Küche absagen: Gugelhupf

In einem süßen Kugelhupf sind oft Mandeln und zuvor in Kirschwasser eingeweichte Rosinen enthalten, während ein herzhafter Kugelhupf mit Speck- und Zwiebelstückchen sowie Walnüssen zubereitet wird. Ich bevorzuge eindeutig die salzige Variante. Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen führt mich in das Bauernhaus meiner verstorbenen Großmutter. Sie lebte in Ruhpolding, einem bekannten Urlaubsort im Chiemgau. Nach dem Krieg wurde Ruhpolding zu einer der ersten Destinationen des alpinen Massentourismus, inklusive zünftigem Heimatabend im lokalen „Kurhaus“. Meine Großmutter war aus Berlin geflohen und hatte sich dort ein altes Bauernhaus für ihre großbürgerlichen Ansprüche herrichten lassen. Das Haus war für uns Enkel ein Paradies mit vielen geheimnisvollen Nischen und eingebauten Schränken. Auf der Tenne spielten wir im duftenden Heu, das für den Hühnerstall gebraucht wurde. Oder wir stöberten auf dem verstaubten Speicher nach Schätzen aus vergangener Zeit.

Das Erste, was ich tat, wenn wir nach einer langen Autofahrt ankamen, um dort die Sommerferien zu verbringen, war ein Besuch im Hühnerstall, um die noch warmen Eier direkt unter dem Hintern der Hühner zu holen. Während sie gackernd davonrannten, brachte ich meine Beute in die kühle Speisekammer, wo all die leckeren Sachen lagen, die meine Großmutter beim örtlichen Feinkosthändler oder einem Hamburger Delikatessenversand bestellt hatte. An Festtagen gab es sogar Kaviar und Gänseleberpastete. In einem der geheimnisvollen Wandschränke befand sich eine silberne Pralinenbox. Eine Confiserie in der Nähe hatte sogar eine Sorte Schokoladentrüffel oder Marzipanpralinen nach meiner Großmutter benannt. Meine Enttäuschung war immer groß, wenn die Box leer war. Doch als Ersatz stand immer ein Kuchen bereit, den Frau W., die Haushälterin meiner Großmutter, gebacken hatte. Auch sie war eine Flüchtling, die unfreiwillig nach Oberbayern gekommen war. Ihr Kuchen war ein Gugelhupf, den ich aus meiner hessischen Heimat nicht kannte. Er hatte die typische halbrunde, eingefurchte Form. Es war vor allem die äußere Erscheinung und der lustige Name, die ich am Gugelhupf mochte. Der Kuchen selbst war meist ein normaler Rührkuchen, mal hell, mal marmoriert, und oft etwas trocken, aber trotzdem ein beliebtes Ziel kindlicher Gier nach Süßem.

Die Herkunft des Wortes Gugelhupf, Gugelhopf oder Kugelhopf scheint klar zu sein. Der erste Teil des Namens leitet sich vom Wort Gugel für „Kapuze“ ab, das das Kopftuch einer Bäuerin über der halbrunden Form des Kopfes bezeichnet, während der zweite Teil wahrscheinlich vom Verb „hüpfen“ kommt. Der Kuchen wurde also nach der Tatsache benannt, dass sich sein oberer Teil durch die Hefe wie eine Kapuze hebt. Ein Gugelhupf wird traditionell mit einem Hefeteig zubereitet, genau wie es im Elsass immer noch gemacht wird. Dort findet man Hefe-Kugelhopfe in jeder Bäckerei, meist süß oder salzig. In einem süßen Kugelhupf sind oft Mandeln und zuvor in Kirschwasser eingeweichte Rosinen enthalten, während ein herzhafter Kugelhupf mit Speck- und Zwiebelstückchen sowie Walnüssen zubereitet wird. Ich bevorzuge eindeutig die salzige Variante, die man wunderbar als vorabendliche Brotzeit genießen kann und die außerhalb des Elsass leider kaum zu finden ist. Man muss also selbst Hand anlegen. Hier ist das Rezept für einen „Kugelhopf au Lard“, das ich aus dem Buch „Typisch Elsass – Landschaft, Leute, Brauchtum, Rezepte“ von Sue Style entnommen habe: Zuerst bereitet man aus einem Pfund Mehl, 15 Gramm Hefe, einem Teelöffel Salz, 150 Gramm Butter, drei Eiern und einer Tasse Milch einen Hefeteig, den man etwa eineinhalb Stunden gehen lässt, bis er sein Volumen verdoppelt hat. In der Zwischenzeit lässt man 125 Gramm fein gewürfelten Räucherspeck ohne Fett anschwitzen, ohne ihn zu bräunen, und dünstet dann in dem zurückbleibenden Fett eine kleine, fein gehackte Zwiebel an. Die Form gut einfetten und in jede Rille eine Walnusshälfte legen. Dann den Teig mit Speck, Zwiebel und je nach Geschmack weiteren Walnüssen vermischen, in die Form füllen und diese zugedeckt an einem warmen Ort nochmals eine Stunde gehen lassen. Bei 200 Grad goldbraun backen, bei Bedarf die Oberfläche mit Alufolie abdecken, damit sie nicht verbrennt. Der Kuchen ist fertig, wenn er beim „Anklopfen“ hohl klingt. Man sollte ihn nicht

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Cancel Cuisine: Gugelhupf

In einem süßen Kugelhupf stecken oft Mandeln und zuvor in Kirschwasser eingeweichte Rosinen, während ein herzhafter Kugelhupf mit Speck- und Zwiebelstückchen sowie Walnüssen zubereitet wird. Ich ziehe eindeutig die salzige Variante vor. Eine der schönsten Kindheitserinnerungen führt mich ins Bauernhaus meiner vor längerer Zeit verstorbenen Großmutter. Sie lebte in Ruhpolding, einem bekannten Urlaubsort im Chiemgau. Nach dem Krieg avancierte Ruhpolding (Betonung auf der ersten Silbe!) zu einer der ersten Destinationen des alpinen Massentourismus inklusive zünftigem Heimatabend im lokalen „Kurhaus“. In dieses Dorf war sie in den vierziger Jahren aus dem im alliierten Bombenhagel liegenden Berlin geflohen, um sich und ihre nicht unbeträchtliche Habe in Sicherheit zu wissen. Nicht wenige, die es sich leisten konnten, zog es in die von den Nazis später

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