Jeffrey Sachs: Netanjahus Kriegstaktik richtet großen Schaden in Israel an

Veröffentlicht am 7. November 2023 von TG. „Israels Freunde müssen dem Land helfen, die Diplomatie dem Krieg vorzuziehen.“ Das ist die Forderung des US-Ökonomen Jeffrey Sachs in einem Beitrag, der in der aktuellen Ausgabe der Schweizer Zeitung Die Weltwoche veröffentlicht wurde. Laut Sachs läuft die Zeit für Israel ab, sich selbst zu retten – nicht vor der Hamas, die nicht über die militärischen Mittel verfügt, Israel zu besiegen, sondern vor sich selbst. Sachs warnt davor, dass Israels Kriegsverbrechen im Gazastreifen die zivilen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen des Landes zur restlichen Welt zerstören könnten. Es gibt immer mehr Rufe nach einem sofortigen Rücktritt von Premierminister Benjamin Netanjahu in Israel, so der US-Ökonom. Eine neue israelische Regierung sollte die Gelegenheit nutzen, das Blutvergießen durch Diplomatie in einen dauerhaften Frieden umzuwandeln. Die Politik von Netanjahu führt das Land in eine Falle, die von der islamistischen palästinensischen Organisation Hamas gestellt wurde. Das Ziel der Hamas bei ihrem abscheulichen Terroranschlag am 7. Oktober war es, Israel in einen langen und blutigen Krieg zu treiben und es zu Kriegsverbrechen zu verleiten, um die Schande der Weltöffentlichkeit auf sich zu ziehen. Dies ist ein klassischer politischer Terroranschlag. Sachs vergleicht dies mit den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA. Die daraus resultierenden Kriege in Afghanistan, im Irak und darüber hinaus führten zu einem Blutvergießen, Folter durch US-Behörden und -Militärs, acht Billionen Dollar Schulden und dem Zusammenbruch des Ansehens und der Macht der USA weltweit. Israels Irrtum Die Hamas könnte Israel ebenfalls zu Kriegsverbrechen und möglicherweise zu einem Krieg in der gesamten Region führen. Israels Aktionen bringen die Freunde Israels auf der ganzen Welt gegen das Land auf. Israel ignoriert instinktiv die weltweite Meinung und tut sie als Antisemitismus ab. Die israelische Führung verlässt sich darauf, von den USA unterstützt zu werden. Dies ist jedoch aus Sicht des Ökonomen unmöglich, da die USA weltweit politisch geschwächt sind. Ein Beispiel dafür ist die „Rettung“ der Ukraine durch die USA. Die Ukraine wird zerstört, weil sie sich auf die Zusagen der USA verlassen hat, sie militärisch zu unterstützen, solange es nötig ist. Sachs schreibt die Anschläge vom 11. September 2001 dem islamistischen Netzwerk Al-Qaida zu und vergleicht sie mit der Hamas. Al-Qaida wurde von den USA geschaffen und wurde später zum Bumerang. Durch die heimliche Finanzierung islamischer Dschihadisten in Afghanistan in den 1980er Jahren, um die Sowjetunion zu bekämpfen, hat die CIA Al-Qaida ins Leben gerufen. Im Fall der Hamas hat Netanjahu – wie gut dokumentiert ist – heimlich die Hamas unterstützt, um die Palästinensische Autonomiebehörde zu spalten und zu schwächen. Der Ökonom kritisiert Netanjahu für die falsche Ansicht, dass Sicherheit und Frieden für Israel nur durch den Einmarsch in Gaza und die Vernichtung der Hamas möglich seien. Die westliche Unterstützung für das israelische Vorgehen lässt die Bevölkerung glauben, dass Israel das Einzige tut, was es für seine eigene Sicherheit tun kann. Doch dieselben politisch Verantwortlichen haben den Hamas-Angriff am 7. Oktober nicht verhindert und versuchen nun, ihre Fehler durch den Krieg in Gaza zu vertuschen. Der einzige Ansatz für Frieden und Sicherheit Sachs erinnert an einen völlig anderen Ansatz für Israels Sicherheit, den