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Paradies und Müllhalde. Private Schulen blühen, öffentliche verfallen

Published On: 19. Oktober 2023 11:22

Der Trend zur Privatschule ist weiterhin stark. Es gibt immer mehr freie, kirchliche und kommerzielle Schulen, die von immer mehr Schülern besucht werden. Das staatliche Bildungssystem bildet den Ausgangspunkt für diese Alternativen, die ein sozial und ethnisch homogeneres Lernumfeld bieten und besser mit technischen und personellen Ressourcen ausgestattet sind. Einige wenige profitieren davon, während die Gesellschaft insgesamt verliert.

Auf dem Birklehof im Südschwarzwald gibt es eine Schule wie aus dem Bilderbuch. Inmitten einer malerischen Idylle lernen die Kinder hier, „menschlich, mündig, mutig“ zu werden. Das Leitbild des seit über 90 Jahren bestehenden Internats ist ein Ausspruch des Religionsphilosophen Georg Picht, der die Einrichtung in Hinterzarten nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Jahre lang leitete: „Gemeinsam mit ihren Schülern begeben sich die Lehrer auf die Suche nach der verlorenen Weisheit, wie man ein Mensch wird.“ Die Bedingungen dafür könnten nicht besser sein: Die durchschnittliche Klassengröße beträgt 14 Schüler, und 43 Lehrkräfte kümmern sich um etwa 200 Schüler. Der Lehrplan umfasst spezielle Förderlinien in Musik und Naturwissenschaften, der Unterricht findet viel auf Englisch statt, es gibt „Erlebnispädagogik“ und „Demokratiebildung“, und es können verschiedene Sportarten praktiziert werden. Darüber hinaus gibt es Dutzende von Arbeitsgemeinschaften, von Theater über Töpfern, Schreinern bis hin zum Backen. Kurz gesagt: „Wir fördern jeden Einzelnen entsprechend seinen Bedürfnissen, Potenzialen, Talenten und Interessen.“ Allerdings sind nicht alle zugelassen. Nur diejenigen, deren Eltern jährlich 45.600 Euro plus 7.000 Euro Kaution bezahlen können, haben Zugang zum Garten Eden – oder besonders „begabte und leistungsbereite“ Kinder, die durch Stipendien oder Sozialnachlässe unterstützt werden.

