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Die Geschichte des bedürftigen und ungebildeten AfD-Wählers

Published On: 5. Oktober 2023 10:00

Es gibt Klischees, die sind hartnäckig. Eines dieser Klischees besagt, dass die AfD hauptsächlich von den „abgehängten Prekariats“ – vor allem im Osten – gewählt wird. DIW-Chef Marcel Fratzscher griff kürzlich dieses Klischee auf, um zu argumentieren, dass AfD-Wähler gegen ihre eigenen Interessen wählen, da die AfD eine neoliberale Partei sei, deren Programm eine Umverteilung von unten nach oben bedeute. Letzteres ist zweifellos wahr, aber Ersteres gehört ins Reich der Mythen und Märchen. Von Jens Berger.

Es ist amüsant, wie Marcel Fratzscher versucht, seine Thesen über die typischen AfD-Wähler zu belegen. Er bezieht sich auf Umfragen und Studien, die zeigen sollen, dass die AfD-Wähler ein niedriges bis mittleres Einkommen und Bildungsniveau haben. Doch diese Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen und zeigen, dass einfache Erklärungen hier nicht ausreichen. In Westdeutschland scheint die AfD vor allem dort erfolgreich zu sein, wo die Wähler ein niedriges Haushaltseinkommen haben und in der Industrie arbeiten. Im Osten hingegen ist die AfD in ländlichen Regionen stark, die unter Abwanderung und wirtschaftlicher Benachteiligung leiden. Arbeiter und Arbeitslose sind zwar überdurchschnittlich unter den AfD-Wählern vertreten, machen aber nur ein Viertel der Gesamtwählerschaft aus. Die übrigen drei Viertel sind Angestellte, Beamte und Selbstständige. Auch in Bezug auf den Bildungsabschluss dominieren die mittleren Ränge.

Es gibt verschiedene Studien, die interessante Zahlen liefern. Laut einer Studie aus dem Jahr 2016 sind mehr als die Hälfte der AfD-Wähler Angestellte und es gibt mehr Wähler mit einem hohen Bildungsabschluss als mit einem niedrigen. Allerdings sind diese Zahlen veraltet und es gibt keine aktuellen Daten, die die aktuelle Lage widerspiegeln. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa zeigt jedoch, dass es keinen großen Unterschied in Bezug auf Einkommen und Bildungsabschluss zwischen AfD-Wählern und der Gesamtbevölkerung gibt. Auffällig ist lediglich, dass die AfD in ländlichen Gebieten beliebter ist und dass es einen Zusammenhang zwischen der Größe des Wohnorts und der Neigung zur AfD gibt. In Kleinstädten gaben 25 Prozent der Befragten an, die AfD wählen zu wollen, während es in Metropolen nur 12 Prozent waren.

Es ist nicht überraschend, dass die AfD in ländlichen Gebieten beliebt ist. Wenn man die AfD aufgrund ihrer Wählerschaft in eine demoskopische Schublade stecken möchte, dann wäre dies die einer „Volkspartei“ in ländlichen Gebieten. Allerdings repräsentiert die AfD keine unterschiedlichen Weltanschauungen und es findet kein Ausgleich unterschiedlicher gesellschaftlicher Interessen innerhalb der Partei statt. Es ist interessant zu sehen, wie eine reaktionäre Partei mit neoliberalen Inhalten bei einer so breit gefächerten Wählerschaft punkten kann. Es ist jedoch falsch anzunehmen, dass alle AfD-Wähler arm und ungebildet sind. Es gibt Parallelen zur NSDAP-Wählerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, bei der es ähnliche Mythenbildung gab. Die NSDAP erhielt sowohl Unterstützung von Beamten und der Mittelschicht als auch von Arbeitern und Erwerbslosen. Es dauerte jedoch Jahrzehnte, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die NSDAP tatsächlich eine Volkspartei war. Es ist also ein Schnellschuss, die AfD-Wähler als „arm und ungebildet“ abzustempeln

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Das Märchen vom armen, ungebildeten AfD-Wähler

Es gibt Klischees, die sind nicht totzukriegen. Ins mythische Reich der politischen Klischees gehört die häufig gehörte Behauptung, die AfD würde vor allem vom „abgehängten Prekariat“ – vorzugsweise im Osten – gewählt. Erst vor kurzem griff auch DIW-Chef Marcel Fratzscher auf dieses Klischee zurück, um zu belegen, dass AfD-Wähler gegen ihre eigenen Interessen wählten, sei die AfD doch eine zutiefst neoliberale Partei, deren Programm sozioökonomisch auf eine Umverteilung von unten nach oben hinausliefe. Letzteres stimmt zweifelsohne, Ersteres gehört jedoch wie so vieles in diesem Kontext ins Reich der Mythen und Märchen; und die werden nicht wahrer, wenn man sie wiederholt. Von Jens Berger. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window | Download Es ist schon

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