Im Leben der Wahrheit | Von Michael Meyen

Ein Kommentar von Michael Meyen. Die Zukunft der Universität wird die Welt von morgen prägen – und die Aussichten sind nicht gut. In seinem Buch „Wie ich meine Uni verlor“ beschreibt Meyen, wie die Kontrolle über die Universitäten dazu führt, dass Widerstand gegen ein totalitäres Regime gar nicht erst entstehen kann. Die akademische Welt ist eine effektive Schule der Anpassung, in der diejenigen unterdrückt werden, die später im Berufsleben selbst zu Unterdrückern werden sollen. Die Freiheit stirbt nicht, wenn sie vorübergehend eingeschränkt wird, sondern erst, wenn kaum noch jemand in der Lage ist, sie zu denken oder zu wollen. Deshalb ist die Kontrolle über die Köpfe so wichtig für ein totalitäres Regime, und deshalb wurde über Jahrzehnte versucht, die Universitäten zu unterwerfen.

Die Universität ist das Nadelöhr, das jeder passieren muss, der in Zukunft etwas zu sagen haben will. Wer dort hängenbleibt, wird zu einem der Priester der Gegenwart, umworben von allen, die etwas durchsetzen wollen und die Ressourcen haben, sich die Gunst des akademischen Wahrheitsregimes zu sichern. Die Universitäten wurden systematisch unterworfen, und die Freiheit der Wissenschaft wurde ausgehöhlt. Lehre und Betreuung, Politisierung der Forschung, Anreiz- und Abschreckungssysteme – all diese Mechanismen drücken in die gleiche Richtung und werden von den gleichen Akteuren bedient. Die Universitäten sind dabei nur ein Teil eines größeren Machtblocks, der auch andere Institutionen wie Schulen, Familien, Parteien, Gewerkschaften und Medien umfasst.

Die Unterwerfung der Universitäten war ein Generationsprojekt, das in den 1990er Jahren begann und mit einer enormen Gestaltungsmacht ausgestattet war. Die Befreiung von akademischer Lehre und Forschung wird mindestens genauso lange dauern, wenn sie überhaupt jemals beginnt. Diejenigen, die versuchen, alternative Ansätze zu etablieren, stoßen auf Widerstand von der „Supermacht“ und einer Jugend, die den Ton angibt. Trotzdem gibt es Projekte wie die Hannah-Arendt-Akademie, die versuchen, neue Wege zu gehen. Doch solche Projekte werden oft von den Leitmedien angegriffen und zerstört. Es braucht also Mut und Durchhaltevermögen, um gegen die Kontrolle über die Universitäten anzukämpfen und eine freie und unabhängige Wissenschaft zu ermöglichen

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In der Wahrheit leben | Von Michael Meyen

Ein Kommentar von Michael Meyen. Wie es um die Universität der Gegenwart bestellt ist, wird die Welt von morgen prägen — daran gemessen sind die Aussichten nicht gut. Exklusivauszug aus „Wie ich meine Uni verlor.“ Wer die Polizei und das Militär kontrolliert, kann Widerstand vielleicht unterdrücken — wer dagegen die Universitäten kontrolliert, sorgt dafür, dass Widerstand über Generationen gar nicht erst in den Köpfen der Menschen entstehen kann. Es gibt wohl keine wirksamere Schule der Angepasstheit als die akademische Welt. Sicher, schon bei Schülern wird der Grundstein gelegt für ein gewohnheitsmäßig unselbstständiges Denken, für angstgetriebene Unterwerfung unter eine Obrigkeit; in den Universitäten jedoch werden diejenigen geistig unterdrückt, die später einmal im Berufsleben selbst zu Unterdrückern des Geistes werden sollen: als

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