Gaza, Oktober 2023: Von Terroristen und den Geistern, die man heraufbeschwor

Die bedingungslose Unterstützung Israels durch den Westen beruht unter anderem darauf, dass jeder gewaltsame Akt der Palästinenser als Terrorismus bezeichnet wird. Dies vereinfacht die Situation erheblich: Während Gewalt gegen Zivilisten das humanitäre Völkerrecht verletzt, ist Gewaltanwendung nicht grundsätzlich illegitim. Die Verbindung von Terrorismus und seiner entschiedenen Verurteilung führt zu einer absoluten moralischen Ebene, auf der der Diskurs eingeschränkt wird und jede militärische Antwort als gerechtfertigt angesehen werden kann. Es ist wichtig, über den Begriff des Terrorismus und seine Verwendung nachzudenken.

Im Sommer 1938 bekannte sich die Irgun, der bewaffnete Arm der „revisionistischen Zionisten“ um Wladimir Jabotinsky, zu mehreren Anschlägen in Haifa und Jerusalem, bei denen arabische Zivilisten getötet wurden. Aus der Irgun gingen später zwei israelische Ministerpräsidenten hervor. Die Frage, ob diese Taten als Terrorismus oder Widerstand betrachtet werden sollten, zeigt, dass Terroristen von gestern die politischen Führer von morgen sein können.

Die israelische Luftwaffe bombardiert derzeit Ziele im Gaza-Streifen. Dabei sind viele palästinensische Zivilisten ums Leben gekommen. Die Diskrepanz der Mittel zwischen einer Guerilla und einer regulären Armee führt zu einer unterschiedlichen Anzahl von Opfern. Wenn die Hamas als Terroristen betrachtet wird, weil sie fünf Zivilisten getötet hat, wie sollte dann der Staat Israel bezeichnet werden, der laut Schätzungen der israelischen Armee zwischen 800 und 1.000 Zivilisten getötet hat, darunter viele Kinder?

Die Unterstützung der Islamisten durch die USA und Israel in den 1970er und 1980er Jahren führte zu einer Stärkung dieser Gruppen, die später als Terroristen klassifiziert wurden. In Palästina wurden die Islamisten ermutigt, gegen die nationalistischen und sozialistischen Kräfte in der PLO vorzugehen. Die Islamisten wurden in den Schulen bevorzugt als Lehrer eingesetzt und infiltrierten das Bildungssystem. Sobald sie an Macht gewonnen hatten, wandten sie sich gegen Israel und den Westen. Die USA und ihre Verbündeten erkannten die Gefahr dieser Strategie erst, als die islamistischen Organisationen sich gegen sie wandten und eine streng islamistische Gesellschaftsordnung etablierten. Es ist wichtig zu erkennen, dass nicht alle Araber und Muslime so sind wie islamische Fundamentalisten und dass diese Bewegung ursprünglich aus dem Westen stammt

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Gaza, Oktober 2023: Von Terroristen und Geistern, die man rief

Die vielfach bedingungs- wie bedenkenlose Unterstützung Israels durch den Westen gründet unter anderem darauf, möglichst jeden Rückgriff auf Gewalt seitens der Palästinenser als Terror zu bezeichnen. Damit macht man es sich sehr einfach: Während Gewalt gegen Zivilisten das humanitäre Völkerrecht auch im reinen Verteidigungsfall verletzt, ist die Gewaltanwendung nicht per se illegitim.[1] Die unlösbare Verknüpfung von Terror und seiner entschiedenen Verurteilung führt uns zudem auf eine absolute moralische Ebene, auf der einerseits eine Einengung des Diskurses und in der Folge des diplomatischen Handlungsspielraumes stattfindet, andererseits jede (militärische) Antwort als gerechtfertigt bezeichnet werden kann. Wer spricht und sprach wann von Terror, wer hat ihn angewendet, wer oder was hat den Terrorismus befördert, was ist aus „den Terroristen“ geworden? Nachdenken über ein

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