Wie die Pinochet-Diktatur in Chile auf deutsche Alt-Nazis im BND zählen konnte

Neue Untersuchungen haben die Rolle deutscher Alt-Nazis beim Putsch von General Augusto Pinochet gegen die Regierung von Salvador Allende am 11. September 1973 aufgedeckt. Eine Reihe von Zeugenaussagen beleuchtet dabei die Aktivitäten des ehemaligen SS-Standartenführers Walter Rauff und der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad. Rauff war bis Mitte der 1970er-Jahre für den Bundesnachrichtendienst in Chile tätig. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat vor kurzem die Erkenntnisse in einem Feature von Wilfried Huismann veröffentlicht.

Der Sturz von Allende durch das chilenische Militär im September 1973 erschütterte die Welt. Die Regierung der Unidad Popular hatte sich mit ihrem sozialistischen Programm und der Nationalisierung der Kupferminen die USA zum Feind gemacht. Nach einer Phase von von den USA gesteuerten Maßnahmen, die darauf abzielten, die chilenische Wirtschaft zum Zusammenbruch zu bringen und Allende so von der Macht zu entfernen, unternahm das Militär schließlich einen Putsch und begann mit seiner brutalen Unterdrückung der linken Kräfte im Land. Huismann hat in seiner Dokumentation auch die neuesten Erkenntnisse der Forschung aufgenommen, wonach der Zeitpunkt des Putsches eng mit Allendes Vorhaben zusammenhing, im polarisierten Land eine Volksabstimmung über die Fortsetzung seiner Regierung abzuhalten.

Rauff, ein ehemaliger Nazi, der 1984 in Santiago starb, spielte eine zentrale Rolle bei der Konsolidierung der Putschisten und der Militärdiktatur. Er brachte seine Erfahrungen aus der Zeit des deutschen Faschismus bei der Vernichtung von Oppositionellen ein. Er hatte enge Verbindungen zum Chef des chilenischen Geheimdienstes Dina, General Manuel Contreras. Zeugen bestätigen in dem Feature auch Rauffs führende Rolle bei der Organisation systematischer Folter und dem Verschwindenlassen von getöteten Oppositionellen. Obwohl der BND angibt, Rauff 1962 „abgeschaltet“ zu haben, widersprechen die Zeugen dieser Aussage. Die Dokumentation liefert auch neue Erkenntnisse über die Colonia Dignidad, eine deutsche Siedlung in Chile, die später wegen schwerer Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen umbenannt wurde. Die Siedlung war nicht nur ein Ort des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen, sondern auch ein geheimer Ort der Gefangenschaft und Folterung politischer Gegner der Diktatur.

Die deutsche Diplomatie wurde immer wieder kritisiert, weil sie nach dem Putsch von 1973 und im Zusammenhang mit der Colonia Dignidad als Komplize der Diktatur auftrat. Die Aussagen eines ehemaligen Pressesprechers an der deutschen Botschaft in Santiago werfen erneut Fragen über das Netzwerk des BND und seine ideologische Ausrichtung auf. Die Arbeit von Huismann liefert nun Material, um die politischen Leitlinien hinter der Unterstützung der Diktatur und der Sekte weiter zu untersuchen

Original Artikel Teaser

Wie die Pinochet-Diktatur in Chile sich auf deutsche Alt-Nazis im BND verlassen konnte

Neue Recherchen haben die Rolle deutscher Alt-Nazis beim Putsch von General Augusto Pinochet gegen die Regierung von Salvador Allende am 11. September 1973 bekannt gemacht. Eine Reihe von Zeugnissen beleuchtet dabei das Wirken des damals als Kriegsverbrecher gesuchten ehemaligen SS-Standartenführers Walter Rauff und der deutschen Sektensiedlung Colonia Dignidad. Walter war bis Mitte der 1970er-Jahre für den Bundesnachrichtendienst in Chile tätig. Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) hat die Erkenntnisse vor wenigen Tagen mit einem Feature von Wilfried Huismann gesendet. Von Marta Andujo. Der Sturz Allendes durch das chilenische Militär bewegte im September 1973 die Welt. Die Regierung der Unidad Popular hatte sich mit ihrem sozialistischen Programm und der Nationalisierung der Kupferminen die USA zum Feind gemacht. Nach einer Phase seitens der USA dirigierter

Details zu Wie die Pinochet-Diktatur in Chile sich auf deutsche Alt-Nazis im BND verlassen konnte