Im Einklang mit der Wahrheit leben

Wer die Kontrolle über die Universitäten hat, bestimmt, wie wir leben. Die Universität ist der Engpass, den jeder passieren muss, der irgendwann etwas zu sagen haben will. Wer dort stecken bleibt, wird zu einem der Priester der Gegenwart, umworben von allen, die etwas durchsetzen wollen und die Ressourcen haben, sich Gunst und Segen des akademischen Wahrheitsregimes zu besorgen. Die Freiheit der Wissenschaft wurde systematisch ausgehöhlt. Lehre und Betreuung, Politisierung der Forschung, Anreiz- und Abschreckungssysteme: Alle drei Hebel drücken in die gleiche Richtung und werden von den gleichen Akteuren bedient. Die Universitäten sind dabei nur ein Teil des Ganzen. Nahezu alle Institutionen, die in der Vergangenheit Normen und Werte tradiert oder diskutiert haben, können ähnliche Geschichten erzählen.

Die Unterwerfung der Universitäten war ein Generationsprojekt, gestartet in den 1990ern und ausgestattet mit einer enormen Gestaltungsmacht. Die Befreiung von akademischer Lehre und Forschung wird selbst dann mindestens genauso lange dauern, wenn sie heute beginnt und mit ähnlichem Aufwand betrieben werden würde. Was tun, wenn man nicht wie in der DDR der späten 1980er auf den Schock warten will, den jeder Realitätscheck früher oder später zwangsläufig mit sich bringt? „Pluralismus von unten“, sagt Michael Esfeld, Philosoph in Lausanne. Gegenentwürfe zu einem Staat, der wissenschaftliche Wahrheit monopolisiert hat und so den öffentlichen Gebrauch der Vernunft erschwert oder gar blockiert.

Die Hannah-Arendt-Akademie, gestartet im Wintersemester 2021/22, ist ein Beispiel für solch einen Gegenentwurf. Das Projekt wurde jedoch von den Leitmedien angegriffen und von einer Hackergruppe zerstört. Die Berichterstattung schuf eine Atmosphäre, die jeden öffentlichen Protest obsolet machte. Die Universitäten stehen vor großen Herausforderungen, um die akademische Freiheit wiederherzustellen und den Pluralismus zu fördern

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In der Wahrheit leben

„Wer die Universitäten beherrscht, bestimmt, wie wir leben“, heißt es auf einer der ersten Seiten in diesem Buch. Der nächste Satz: „Die Universität ist das Nadelöhr, das jeder passieren muss, der irgendwann irgendwo etwas zu sagen haben will.“ Wer dort hängenbleibt, wird zu einem der Priester der Gegenwart, umworben von allen, die etwas durchsetzen wollen und die Ressourcen haben, sich Gunst und Segen des akademischen Wahrheitsregimes zu besorgen. Ich spreche dabei nicht von einem Gefälligkeitsgutachten hier und einer Auftragsstudie dort. Die Freiheit der Wissenschaft ist im letzten Vierteljahrhundert systematisch ausgehöhlt worden. Lehre und Betreuung, Politisierung der Forschung, Anreiz- und Abschreckungssysteme: Alle drei Hebel drücken in die gleiche Richtung und werden von den gleichen Akteuren bedient, die man mit Sheldon Wolin

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