder «In aller Freundschaft», die einem wie Produkte von Coronaleugnern vorkamen und beim Betrachten sowohl Heiterkeit wie Ärger auslösten). Für Arztserien mit echtem Realitätsanspruch sei dieser Weg nicht opportun gewesen, «Grey’s Anatomy» habe die Pandemie gar zum Fokus der Staffel 17 gemacht. Pettannice schreibt: «Der Cast musste also während der Pandemie eben jene Pandemie spielen

Original Artikel Teaser

Arztserien: Faszinierende Melodramen um die Spital-Realität

Pascal Derungs / 24.08.2023  Klinikfiktionen fesseln mit Hyperrealismus. Eine Historikerin hat sich jetzt mit den Nebenwirkungen solcher Serien beschäftigt. Arztserien gehören seit den 1950er Jahren weltweit zu den erfolgreichsten fiktionalen Fernseh-Formaten. Kaum ein Sender, der nicht eine oder gleich mehrere solcher Ärzteserien in seinem Unterhaltungsprogram bereitstellt.  Mit ihrer hohen Reichweite prägen diese Serien die Vorstellungen von Medizin, Gesundheitsversorgung und den Gesundheitsberufen massgeblich – nicht ohne, teils unerwünschte, Nebenwirkungen, wie die Historikerin Nadia Pettannice auf der Plattform «Geschichte der Gegenwart» schreibt. Sie hat untersucht, wie sehr diese Serien die gesundheitspolitische und medizinische Realität verzerren, wie politisch sie sind und wie sie sich im Lauf der Jahrzehnte verändert haben.  Das eingefleischte Publikum von «Emergency Room» (E.R.) könne sich durchaus einbilden, zur Durchführung

Details zu Arztserien: Faszinierende Melodramen um die Spital-Realität

Categories: Corona, Deutsch, Infosperber, Politik, QuellenTags: Daily Views: 1Total Views: 19
us-protestsong-erreicht-bald-40-millionen-aufrufeUS-Protestsong erreicht bald 40 Millionen Aufrufe
universitaeten-sind-die-grundpfeiler-des-regimes-der-wahrheit“-–-mit-prof-dr.-michael-meyenUniversitäten sind die Grundpfeiler des Regimes der Wahrheit" - mit Prof. Dr. Michael Meyen