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Getrieben bis zum Äußersten

Published On: 15. Oktober 2023 11:34

Jahrzehntelang wurden Fotos von toten palästinensischen Frauen und Kindern gezeigt, die von israelischen Soldaten misshandelt, gedemütigt und ins Gefängnis gesteckt wurden. Die historische Tötungsrate in diesem „Konflikt“ war konstant bei 40:1. Allerdings hat dies nie mehr als eine hochgezogene Augenbraue und ein mildes „ts ts“ vonseiten des westlichen liberalen „Establishments“ hervorgerufen. Es gab keine Kamerateams, die zionistische Politiker auf der Straße verfolgten und verlangten, dass sie das Wort „verurteilen“ in Bezug auf die jüngste israelische Gräueltat verwenden. Der plötzliche Hass in der politischen und medialen Klasse, der durch einen einzigen Tag ausgelöst wurde, ist sehr aufschlussreich. Besonders bemerkenswert ist die nahezu einstimmige Zustimmung – wie viele Diskussionen im Fernsehen oder Radio haben Sie in den letzten 48 Stunden (der Artikel stammt vom 9. Oktober 23; Anmerkung der Übersetzerin) mit palästinensischen oder pro-palästinensischen Stimmen gehört? In den sozialen Medien zeigt sich jedoch deutlich, dass die Öffentlichkeit Israel keineswegs so einmütig unterstützt wie die politische und mediale Klasse. Die Öffentlichkeit wird jedoch nicht gekauft und bezahlt. Asymmetrische Kriegsführung ist oft niederträchtig. Unterdrückte und kolonisierte Völker haben nicht den Luxus, Soldaten in gestärkten und gebügelten Uniformen mit polierten Stiefeln aufmarschieren zu lassen, um dann der feindlichen Armee in Waffengleichheit gegenüberzustehen. Ein kolonisiertes und unterdrücktes Volk neigt dazu, die Gräueltaten, die ihm vom Unterdrücker zugefügt wurden, selbst auszuführen, sobald es die Möglichkeit dazu hat. Dies kommt natürlich der Propaganda der Imperialisten sehr zugute. Ein Ausbruch des Widerstands seitens der Unterdrückten wird immer von den Imperialisten als Beweis für die Bestialität des kolonisierten Volkes dargestellt und rechtfertigt dann die „zivilisatorische Mission“ des Kolonisators. So wurde die „Indische Meuterei“ zu einer viktorianischen Erzählung von Vergewaltigung und Mord an britischen Frauen und dem „Schwarzen Loch“ von Kalkutta. So waren die Mau Mau teuflische Schlächter und die IRA Terroristen – der moderne Begriff für diejenigen, die dem Bösen und der Fremdherrschaft Widerstand leisten. Der israelische Botschafter bei den Vereinten Nationen bezeichnete die Hamas gestern als „tierähnlich“. Das ist natürlich nicht wahr. Es sind Menschen, aber Menschen, die durch ein unerträgliches Maß an Ungerechtigkeit und Unterdrückung verrückt gemacht wurden. Es tut mir – wie bei allen Kriegen – außerordentlich leid um alle, die sterben. Es tut mir auch um die einzelnen getöteten israelischen Soldaten leid, mehr noch um alle Unschuldigen, die gestorben sind und nun im Sterben liegen. Ich werde die Hamas jedoch nicht verurteilen. Dafür muss ich nicht einmal auf die Vorgeschichte der ursprünglichen Unterstützung der Hamas durch Israel zur Spaltung der Fatah zurückgreifen. Das haben sie längst hinter sich gelassen. Ich verurteile die Hamas nicht, weil der Widerstand des palästinensischen Volkes eine reflexartige Reaktion auf seinen langsamen Genozid ist. Dennoch handelt es sich um eine unreife und brutale Reaktion. Natürlich wünschte ich, es gäbe keine unschuldigen Opfer. Die Menschen, die ich verurteile, sind die internationale politische Klasse, die einstimmig Erklärungen abgibt, die „Israels Recht zur Selbstverteidigung“ unterstützen. Ein Recht, das sie dem Unterdrücker, nicht aber dem Unterdrückten zugestehen. Diese Menschen müssen verurteilt werden. Redaktionelle Anmerkung: Dieser Text erschien zuerst unter dem Titel „Now We Have Your Attention“ auf dem Blog von Craig Murray. Er wurde von Gabriele Herb ehrenamtlich übersetzt und vom ehrenamtlichen Manova-Korrektoratsteam lektoriert. Hat Ihnen dieser Artikel gefallen? Dann senden Sie einfach eine SMS mit dem Stichwort Manova5 oder Manova10 an die 81190 und mit Ihrer nächsten Handyrechnung werden Ihnen 5, beziehungsweise 10 Euro in Rechnung gestellt, die abzüglich einer Gebühr von 17 Cent unmittelbar unserer Arbeit zugutekommen. Craig Murray, Jahrgang 1958, ist ehemaliger britischer Diplomat und arbeitet heute als Menschenrechtsaktivist und Blogger. Bekanntheit erlangte er, als er während seiner Zeit als Botschafter in Usbekistan das dortige Karimov-Regime immer wieder wegen dessen Menschenrechtsverletzungen kritisierte. Weitere Informationen unter www.craigmurray.org.uk

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Zum Äußersten getrieben

Jahrzehntelang gab es Fotos von toten palästinensischen Frauen und Kindern — Kindern, die von israelischen Soldaten geschlagen, gedemütigt und ins Gefängnis gesteckt wurden. Die historische Tötungsrate in diesem „Konflikt“ war mit 40:1 ziemlich konstant. Nichts davon führte je zu mehr als einer hochgezogenen Augenbraue und einem milden „ts ts“ vonseiten des westlichen liberalen „Establishments“. Ich kann mich nicht an Kamerateams erinnern, die zionistische Politiker auf der Straße verfolgt und verlangt haben, diese sollten das Wort „verurteilen“ bezogen auf die jüngste israelische Gräueltat verwenden. Der anfallartige Hass in der politischen und medialen Klasse, ausgelöst durch einen einzigen Tag, an dem der Stiefel mal am anderen Fuß steckt, ist aufschlussreich. Ganz besonders aufschlussreich ist er in seiner annähernd vollständigen Einstimmigkeit — wie

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