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Die Banalität der Dystopie

Published On: 11. Oktober 2023 11:32

Fotografie von Elliot Sperber Der Begriff Dystopie bedeutet, wie jeder weiß, ein schlechter Ort. Im 19. Jahrhundert hatte Dystopie jedoch eine medizinische Bedeutung. Heutzutage wird diese medizinische Bedeutung in der Regel durch das Wort Ektopie vermittelt. Aus ex (aus) und topos (Ort) bedeutet Ektopie etwas, das am falschen Ort ist. Nicht zu verwechseln mit Ernest Callenbachs utopischem Roman „Ecotopia“ ist Ektopie den meisten wahrscheinlich durch das Phänomen der Eileiterschwangerschaft bekannt. Und diese Ektopie, die Eileiterschwangerschaft, ist nicht nur ein medizinisches Problem, sondern hat auch ernsthafte dystopische Konnotationen (da religiöser Eifer das Leben von Millionen bedroht, indem er medizinische Versorgung und andere Notwendigkeiten verhindert und stört). Da Ektopie im Allgemeinen als Zustand definiert wird, bei dem ein Organ oft angeboren an der falschen Stelle ist und da Ektopie und Dystopie so ähnlich sind, können wir Dystopie auch so definieren. Aber welche und wie viele politische und/oder soziale Organe sind in unserer Dystopie an der falschen Stelle? Eines davon erstreckt sich besonders auf das Wort Organ selbst. Denn Organ leitet sich vom griechischen Wort Organon ab. Organon bedeutet ein Werkzeug sowie das Produkt dieses Werkzeugs und bezieht sich auf das Produkt der Werkzeuge und Arbeit einer Gesellschaft. Und was ist dieses Produkt heute? Unter anderem führen Krieg, ökologische Verwüstung und Zerstörung von Lebensräumen zu Pandemien und Massenaussterben; kurz gesagt, eine (kapitalogenisch) verschmutzte und überhitzte Welt, die auf de facto Völkermord und allgemeine Unbewohnbarkeit zusteuert. Dies sind die wahren Folgen des Kapitalismus. Hier können wir auch sehen, wie eng das Wort Organ mit dem Wort Ergon verbunden ist, das Arbeit oder Arbeitskraft bedeutet, von der in dieser Gesellschaft der Großteil am falschen Ort (sowohl faktisch als auch wertmäßig) ist. Nicht nur werden die Leben der Menschen durch Jobs verschlungen, die Schaden anrichten und giftigen Müll in Massen produzieren (oft subventioniert vom Staat); gleichzeitig werden Ruhe, Spiel und Arbeit, die die Menschheit benötigt, um zu gedeihen (Lehren, Fürsorge für einander und unsere Umwelt), vernachlässigt. Selbst diejenigen, die scheinbar von all der sinnlosen Arbeit und Verschwendung dieser Gesellschaft profitieren, können dieser Dystopie, dieser Ektopie, nicht entkommen. Und doch führt das Konzept der Ektopie auch zu einer Interpretation von „am falschen Ort“, von ex topos, die mit Exodus (von ex hodos, dem Weg hinaus) zusammenhängt. Denn wie die medizinische Vorstellung ist die Ektopie nicht nur der Zustand, der entfernt werden muss, sondern auch der Ort schädlicher Bedingungen, von dem wir entfernt werden müssen; der Ort selbst muss entfernt werden. Die Bedingungen müssen transformiert werden. Auf diese Weise führt Ektopie also zu Ex-Hodos, Exodus, dem Weg hinaus. Aber ist dieser Weg auch ein physischer Ort, ein Topos, eine Straße? Oder ist es eine Reihe von Schritten – d.h. eine Meta-Hodos, eine Methode, ein Weg durch? Da unsere Dystopie sich immer schneller ausbreitet, ist es auch wichtig zu bedenken, dass Topos nicht nur Ort bedeutet. Neben Ort bedeutet Topos auch Möglichkeit. Und so bedeutet Ektopie neben Dystopie auch einen möglichen Ausweg. Elliot Sperber ist Schriftsteller, Anwalt und Dozent. Er lebt in New York City und ist erreichbar unter [email protected] und auf Twitter @elliot_sperber

Original Artikel Teaser

The Banality of Dystopia

Photograph by Elliot Sperber The term dystopia, as everyone knows, means bad place. In the 19th century, however, dystopia had a medical meaning. These days, that medical meaning is generally conveyed by the word ectopia. From ex (out) and topos (place), ectopia means something that is out of place. Not to be confused with Ernest Callenbach’s utopian novel Ecotopia, ectopia is probably familiar to most from the phenomenon of the ectopic pregnancy. And this ectopia, the ectopic pregnancy, is not just a medical problem, but one that has serious dystopian connotations as well (as religious zealotry threatens the lives of millions by preventing and interfering with medical care, among other necessities). Because ectopia is generally defined as a condition in

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