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Das Geheimnis um das Massaker beim Musikfestival in Israel

Published On: 11. Oktober 2023 0:08

Veröffentlicht am 11. Oktober 2023 von KD. Der vermutlich schlimmste Anschlag im Rahmen der Hamas-Operation «Al-Aqsa-Flood» traf die Teilnehmer einer Trance-Party in der Negev-Wüste, nur fünf Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Der Rettungsdienst Zaka gab an, mehr als 260 Leichen auf dem Festivalgelände geborgen zu haben. Weitere Raver wurden nach Gaza entführt (wir berichteten). Michele Crudelini stellt auf Byoblu fest, dass dieser Angriff die rote Linie darstellen könnte, jenseits derer jede israelische Reaktion in den Augen der westlichen Öffentlichkeit gerechtfertigt wäre. Der Journalist stellt sich jedoch die Frage, wie das alles möglich war und macht dabei einige Anomalien bei der Organisation des Festivals aus.

Diese Party wurde unter dem Banner des Veranstalters Universo Parallelo organisiert, der jedes Jahr an den brasilianischen Stränden von Itubera ein der Trance-Musik gewidmetes Festival abhält. Neben der zentralen Veranstaltung organisiert Universo Parallelo das ganze Jahr über Satellitenveranstaltungen in der ganzen Welt. So auch am 7. Oktober dieses Jahres, nur wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Das führt laut Crudelini zur ersten Anomalie: Auf der Seite der israelischen Eventer-Website, die der Präsentation dieses Festivals gewidmet ist, liest man: «Anlässlich des bevorstehenden Sukkot-Festes werden wir zum ersten Mal im jüdischen Staat eines der grössten, ältesten und einflussreichsten Festivals ausrichten.» Es war also das erste Mal, dass die Veranstaltung von Universo Parallelo, eines der grössten und bekanntesten Festivals in Lateinamerika, in Israel stattfand. Dieser Umstand hätte gemäss Crudelini in einem so militarisierten Staat wie Israel zu einer langen Liste von Sicherheitsvorkehrungen führen müssen.

Das grösste Rätsel sieht er jedoch in die Wahl des Veranstaltungsortes: Im nordwestlichen Teil der Negev-Wüste, nur einen Steinwurf vom Kibbuz Re’im entfernt, aber vor allem eben nur wenige Kilometer vom Gazastreifen weg. Es sei eine etwas unbedachte Entscheidung, eine potenziell angriffsgefährdete Veranstaltung in einem Gebiet zu veranstalten, das leicht von der Hamas beschossen werden kann. Angesichts der Tatsache, dass es sich um eine kurzfristige Entscheidung gehandelt habe, werde diese Wahl noch unerklärlicher. So berichtet das Portal Billboard, das einige überlebende Organisatoren des Festivals interviewt hat: «Ursprünglich war nicht geplant, dass das Universe Paralello auf dem Gelände von Re’im stattfindet. Die Organisatoren verlegten die Veranstaltung erst zwei Tage vor Beginn dorthin, als der gewählte Standort im Süden des Landes nicht mehr realisierbar war.»

Crudelini erachtet dies als aussergewöhnlichen Umstand, der Tausende von Menschen in das Gebiet gebracht habe, das bereits 2006 zum Ziel von Raketen aus dem Gazastreifen geworden sei. Doch die Ungereimtheiten hören damit nicht auf. Merkwürdig ist nämlich auch die Anwesenheit eines Stützpunktes der israelischen Armee genau in der Nähe von Re’im. «Könnten Sie sich vorstellen, dass ein Festival mit Tausenden von Menschen in unmittelbarer Nähe einer NATO-Kaserne oder eines NATO-Stützpunktes stattfindet?», fragt der Journalist. Er weist auch darauf hin, dass angeblich eine Warnung vor möglichen Hamas-Anschlägen an Israel übermittelt worden sei. So hätten ägyptische Geheimdienstquellen Tel Aviv rechtzeitig vor den Absichten der Hamas und der Tatsache gewarnt, dass sie «etwas Grosses» veranstalten würden. Crudelini schliesst: «Wenn man all diese Elemente zusammennimmt, kann man nur eine Schlussfolgerung ziehen: Der israelische Geheimdienst muss wirklich aus den schlimmsten Ahnungslosen bestehen, um solche Warnungen zu ignorieren und zuzulassen, dass sich Tausende von Menschen an einem der gefährlichsten Orte der Welt aufhalten.» In diesem Zusammenhang muss auch die Rolle des israelischen Geheimdienstes Mossad in Frage gestellt werden. So machte Tilo Gräser auf Transition News darauf aufmerksam, dass der Mossad «noch nie eine gute Rolle in der ganzen palästinensisch-israelischen Tragödie gespielt» hat. Der Journalist erinnert zum Beispiel daran, dass United Press International zufolge «verschiedenen jetzigen und ehemaligen US-Geheimdienst-Beamten zufolge, (…) Tel Aviv der Hamas, beginnend in den späten 70ern, über Jahre hinweg direkte und indirekte finanzielle Hilfe» gab, als gewünschtes Gegengewicht zur PLO.

Kommentar Transition News: Abgesehen von diesen Ungereimtheiten: Was diesen Ravern widerfahren ist, ist schrecklich. Dennoch ist es unerlässlich, sich auch über den ethischen Aspekt, so nahe am grössten Gefängnis der Welt unbeschwert zu feiern, Gedanken zu machen. Auch wenn die Feiernden keine direkte Schuld am Leid der Palästinenser trifft, ist dies ein Ausdruck der «Normalität», mit der die schlimmen humanitären Bedingungen der Menschen in Gaza akzeptiert werden. Kommt hinzu, dass die Veranstaltung bewusst und explizit während eines jüdischen Festes stattfand, was durchaus als Provokation angesehen werden könnte.

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Veröffentlicht am 11. Oktober 2023 von KD. Der vermutlich schlimmste Anschlag im Rahmen der Hamas-Operation «Al-Aqsa-Flood» traf die Teilnehmer einer Trance-Party in der Negev-Wüste, nur fünf Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Der Rettungsdienst Zaka gab an, mehr als 260 Leichen auf dem Festivalgelände geborgen zu haben. Weitere Raver wurden nach Gaza entführt (wir berichteten). Michele Crudelini stellt auf Byoblu fest, dass dieser Angriff die rote Linie darstellen könnte, jenseits derer jede israelische Reaktion in den Augen der westlichen Öffentlichkeit gerechtfertigt wäre. Der Journalist stellt sich jedoch die Frage, wie das alles möglich war und macht dabei einige Anomalien bei der Organisation des Festivals aus. Diese Party wurde unter dem Banner des Veranstalters Universo Parallelo organisiert, der jedes Jahr an den brasilianischen Stränden von

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