Netanyahu hat die Hamas instrumentalisiert für seine Strategie

Urs P. Gasche / 29.10.2023  Der Guardian-Kolumnist Jonathan Freedland fordert den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten trotz des Krieges. Freedland, ein britischer Journalist, bezeichnet sich selbst als „liberalen Zionisten“. Er vergleicht die Situation mit dem Wechsel zu Winston Churchill im Jahr 1940 in Großbritannien. Obwohl ein Rücktritt aufgrund der absoluten Kontrolle von Netanyahu über seine Partei unwahrscheinlich ist, argumentiert Freedland, dass Israel den Mann loswerden muss, der das Land an diesen düsteren Scheideweg geführt hat. Er sollte durch jemanden ersetzt werden, der den richtigen Weg einschlägt und nicht von den Todfeinden des Landes beeinflusst ist.

Freedland bezeichnet Netanyahus Strategie als katastrophale Fehleinschätzung. Netanyahu habe die Hamas im Gazastreifen unterstützt, um die Palästinenser zu spalten und eine Zweistaatenlösung zu verhindern. Er habe die Hamas im Gazastreifen regieren lassen und von den Golfstaaten finanzieren lassen. Netanyahu habe die Vorstellung gefallen, dass die Palästinenser in zwei getrennten Einheiten existieren – die Fatah im Westjordanland und die Hamas im Gazastreifen. Dadurch konnte er behaupten, dass es keinen palästinensischen Partner gebe, mit dem er verhandeln könne. Diese Strategie war kein Geheimnis und wurde bereits 2019 von Netanyahu selbst bestätigt.

Die deutsche Politik- und Islamwissenschaftlerin Michel Lüders und der Journalist Gershom Gorenberg teilen diese Einschätzung. Netanyahu habe das Hamas-Regime an der Macht gehalten und dessen Finanzierung durch Katar toleriert, um Verhandlungen mit der Fatah zu vermeiden und die Siedlungspolitik im Westjordanland voranzutreiben. Diese Strategie entspricht der Sicht der Ultrareligiösen in Israel.

Um den Konflikt zu deeskalieren, schlägt der Historiker Yuval Noah Harari vor, dass die Hamas alle Frauen, Kinder und Babys freilässt, die sie als Geiseln hält, während Israel im Gegenzug palästinensische Frauen und Jugendliche freilässt, die es in seinen Gefängnissen festhält. Zudem sollten die Zivilisten im Gazastreifen die Möglichkeit haben, das Gebiet zu verlassen und in anderen Ländern Schutz zu suchen. Ägypten könnte hierbei eine führende Rolle übernehmen. Wenn kein anderes Land bereit ist, palästinensische Zivilisten aufzunehmen, könnte Israel internationale humanitäre Organisationen einladen, vorübergehende Zufluchtsorte auf israelischem Boden einzurichten. Dadurch könnte Israel das Leben der palästinensischen Zivilisten schützen und den Krieg gegen die Hamas mit weniger Zivilisten in der Kampfzone fortsetzen

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Netanyahu hat die Hamas für seine Strategie missbraucht

Urs P. Gasche / 29.10.2023  Israels Ministerpräsident müsse jetzt trotz Krieg zurücktreten, fordert «Guardian»-Kolumnist Jonathan Freedland. Der britische Journalist Jonathan Saul Freedland bezeichnet sich selber als «liberalen Zionisten». Wenn er in Israel einen Führungswechsel in Kriegszeiten fordere, sei dies nichts Ungewöhnliches: 1940 habe dies für Grossbritannien mit dem Wechsel zu Winston Churchill gut funktioniert. Ein Rücktritt sei zwar angesichts der absoluten Kontrolle Netanyahus über seine Partei unwahrscheinlich: «Aber Israel muss den Mann loswerden, der es an diesen düsteren Scheideweg geführt hat, und ihn durch jemanden ersetzen, der den richtigen Weg einschlägt – einen Weg, der nicht von den Todfeinden des Landes gepflastert ist.» Das erkärt Jonathan Freedland im Guardian. «Katastrophale Fehleinschätzung» Die Strategie Netanyahus bezeichnet Freedland als eine «katastrophale Fehleinschätzung». Netanyahu habe

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