Versteckter Ärger | Von Bastian Barucker

Seit zwölf Jahren begleite ich Menschen im Rahmen der „Gefühls- und Körperarbeit nach Willi Maurer“. Während dieser Arbeit entdecken und erkunden die Klientinnen und Klienten ihre Gefühlswelt und bringen verdrängte Episoden, meist aus ihrer frühen Kindheit, ans Licht. Dabei habe ich Einblick in Hunderte Lebensgeschichten erhalten, in denen sich oft der Hass des Babys oder Kleinkindes zeigt, das vernachlässigt, nicht geliebt, nicht beachtet oder sogar emotional oder körperlich missbraucht wurde. Dieser Hass richtet sich gegen ein schmerzverursachendes Verhalten und nicht gegen die Person als Ganzes. Als Kind können diese Gefühle nicht ausgelebt werden, da die Zugehörigkeit zu den Eltern oder nahestehenden Personen nicht gefährdet werden darf. Daher werden das Gefühl des Hasses und die Erinnerung an die Situation abgespalten, bleiben jedoch im Körper und im Unterbewusstsein.

In meiner begleiteten Arbeit frage ich die Menschen manchmal, was ihr Impuls wäre, wenn alles erlaubt wäre und auf niemanden Rücksicht genommen werden müsste. In vielen Fällen zeigt sich dann ein unbändiger Hass, der mittels Schlagen und Schreien ausagiert wird. Endlich darf dieser Impuls, der seit Jahrzehnten in jeder Zelle des Körpers wohnt, ausgelebt werden, ohne dass dabei jemand zu Schaden kommt! Meine Erfahrung lässt mich vermuten, dass sehr viele Menschen unentdeckten Hass in sich tragen, der ihr Leben stark beeinflusst und in bestimmten Situationen geweckt werden kann. Der verborgene individuelle Hass und gesellschaftlich ausgetragene Kriege können an aktuellen und vergangenen Kriegsgeschehen sichtbar werden. Wenn ein Feindbild auftaucht, das durch politische Propaganda entmenschlicht wird, entsteht gesellschaftlich eine ähnliche Situation wie in der Therapie. Ein Feind, der als Monster beschrieben wird, kann Erinnerungen an Ohnmacht und Leid aus der Kindheit hervorrufen. Gleichzeitig entsteht die Vorstellung, dass nun alles erlaubt ist. Es kommt zu einer kollektiven Entladung des Hasses und einer Art Katharsis.

Unentdeckter, uneingestandener innerer Hass ist eine machtvolle Kraft, die individuell und kollektiv betrachtet werden muss. Es ist wichtig, den eigenen inneren Hass zu entdecken, anzuerkennen und zu integrieren, um einen friedvolleren Umgang mit Konfliktsituationen zu ermöglichen. Eine Gesellschaft, die den Frieden anstrebt, sollte Räume schaffen, in denen Menschen ihre eigene Friedfertigkeit entwickeln können, indem sie ihre eigene Geschichte integrieren. Zudem sollte sie sich darauf konzentrieren, die Grundbedürfnisse von Kleinkindern nach Zugehörigkeit, Nähe, Liebe und Anerkennung zu erfüllen. Dies wäre eine effektive Prävention von Hass und Krieg

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Verborgener Hass | Von Bastian Barucker

Seit zwölf Jahren begleite ich Menschen im Rahmen der „Gefühls- und Körperarbeit nach Willi Maurer“. Die Klientinnen und Klienten entdecken und erkunden dabei ihre Gefühlswelt und bringen verdrängte Episoden, meist aus ihrer frühen Kindheit, ans Licht. Ausgehend von alltäglichen Situationen und den dazugehörigen Gefühlen gehen sie auf Spurensuche nach den Wurzeln von Leid erzeugenden Verhaltensweisen. So erhielt ich Einblick in Hunderte Lebensgeschichten, und dabei wiederholt sich oft die Bewusstwerdung von tief vergrabenem Hass: der Hass des Babys oder Kleinkindes, welches vernachlässigt, nicht geliebt, nicht beachtet oder sogar emotional oder körperlich missbraucht wird. Dieser Hass — der sich gegen ein Schmerz verursachendes Verhalten und nicht die Person als Ganzes richtet — und die damit verbundene Aggression können als Kind nicht ausgelebt werden, da

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