Wiederaufleben der Kohle: Phönix aus der Asche oder warum Kohlekraftwerke erneut benötigt werden

Totgeglaubte leben länger. Das Großkraftwerk Jänschwalde in der Lausitz ist wieder mit voller Leistung am Netz. Es gibt noch genug Braunkohle und es ist wirtschaftlich rentabel. Im Jahr 2015 plante der damalige Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), die CO2-Emissionen des Landes zu reduzieren, indem er Braunkohlekraftwerke mit einer zusätzlichen „Klimaabgabe“ belastete. Dies hätte jedoch zur Unwirtschaftlichkeit geführt und stieß auf Widerstand aus den Regionen und von Gewerkschaften. Es wurde ein Kompromiss gefunden, der als „Sicherheitsbereitschaft“ bezeichnet wurde und zur Abschaltung von insgesamt acht Blöcken führte. Niemand erwartete, dass diese Anlagen jemals wieder in Betrieb genommen würden. Das Ökoinstitut Freiburg wurde beauftragt, einen Bericht über die Überprüfung des Kohleverstromungsbeendigungsgesetzes (KVBG) zu erstellen, der jedoch noch aussteht.

Am 17. November 2023 erreichte das Kraftwerk Jänschwalde erstmals seit 2018 wieder die volle Leistung von 3.000 Megawatt. Die beiden Blöcke E und F, die zuvor stillgelegt waren, wurden wieder in Betrieb genommen. Zu diesem Zeitpunkt importierte Deutschland 5 GW Strom und im Laufe der Nacht stieg der Import auf 10 GW. Die Windkraftanlagen lieferten 8,5 GW (12 Prozent der installierten Leistung) und 79 GW Photovoltaik waren ungenutzt. Die Gestehungskosten des Braunkohlestroms liegen bei etwa 110 €/MWh. Die Grünen hatten gehofft, dass steigende CO2-Preise die Braunkohleverstromung überflüssig machen würden, aber diese Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Die CO2-Emissionen der Stromerzeugung betrugen 502 g/kWh, während Frankreich mit Kernkraft nur 32 g/kWh emittierte.

Die reaktivierten Braunkohleblöcke werden Ende März 2024 endgültig stillgelegt. Es gibt jedoch Zweifel, ob das geplante Gaskraftwerk mit 800 MW Leistung zu diesem Zeitpunkt in Betrieb gehen kann, da es noch keine Gaspipeline zum Standort gibt. In den nächsten Wintern wird es immer weniger Kohlekraftwerke geben, da das KVBG weiterhin gilt. Die Ausschreibungen für neue Gaskraftwerke sollen 2024 veröffentlicht werden, aber es wird noch einige Jahre dauern, bis diese gebaut sind. Der Kohleausstieg und der Gaseinstieg sind zeitlich nicht koordiniert. Zwei Bundesregierungen haben fünf Jahre verschlafen. Minister Gabriel hatte die Energieversorgung als Herz-Kreislaufsystem des Landes bezeichnet und darauf hingewiesen, dass eine Schwächung des Systems den ganzen Körper schwächt. Seine Nachfolger scheinen dieses Verständnis verloren zu haben

Original Artikel Teaser

Phönix aus der Kohle oder warum Kohlekraftwerke wieder gebraucht werden

Totgeglaubte leben länger. So könnte man formulieren angesichts der Tatsache, dass das Großkraftwerk Jänschwalde in der Lausitz wieder mit voller Leistung am Netz ist. Noch ist genug Braunkohle verfügbar und es rechnet sich auch. IMAGO / Andreas Franke Anno 2015 begab es sich, dass dem damaligen Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) die CO2-Emissionen des Landes zu hoch erschienen und er gedachte, dies zu ändern. Er wollte Braunkohle-Kraftwerksblöcke mit einer zusätzlichen „Klimaabgabe“ belasten, was sofort die Unwirtschaftlichkeit bedeutet hätte. Das führte jedoch zu Widerstand aus den Regionen und von Gewerkschaften. So gab es einen Kompromiss, der sich „Sicherheitsbereitschaft“ nannte, bezahlt wurde und die terminierte Abschaltung von insgesamt acht Blöcken zur Folge hatte. Minister Gabriel bezeichnete die Lösung als „Gürtel zum Hosenträger“ (zusätzlich

Details zu Phönix aus der Kohle oder warum Kohlekraftwerke wieder gebraucht werden