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Kein Medium verbessert sich trotz Panikmeldung zum Hitzestress

Published On: 24. November 2023 9:12

Martina Frei / 24.11.2023 Fast die Hälfte der schwangeren Frauen erleidet bei Temperaturen über 35 Grad eine Frühgeburt, so wurde berichtet. Die Medien haben jedoch einen wichtigen Unterschied übersehen. Laut dem ZDF könnte in zehn Jahren jedes sechste Kind in Deutschland ein Frühgeborenes sein, wenn die Anzahl der Hitzetage im Sommer weiterhin so zunimmt wie bisher. Dies entspricht „doppelt so vielen Frühgeburten wie heute“. Diese Informationen wurden am 23. Juni 2023 auf der Website des ZDF veröffentlicht. Der öffentlich-rechtliche Sender beruft sich dabei auf eine Studie von Hamburger Wissenschaftlerinnen, die im Fachblatt „eBioMedicine“ veröffentlicht wurde. Die Studie untersuchte die Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere von Hitzetagen, auf Frühgeburten. Laut dem ZDF sind „fast die Hälfte der schwangeren Frauen ab 35 Grad betroffen“. Diese Aussage ist jedoch falsch. Die Autorin der „Unstatistik des Monats Juni“, Katharina Schüller, bemerkte, dass das ZDF hier das relative und absolute Risiko verwechselt hat. Sie wies bereits vor Monaten darauf hin, dass die Anzahl der Frühgeburten von einer Grundrate von etwa 8,5 Prozent auf 12,3 Prozent gestiegen ist. Der absolute Anstieg beträgt also 3,8 Prozentpunkte. Laut Schüller handelte es sich in der Studie um 10 zusätzliche Frühgeburten infolge von Hitzetagen in 22 Jahren. Tatsächlich lässt sich aus der Studie ableiten, dass nach den 1 Prozent extremsten Hitzetagen von 100 Schwangeren 3 bis 4 mehr als sonst eine Frühgeburt haben, nicht jedoch 45 Prozent mehr, wie das ZDF immer noch suggeriert. Der Bericht des ZDF ist mit „hoch emotionalen Bildern und Beispielgeschichten“ illustriert, die Angst und Panik schüren, wie Schüller bemerkte. In einer Grafik wird dargestellt, wie viele zusätzliche Frühgeburten laut der Studie auf Hitzestress zurückzuführen sind. Es handelt sich um den kleinen roten Punkt: Die Länge der Balken spiegelt die Anzahl der Geburten wider. Hellblaue Balken = Geburten nach Tagen mit einer empfundenen Temperatur unter 35 Grad Celsius. Dunkelblau = Frühgeburten nach Tagen mit einer empfundenen Temperatur unter 35 Grad. Rosa = Geburten nach Tagen mit einer empfundenen Temperatur von 35 Grad oder mehr. Orange = Erwartete Frühgeburten nach Tagen mit einer empfundenen Temperatur von mindestens 35 Grad. Rot = Zusätzliche Frühgeburten nach Tagen mit einer empfundenen Temperatur von mindestens 35 Grad Celsius. Schätzung: Statt wie bisher 6 von 1000 wären in Zukunft 12 von 1000 betroffen. „Die große Mehrheit der Frühgeburten findet nicht an Extremtagen statt. Nur die hitzebedingten Frühgeburten würden sich verdoppeln: Statt 6 wären in Zukunft 12 von 1000 Schwangerschaften betroffen. Das ist keine positive Nachricht, aber weit entfernt von einer schockierenden Meldung“, erklärte Schüller im September 2023 in der „NZZ am Sonntag“. Weder die „Wissenschaft news“ der Schweizerischen Depeschenagentur, noch die Nachrichtenagentur AFP, noch die Wissenschaftsredaktion des „ORF“, noch „20 Minuten“, „watson.ch“, „Blick.ch“, „nau.ch“, „bluewin.ch“ und andere Medien haben die Angaben zum relativen und absoluten Risiko gemacht. Alle verbreiteten nur die relative Risikoerhöhung. All diesen Meldungen lag letztendlich eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) zugrunde, wo die Studie durchgeführt wurde. „Leider ist das UKE an dieser dramatisierenden Berichterstattung nicht ganz unschuldig“, kritisierte Schüller. In der Pressemitteilung wurde der Effekt der Hitze nur als relative Zahl (45 Prozent mehr) und nicht als absoluter Anstieg (3 bis 4 von je 100 Frauen mehr) angegeben. „Relative Risiken sind große Zahlen und erzeugen unnötige Angst, absolute Risiken sind kleine Zahlen und helfen, das tatsächliche Risiko zu verstehen“, erläuterte Schüller. Inzwischen wurde zumindest diese UKE-Pressemitteilung mit dem Hinweis versehen, dass es sich um das relative Risiko handelt. Auch der Berufsverband der Frauenärzte verbreitete irreführende Zahlen. Der Check zeigt jedoch, dass keine der oben genannten Redaktionen die absoluten Zahlen nachgereicht hat und das Risiko eingeordnet hat. Stattdessen wird weiterhin mit falschen Zahlen jongliert und/oder das Risiko nur relativ dargestellt. Selbst die Website „Frauenärzte im Netz“ des Bundesverbands deutscher Frauenärzte gibt nur die relativen Angaben wieder und verbreitet die Prognose: „2033 könnte aufgrund steigender Temperaturen annähernd jedes sechste Kind, rund 15 Prozent, zu früh geboren werden – doppelt so viele wie heute.“ „Relative Risiken sind Nebelkerzen; sie dienen in den meisten Fällen vor allem der Sensationslust“, sagte Katharina Schüller, Autorin der „Unstatistik des Monats Juni“. „Wir haben schon oft darauf hingewiesen, dass absolute Risiken helfen können, das wahre Ausmaß einer Gefahr zu verstehen. Relative Risiken hingegen sind Nebelkerzen; sie dienen in den meisten Fällen vor allem der Sensationslust. Es ist sicher richtig, Schwangere darauf hinzuweisen, dass sie sich bei Hitze schonen sollten. Aber es ist manipulativ und verantwortungslos, dies mit solch falscher Dramatik zu

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Panikmeldung zum Hitzestress – und kein Medium verbessert sich

Martina Frei / 24.11.2023  Fast jede zweite Schwangere habe ab 35 Grad Hitze eine Frühgeburt, hiess es. Weil die Medien einen wichtigen Unterschied übersahen. Wenn es mit den zunehmenden Hitzetagen im Sommer so weitergehe wie bisher, dann wäre in zehn Jahren jedes sechste Kind in Deutschland ein Frühgeborenes – «doppelt so viele Frühgeburten wie heute». Das berichtet das ZDF seit dem 23. Juni 2023 auf seiner Website. «Ab 35 Grad ist beinahe jede zweite Schwangere betroffen.» Der öffentlich-rechtliche Sender beruft sich dabei auf eine Studie von Hamburger Wissenschaftlerinnen, die im Fachblatt «eBioMedicine» erschien. Diese hatten untersucht, wie sich der Klimawandel – und speziell Hitzetage – auf Frühgeburten auswirken.  «Bei andauernden Temperaturen von über 35 Grad steige das Risiko auf 45

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