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Paradies und Müllhalde. Private Schulen blühen auf, öffentliche verfallen

Published On: 19. Oktober 2023 11:22

Der Trend zur Privatschule ist weiterhin stark. Es gibt mehr freie, kirchliche und kommerzielle Schulen als je zuvor, und sie werden von mehr Schülern besucht. Das staatliche Bildungssystem bildet die Grundlage für diese Alternativen, die ein sozial und ethnisch homogeneres Lernumfeld bieten und besser ausgestattet sind. Einige wenige profitieren davon, während die Gesellschaft insgesamt verliert.

Auf dem Birklehof im Südschwarzwald gibt es eine Schule wie aus dem Bilderbuch. In einer malerischen Umgebung lernen die Kinder hier, „menschlich, mündig, mutig“ zu werden. Das Leitbild des Internats, das seit über 90 Jahren besteht, lautet: „Gemeinsam mit ihren Schülern begeben sich die Lehrer auf die Suche nach der verlorenen Weisheit, wie man ein Mensch wird.“ Die Bedingungen dafür könnten nicht besser sein: Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 14 Schüler, und es gibt 43 Lehrkräfte, die sich um etwa 200 Schüler kümmern. Der Lehrplan umfasst spezielle Förderlinien in Musik und Naturwissenschaften, der Unterricht findet größtenteils auf Englisch statt, und es gibt Aktivitäten wie Erlebnispädagogik und Demokratiebildung. Es werden verschiedene Sportarten angeboten, und es gibt zahlreiche Arbeitsgemeinschaften, von Theater über Töpfern bis hin zum Backen. Kurz gesagt: „Wir fördern jeden Einzelnen entsprechend seinen Bedürfnissen, Potenzialen, Talenten und Interessen.“ Allerdings haben nicht alle Zugang zu diesem „Garten Eden“. Nur diejenigen, deren Eltern jährlich 45.600 Euro plus 7.000 Euro Kaution zahlen können, oder besonders „begabte und leistungsbereite“ Kinder, die durch Stipendien oder Sozialnachlässe unterstützt werden, werden aufgenommen. Im Vergleich dazu betrugen die Pro-Kopf-Ausgaben pro Schüler an deutschen öffentlichen Schulen im Jahr 2021 durchschnittlich 9.200 Euro, also nur ein Fünftel dessen, was am Birklehof Standard ist.

Der Staat unterstützt Privatschulen nicht nur finanziell, sondern auch durch seine Bildungspolitik. Die Privatschullobby profitiert stark vom Niedergang des öffentlichen Schulsystems, der seit mindestens zwei Jahrzehnten von Bund und Ländern unter dem Vorwand von Sparzwängen und Schuldenbremsen vorangetrieben wird. Viele Eltern schicken ihre Kinder allein aufgrund des Lehrermangels an Waldorf-, Montessori- oder Volkswagen-Schulen. Die Kultusminister erledigen das Marketing für die Privatschulen, indem sie das öffentliche Schulsystem vernachlässigen. Laut dem Statistischen Bundesamt besuchten im Schuljahr 2022/23 9,2 Prozent der knapp 8,7 Millionen Kinder und Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen eine Privatschule. Vor 20 Jahren lag der Anteil noch bei sechs Prozent. Es gibt 3.784 reformpädagogische, konfessionelle oder kommerzielle Schulen, rund 50 Prozent mehr als Anfang der 2000er-Jahre. Wenn man die privat betriebenen Berufsschulen hinzuzählt, gibt es insgesamt fast 6.000 Einrichtungen, ein Anstieg von über 80 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten. Seit 2000 hat sich die Zahl der öffentlichen Schulen um 24 Prozent verringert, von 38.022 auf 28.882, wobei fast 2.100 Grundschulen geschlossen oder zusammengelegt wurden. Privatschulen haben den größten Zulauf in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Anteil von 12,3 Prozent aller Schüler, gefolgt von Sachsen (11,5 Prozent) und Bayern (11,2 Prozent). Schleswig-Holstein liegt mit 5,6 Prozent am Ende der Skala. Die Eltern investieren viel in die Bildung ihrer Kinder. Im Jahr 2019 wurde für knapp 600.000 Kinder Schulgeld in der Lohn- und Einkommenssteuer geltend gemacht. Die Eltern zahlten im Durchschnitt 2.030 Euro pro Jahr für einen Privatschulplatz. Für 30 Prozent dieser Kinder fielen jährlich 2.000 Euro oder mehr an, bei 60 Prozent waren es weniger als 1.500 Euro. Die teuersten Schulen waren im Rhein-Kreis Neuss mit durchschnittlich 7.690 Euro pro Platz, gefolgt von Düsseldorf (7.090 Euro) und dem Hochtaunuskreis (6.840 Euro).

Es gibt mehrere Gründe für den Trend zur Privatschule. Zum einen legen Eltern immer mehr Wert auf eine individuelle Förderung ihrer Kinder, je wichtiger sie Bildung einschätzen. Zum anderen sind die Zustände an öffentlichen Schulen oft miserabel, mit maroden Turnhallen, stinkenden Toiletten und Gewalt auf dem Schulhof. Auch das Schulsterben aufgrund der demografischen Entwicklung, insbesondere in Ostdeutschland, spielt eine große Rolle. Wo öffentliche Schulen verschwinden, treten Alternativen auf, die die Schule vor Ort erhalten wollen. Die Betreiber von Privatschulen sind nicht zu kritisieren, und Schulen in freier Trägerschaft sind in der Regel nicht auf Gewinnmaximierung aus. Deutschland hat noch einen weiten Weg vor sich, um eine angemessene Grundbildung zu gewährleisten

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Paradies und Resterampe. Private Schulen florieren, öffentliche verkommen.

Der Trend zur Privatschule ist ungebrochen. Nie gab es mehr freie, kirchliche und kommerzielle Lehranstalten, nie wurden sie von mehr Schülern besucht. Dabei bildet das staatliche Bildungssystem erst den Boden für die Alternativen mit sozial und ethnisch homogenerem Lernumfeld bei besserer technischer und personeller Ausstattung. Gewinner sind ein paar wenige, die Gesellschaft als Ganze verliert. Von Ralf Wurzbacher. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window | Download Auf dem Birklehof im Südschwarzwald gibt es Schule aus dem Bilderbuch. Inmitten malerischer Idylle lernt Kind hier, „menschlich, mündig, mutig“ zu werden. Leitbild des seit über 90 Jahren bestehenden Internats ist ein Ausspruch des Religionsphilosophen Georg Picht, der die Einrichtung in Hinterzarten nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Jahre

Details zu Paradies und Resterampe. Private Schulen florieren, öffentliche verkommen.

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