Die Abhängigkeit von der Notlage

lem übertragen bedeutet das, dass das Finanzsystem von den Injektionen von Zentralbankgeld abhängig geworden ist und eine Entwöhnung davon schwere Folgen haben könnte. Es ist eine Art Sucht nach billigem Geld entstanden, die immer weiter gesteigert werden muss, um das System aufrechtzuerhalten.

Die Corona-Krise wurde genutzt, um die Realwirtschaft einzufrieren und mit Zentralbankgeld am Leben zu erhalten. Dabei wurden alle bisherigen Grenzen der Staatsverschuldung überschritten und die EU genehmigte sich einen Kreditrahmen, der weit über die offiziell genannte Zahl von 720 Milliarden Euro hinausgeht. Dies diente vor allem dazu, die Zinsen für Staatsanleihen niedrig zu halten und die Schuldenlast immer weiter steigen zu lassen.

Der sogenannte „Great Reset“ wurde als Möglichkeit gesehen, das Weltfinanzsystem dauerhaft zu stabilisieren. Dabei sollte die Modern Monetary Theory (MMT) angewendet werden, die eine unbegrenzte Verschuldung ermöglicht, und durch die „Klimawende“ sollte ein „grünes Wachstum“ entstehen. Diese Illusionen haben sich jedoch nicht bewahrheitet und die praktischen Auswirkungen des Great Reset sind katastrophal.

Seit dem Frühjahr 2020 beruht die kurzfristige Stabilität des Weltfinanzsystems auf Injektionen von Zentralbankgeld. Da man diesen Zustand nicht ohne weiteres beenden kann, braucht man ständig neue Notstandssituationen, um die Finanzinjektionen fortzusetzen. Die Corona-Krise wurde beendet, aber mit dem Ukraine-Krieg, der Energiekrise und der „Klimakrise“ wurden neue Notstandsanlässe geschaffen.

Die Bundesregierung hat sich mit Sonderkrediten in einem enormen Umfang verschuldet, der die Höhe des jährlichen Bundeshaushalts übersteigt. Doch mittlerweile glaubt auch außerhalb von Oppositionskreisen kaum noch jemand an die alternativlose Notwendigkeit dieser Verschuldung. Das Bundesverfassungsgericht hat sogar einen verfassungsgemäßen, ausgeglichenen Staatshaushalt eingefordert.

Das Problem der Verschuldung wird jedoch von vielen unterschätzt. Es ist eine Sucht nach Zentralbankgeld entstanden, die schwer zu überwinden ist. Eine Genesung von dieser Sucht erfordert eine vollständige und dauerhafte Abstinenz vom Suchtmittel, was jedoch nicht einfach ist. Es besteht die Gefahr, dass ein „kalter“ Entzug lebensgefährlich sein könnte.

Insgesamt steht das Finanzsystem vor einer großen Herausforderung, da es von den Injektionen von Zentralbankgeld abhängig geworden ist. Eine Lösung für dieses Problem ist dringend erforderlich, um eine langfristige Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten

Original Artikel Teaser

Die Sucht nach dem Notstand

Raus aus dem Mindset des permanenten Ausnahmezustands – aber wie? (Symbolbild:Imago) Das Trauerspiel der endlosen Haushaltsverhandlungen von Olaf Scholz, Christian Lindner und Robert Habeck soll hier nicht noch einmal kommentiert werden. Es lässt sich mit dem Sprichwort zusammenfassen: „Der Berg kreißte und gebar eine Maus.“ Dahinter verbirgt sich allerdings ein Großproblem, das durchaus einen Anlass für eine tiefergehende Analyse bietet, nämlich die schon seit Jahren bestehende Tendenz zur Ausrufung beständiger Notstandslagen, die offenbar zur Voraussetzung dafür geworden sind, dass Staat und Wirtschaft überhaupt noch einigermaßen „normal“ funktionieren können. Dieser Zustand ähnelt einer Suchterkrankung: Wer von einer Droge abhängig geworden ist, der kann ohne sie kaum noch existieren, und vor allem braucht er immer mehr davon. Um dies besser zu verstehen

Details zu Die Sucht nach dem Notstand