Japaner sollen ihre Identität bei Veranstaltungen mithilfe einer digitalen Bürgerkennzahl nachweisen | Von Norbert Häring

Ein Standpunkt von Norbert Häring: Die Japaner sind zwar begeisterte Nutzer digitaler Geräte, legen aber auch großen Wert auf ihre Privatsphäre. Aus diesem Grund wird die neue 12-stellige digitale Identifikationsnummer, die ihnen von der Regierung zugewiesen wurde, kaum genutzt. Der Digitalisierungsminister, der beim Weltwirtschaftsforum sehr beliebt ist, möchte dies unbedingt ändern. Als nächstes plant er, Veranstaltungsbesucher dazu zu zwingen, sich mit der digitalen ID auszuweisen. Die Digitalagentur der japanischen Regierung hat angekündigt, einen Demonstrationstest zur Nutzung der staatlich ausgestellten digitalen Identifikationsnummern im Veranstaltungsbereich durchzuführen. Dabei soll in Zusammenarbeit mit der großen Ticketagentur Pia Corp, dem Beratungsunternehmen Dream Incubator und anderen privaten Unternehmen untersucht werden, ob die Verwendung der sogenannten My-Number-Karten die Effizienz von Identitätskontrollen verbessern kann. Die Digitalagentur hofft, dass die Unternehmen die My-Number-Karten nach den Testergebnissen in vollem Umfang einsetzen werden, beispielsweise zur Altersüberprüfung vor dem Ausschank von alkoholischen Getränken und zur Verhinderung des Weiterverkaufs von personalisierten Eintrittskarten. Die Regierung möchte die unbeliebten My-Number-Karten weiter verbreiten und nutzen. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2019 nutzen nur 15% der Bevölkerung die Karten, was teilweise auf Datenschutzbedenken zurückzuführen ist. Seit Kono Taro, der an der Georgetown University in Washington studiert hat, im Jahr 2022 zum Minister für digitale Transformation ernannt wurde, hat die Regierung den Bürgern bereits Geldprämien für die Nutzung ihrer Karten angeboten und plant, sie ab dem nächsten Jahr zur Verwendung bei der Krankenversicherung zu zwingen. Trotz zahlreicher Berichte über Verknüpfungen von Krankenversicherungskarten, Arbeitsunfähigkeitsdaten und Bankkonten mit der falschen My-Number-ID einer Person, möchte der Digitalisierungsminister die Nutzung der Karten auf weiteren Gebieten durchsetzen. Die Initiative der japanischen Regierung und ihres Digitalministers passt gut zur globalen Initiative ID2020. ID2020 ist eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in New York, die von Microsoft, Accenture, der Impfallianz Gavi (die von der Stiftung des Microsoft-Gründers Bill Gates finanziert wird) und der Rockefeller Stiftung finanziert wird. Ziel der Organisation ist es, jedem Erdenbürger eine biometrisch mit ihm verknüpfte digitale Identität zu geben. Die Initiative und ihre Finanziers arbeiten eng mit dem Weltwirtschaftsforum zusammen, das als Plattform und Antreiber für das globale Projekt dient. Die Regierungen, IT-Konzerne und internationale Organisationen haben sich verpflichtet, zur Förderung der digitalen Identifikation zusammenzuarbeiten. Die Regierungen von Äthiopien und Deutschland haben bereits Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung digitaler Identitäten zu fördern. In Deutschland wurde die Nutzung einer digitalen Identität zur Bedingung für den Erhalt von Energie-Einmalzahlungen für Studenten und Kulturbudgets für 18-Jährige gemacht. Äthiopien hat eine digitale Identität zur Bedingung für den Erhalt staatlicher Hilfen gemacht. Die Strategie zur Durchsetzung digitaler Identitäten basiert oft auf einer Kombination aus Anreizen und Zwang. Trotz aller Beteuerungen zur Sicherheit und Vertraulichkeit der Daten bedeutet eine eindeutige digitale Identität das Ende der Privatsphäre, da unter dieser Identität alle Aktivitäten einer Person abrufbar sind. Der Digitalisierungsminister Kono Taro ist ein beliebter Redner beim Weltwirtschaftsforum und hat dort bereits mehrere Vorträge gehalten. Er war auch Teilnehmer des Davoser Jahrestreffens des Weltwirtschaftsforums und sprach dort über die Digitalisierungsstrategie der japanischen Regierung. Das Vorgehen des Digitalisierungsministers ist typisch für die globale Strategie zur Durchsetzung digitaler Identitäten. Wenn die Bürger nicht freiwillig davon überzeugt werden können, dass digitale Identitäten besser sind, werden sie mit Anreizen und Zwang dazu gebracht

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Japaner sollen sich bei Veranstaltungen mit digitaler Bürgernummer ausweisen | Von Norbert Häring

Ein Standpunkt von Norbert Häring. Die Japaner nutzen gern digitale Geräte, legen aber auch Wert auf Privatsphäre. Daher nutzen sie die neue 12-stellige digitale Identifkationsnummer kaum, die die Regierung ihnen verpasst hat. Das will der Digitalisierungsminister, ein Liebling des Weltwirtschaftsforums, unbedingt ändern. Als nächstes will er Veranstaltungsbesucher nötigen, sich mit der digitalen ID auszuweisen. Die Digitalagentur der japanischen Regierung hat einen Demonstrationstest zur Nutzung der staatlich ausgestellten digitalen Identifikationsnummern im Veranstaltungsbereich angekündigt. Sie will dafür mit der großen Ticketagentur Pia Corp, dem Beratungsunternehmen Dream Incubator und anderen privaten Unternehmen zusammenarbeiten. Es soll untersucht werden, ob die Verwendung der sogenannten My-Number-Karten die Effizienz von Identitätskontrollen verbessern kann. Die Digitalagentur hofft, dass die Unternehmen danach die My-Number-Karten auf der Grundlage der Testergebnisse

Details zu Japaner sollen sich bei Veranstaltungen mit digitaler Bürgernummer ausweisen | Von Norbert Häring