die politische Klasse Israels seit Jahrzehnten ablehnt, der aber der einzige ist, der wirklichen Frieden und Sicherheit bringen kann. Dies ist eine politische Lösung für Palästina, verbunden mit umfassenden, durchsetzbaren Sicherheitsvereinbarungen für Israel. Er warnt davor, dass Israel auf einem Vulkan der Unruhe sitzt, weil es dem palästinensischen Volk seit langem grundlegende menschliche, wirtschaftliche und politische Rechte verweigert. Der Gazastreifen wurde von Human Rights Watch als Freiluftgefängnis bezeichnet. Die israelische Besetzung Palästinas wird von Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International als Apartheid bezeichnet. Die UN-Generalversammlung und der UN-Sicherheitsrat haben zu Recht und mit überwältigender Mehrheit seit Jahren, zuletzt am 26. Oktober, Resolutionen verabschiedet, die eine Zwei-Staaten-Lösung für Israel und Palästina fordern. Netanjahu war jedoch nicht bereit, die notwendigen Zugeständnisse zu machen, um eine solche Lösung zu ermöglichen. Die politische Klasse Israels hat es versäumt, echte Sicherheit für Israel und Gerechtigkeit für Palästina zu erreichen. Sachs spricht sich für eine diplomatische Lösung aus, bei der der UN-Sicherheitsrat sich für die Entwaffnung militanter Gruppen, einschließlich der Hamas und des Islamischen Dschihad, einsetzt. Die Länder, die diese Gruppen finanzieren und bewaffnen, insbesondere der Iran, sollten sich bereit erklären, sich dem UN-Sicherheitsrat anzuschließen, um diese Gruppen als Teil des Friedensabkommens zu finanzieren und zu demobilisieren. Sachs schlägt vor, dass sowohl Saudi-Arabien als auch der Iran diplomatische Beziehungen zu Israel aufnehmen. Israel und der UN-Sicherheitsrat sollten einen souveränen, unabhängigen und sicheren Staat Palästina mit seiner Hauptstadt in Ost-Jerusalem anerkennen und ihm die volle Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen gewähren. Palästina sollte die souveräne Kontrolle über die muslimischen heiligen Stätten in Ost-Jerusalem, einschließlich des Haram al-Sharif (Tempelberg), erhalten. Aus Sicht des Ökonomen gibt es derzeit Spielraum für eine entsprechende Diplomatie unter den fünf ständigen Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates. Er sieht auch gute Chancen, den Iran in eine Friedenslösung einzubeziehen, da dieser Interesse an einer dynamischen und kreativen Diplomatie zeigt. Sachs warnt außerdem: „Wenn Israel Netanjahus Gift schluckt, dass dies eine Zeit für Krieg ist, wird es sich vom Rest der Welt isolieren und einen ver

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Jeffrey Sachs: Netanjahus Kriegspolitik ist verheerend für Israel

Veröffentlicht am 7. November 2023 von TG. «Israels Freunde müssen dem Land helfen, die Diplomatie dem Krieg vorzuziehen.» Das fordert der US-Ökonom Jeffrey Sachs in einem Beitrag, den die Schweizer Zeitung Die Weltwoche in ihrer aktuellen Ausgabe veröffentlicht hat. Israel laufe die Zeit davon, «sich selbst zu retten – nicht vor der Hamas, die nicht über die Mittel verfügt, Israel militärisch zu besiegen, sondern vor sich selbst.» Sachs warnt: «Israels Kriegsverbrechen im Gazastreifen, die laut dem Center for Constitutional Rights an den Tatbestand des Völkermordes heranreichen, drohen die zivilen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen Israels zum Rest der Welt zu zerstören.» In Israel würden sich die Rufe nach einem sofortigen Rücktritt von Premierminister Benjamin Netanjahu mehren, so der US-Ökonom. Eine neue israelische

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