Die staatliche Förderung endet jedoch nicht nur mit finanziellen Zuwendungen. Die Privatschullobby profitiert noch viel mehr vom Niedergang des öffentlichen Schulsystems, der seit mindestens zwei Jahrzehnten von Bund und Ländern unter dem Vorwand von „Sparzwängen“, „Schwarzer Null“ und „Schuldenbremsen“ vorangetrieben wird. Es ist kaum vorstellbar, wie viele Eltern allein aufgrund des seit mehreren Jahren herrschenden Lehrermangels ihre Kinder an eine Waldorf-, Montessori- oder Volkswagen-Schule (kein Witz) schicken. Eigentlich könnten die Betreiber ihre Marketingabteilung getrost schließen, denn das Marketing erledigen die Kultusminister – kostenlos und mit höchstem Ertrag. Das Statistische Bundesamt veröffentlichte kürzlich die neueste „Erfolgsmeldung“. Im Schuljahr 2022/23 besuchten 9,2 Prozent der knapp 8,7 Millionen Kinder und Jugendlichen allgemeinbildende Privatschulen. Vor 20 Jahren lag der Anteil noch bei sechs Prozent. Die Behörde zählte 3.784 reformpädagogische, konfessionelle oder kommerzielle Schulen, rund 50 Prozent mehr als Anfang der 2000er-Jahre. Wenn man die privat betriebenen Berufsschulen hinzuzieht, kommt man auf knapp 6.000 Einrichtungen, ein Wachstum von über 80 Prozent in den letzten drei Jahrzehnten. Allein zwischen 2019 und 2023 sind weit über 100 neue allgemeinbildende Privatschulen entstanden. Seit 2000 hat sich die Zahl der öffentlichen Schulen um 24 Prozent von 38.022 auf 28.882 verringert, wobei fast 2.100 Grundschulen geschlossen oder zusammengelegt wurden. Privatschulen haben den größten Zulauf mit einem Anteil von 12,3 Prozent aller Schüler in Mecklenburg-Vorpommern, gefolgt von Sachsen (11,5 Prozent) und Bayern (11,2 Prozent). Schleswig-Holstein liegt mit 5,6 Prozent am Ende der Skala. Die Eltern investieren viel in diese Schulen. Im Jahr 2019 (neuere Daten liegen nicht vor) wurden für knapp 600.000 Kinder Schulgeld in der Lohn- und Einkommenssteuer geltend gemacht. Laut den Statistikern in Wiesbaden zahlten die Eltern im Durchschnitt 2.030 Euro pro Jahr für einen Privatschulplatz. Für 30 Prozent dieser Kinder fielen jährlich 2.000 Euro oder mehr an, bei 60 Prozent waren es weniger als 1.500 Euro. Die teuersten Schulen befanden sich im Rhein-Kreis Neuss, wo durchschnittlich 7.690 Euro pro Platz verlangt wurden, gefolgt von Düsseldorf (7.090 Euro) und dem Hochtaunuskreis (6.840 Euro). Das Bundesamt bewertet diese Entwicklung wie folgt: „Je höher die Bedeutung von Bildung eingeschätzt wird, desto mehr Wert legen Eltern auf eine individuelle Förderung ihrer Kinder.“ Das ist nur ein Teil der Erklärung. In politischen Sonntagsreden erleben Sprüche wie „Zukunftschancen“ und „Deutschlands wichtigste Ressource“ einen ungebrochenen Boom, während die Bildung in der Realpolitik in einer Dauerdepression steckt. Es geht immer mehr Eltern nicht mehr darum, ihren Kindern eine bessere Ausbildung zu ermöglichen, sondern sie vor den miserablen Zuständen an öffentlichen Schulen zu schützen. Bröckelnde Turnhallen, stinkende Schulklos und Gewalt auf dem Schulhof liefern genügend Argumente dafür. Eine große Rolle spielt auch das Schulsterben, das mit der demografischen Entwicklung begründet wird, insbesondere in Ostdeutschland. Wo Schulen reihenweise verschwinden, füllen Alternativen die Lücke, die die Schule buchstäblich „im Dorf lassen“ wollen. Den Betreibern kann man das nicht zum Vorwurf machen, und Schulen in freier Trägerschaft sind in der Regel nicht auf Gewinnmaximierung aus. Gerade im Bereich der Grundbildung ist Deutschland noch weit davon entfernt, ein Eldorado der Bildungsindustrie zu sein

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Paradies und Resterampe. Private Schulen florieren, öffentliche verkommen.

Der Trend zur Privatschule ist ungebrochen. Nie gab es mehr freie, kirchliche und kommerzielle Lehranstalten, nie wurden sie von mehr Schülern besucht. Dabei bildet das staatliche Bildungssystem erst den Boden für die Alternativen mit sozial und ethnisch homogenerem Lernumfeld bei besserer technischer und personeller Ausstattung. Gewinner sind ein paar wenige, die Gesellschaft als Ganze verliert. Von Ralf Wurzbacher. Auf dem Birklehof im Südschwarzwald gibt es Schule aus dem Bilderbuch. Inmitten malerischer Idylle lernt Kind hier, „menschlich, mündig, mutig“ zu werden. Leitbild des seit über 90 Jahren bestehenden Internats ist ein Ausspruch des Religionsphilosophen Georg Picht, der die Einrichtung in Hinterzarten nach dem Zweiten Weltkrieg zehn Jahre lang leitete: „Gemeinsam mit ihren Schülern begeben sich die Lehrer auf die Suche nach

Details zu Paradies und Resterampe. Private Schulen florieren, öffentliche verkommen.

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