Erinnerung an eine Medienjagd: Der Fall Gil Ofarim
Der Fall Gil Ofarim hat einen zentralen Aspekt, über den keiner mehr reden mag. Es geht um die voreilige Vorverurteilung der betroffenen Hotelmitarbeiter und Gäste durch Medien, Politik und die Gesellschaft. Sobald etwas politisch passt, gibt es in diesem Land keine Zurückhaltung und keine Unschuldsvermutung mehr. Es erinnert an eine Hetzjagd in den Medien. Im Oktober 2021 veröffentlichte der Popsänger Gil Ofarim ein Video, in dem er behauptete, dass er im Grand-Westin-Hotel in Leipzig abgewiesen wurde, weil er sein Davidstern-Halskettchen abnehmen sollte. Das Video verbreitete sich viral im Internet und wurde von Millionen Menschen gesehen. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter bestritt die Vorwürfe, und das Hotel versprach eine Untersuchung. Es stand Aussage gegen Aussage. Zwei Jahre später gestand Ofarim im Rahmen eines Gerichtsverfahrens ein, dass er die Anschuldigungen erfunden hatte. Niemand außer den unmittelbar Beteiligten weiß, was damals wirklich in der Hotel-Lounge passiert ist. Doch in der Öffentlichkeit brach sofort ein Sturm der Entrüstung los. Niemand wollte auf die Klärung des Falls warten. Das Hotel und der Manager wurden in den folgenden Tagen mit einem beispiellosen Shitstorm konfrontiert. Die Medien griffen den Fall prominent auf, ebenso wie die Politik auf Bundesebene und in den Ländern. Es wurden Konsequenzen gefordert. Der Außenminister Heiko Maas schrieb auf Twitter: „Leipzig ist kein Einzelfall.“ Die Süddeutsche Zeitung berichtete von den „entsetzlichen Ereignissen im Leipziger Westin-Hotel“, die niemanden überraschen sollten. Der Spiegel sprach von einem „antisemitischen Vorfall im Alltag“. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichnete es als „unfassbaren Fall von Antisemitismus“ und forderte eine rasche Antwort des Hotels. Das Hotel zog den Mitarbeiter sofort vom Empfang ab und versprach eine schnelle Aufklärung des Falls. Doch diese Maßnahmen wurden nicht akzeptiert. Am nächsten Tag fand eine Demonstration mit vielen Teilnehmern vor dem Hotel statt
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Erinnerung an eine Pressehatz: Der Fall Gil Ofarim
Der Fall Gil Ofarim hat einen zentralen Aspekt, über den keiner mehr reden mag. Er erzählt von leichtfertiger Vorverurteilung der betroffenen Hotelmitarbeiter und Gäste durch Medien, Politik und talkende Klasse. Wenn etwas politisch in den Kram passt, gibt es in diesem Land kein Halten und keine Unschuldsvermutung mehr. Erinnerungen an eine Pressehatz. Anfang Oktober 2021 hatte der Popsänger Gil Ofarim gerade ein Video ins Netz gestellt, in dem er sich selbst präsentierte. Man sah ihn, wie er vor dem Grand-Westin-Hotel in Leipzig abends auf dem Bürgersteig saß und mit Tränen in den Augen erzählte, dass er soeben in dem Haus in der Schlange beim Empfang abgewiesen worden sei. Mit den Worten, er solle erst mal sein Halskettchen mit dem Davidstern abnehmen, dann
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