unfallchirurgen-demonstrieren:-mangel-an-geld-fuer-die-versorgung-ukrainischer-soldatenUnfallchirurgen demonstrieren: Mangel an Geld für die Versorgung ukrainischer Soldaten
zwischen-sexy-unterwaesche-und-zensur:-der-verlorene-anstand-des-bundestagsZwischen sexy Unterwäsche und Zensur: Der verlorene Anstand des Bundestags
die-privatsphaere-des-wohnzimmers

Die Privatsphäre des Wohnzimmers

Published On: 22. Dezember 2023 17:13

Friedrich Merz hat erneut die richtigen Gedanken gehabt, aber die falschen Worte gewählt. Der Vorsitzende der CDU möchte den Kauf von Weihnachtsbäumen zur Leitkultur machen. Wir brauchen das dringend, aber nicht so, wie Merz es sich vorstellt. Merz hat erklärt, dass für ihn der Kauf eines Weihnachtsbaums zur Leitkultur gehört, wenn wir über unsere Art zu leben sprechen. Diese Aussage hat einen wahren Kern, ist aber ungeschickt formuliert. Es gibt mehrere Gründe dafür. Einer davon ist, dass die Linke seit Jahren die politische Kultur mit identitätspolitischen Themen vergiftet. Dazu gehört auch, alles und jeden unter Nazi-Verdacht zu stellen, wenn es den Linken nicht gefällt. Regierungsnahe Medien haben sogar eigene Jugendformate gegründet, die unermüdlich den Nazi in allem und jedem entdecken. Merz bringt nun die konservative Variante der Identitätspolitik: Anstatt den Menschen zu sagen, was sie ablehnen sollen, will er ihnen sagen, was sie gut finden sollen. Das ist letztendlich der gleiche Fehler, nur anders herum gedacht. Vor allem, wenn es von einem Politiker kommt. Ein Politiker sollte sich darum kümmern, vernünftige Rahmenbedingungen zu schaffen und sich nicht in die Frage einzumischen, ob die Menschen zu Hause einen Weihnachtsbaum aufstellen oder ein Spaghetti-Monster aus Kernseife schnitzen. Es ist dumm, sich in Weihnachtsriten einzumischen. Sie sind nicht von Gott in Stein gemeißelt und von einem Propheten ins Tal getragen worden. Sie unterliegen Moden: Früher hängten die Menschen die Weihnachtsbäume an die Decke und die Kirche lehnte das Symbol des Baumes ab. Es entwertete die Krippe als eigentliches weihnachtliches Symbol. „Stille Nacht“ gilt heute als klassisches Weihnachtslied, aber Franz Xaver Gruber und Joseph Mohr mussten es 1818 erst schreiben. Seitdem wurden immer wieder Lieder in den Weihnachtskanon aufgenommen. Für Menschen unter 40 Jahren gehört „Last Christmas“ schon immer zum Fest – Ältere können sich an die Zeit erinnern, als der Hit von „Wham!“ neu war. Ist George Michael jetzt Leitkultur oder Mode? Das können Feuätongs diskutieren, aber in der Politik hat diese Frage nichts zu suchen. „Weihnachtsfest“ statt „Winterfest“ Trotzdem hat Merz einen wahren Kern angesprochen, wenn auch auf ungeschickte Weise. Ein Land braucht eine Leitkultur. Eine Gesellschaft auch. Aber das Wohnzimmer ist der falsche Ort, um damit anzufangen. Das Wohnzimmer ist Privatsache. Dort gilt: Jeder soll nach seiner eigenen Art glücklich werden. Friedrich der Zweite war da schon weiter als Friedrich der Schwafelige. Der öffentliche Raum ist etwas anderes. Ein Gericht hat kürzlich entschieden, dass in Bayern Kreuze in öffentlichen Einrichtungen hängen bleiben dürfen, obwohl sie ein christliches Symbol sind. Das sei noch keine unzumutbare Festlegung des Staates; nicht-christliche Menschen müssen das also ertragen. Das Gericht hat klug entschieden. Kreuze und Weihnachtsbäume im öffentlichen Raum sind Dinge, die man nicht mögen muss, aber die einen auch nicht unzumutbar belasten. Frustrationstoleranz ist etwas, das jeder entwickeln sollte. Und diese Weihnachtsbäume sind bei weitem nicht so übergriffig wie Merz‘ Forderung, die in das Privatleben eingreifen will. Die Toleranz gegenüber Religionen ist eine gesellschaftliche Stärke. Das Gegenteil wirft ein schlechtes Licht auf ein Land. Während des jüdischen Festes Chanukka waren viele Menora-Leuchter öffentlich zu sehen. Doch besonders in Berlin gab es eine Welle, bei der diese Chanukkia zerstört wurden. Das ist ein offener Ausdruck von Judenhass, der in Deutschland latent vorhanden ist und gerne hinter Floskeln wie „Man wird ja Israel noch kritisieren dürfen …“ oder „Ja, aber Israel …“ versteckt wird. An dieser Stelle zeigt sich, wie wichtig eine Leitkultur ist, die Merz mit seiner ungeschickten Formulierung so sehr geschadet hat. Denn wir brauchen eine Leitkultur in Form eines Wertekanons. Dieser ist nicht an Weihnachtsbäumen in Wohnzimmern oder an „Last Christmas“ in der Playlist festzumachen. Es geht vielmehr um etwas Grundsätzlicheres: Respekt, Friedenswille und die Fähigkeit, etwas zu akzeptieren, das einem nicht gefällt. Das können ein Weihnachtsbaum auf einem Marktplatz oder eine Chanukkia im öffentlichen Raum sein. Kommunismus unter dem Deckmantel des Klimas Diese Toleranz fehlt oft im muslimischen Kulturkreis. Die Zerstörung von Kulturgütern war zum Beispiel zuletzt eine Angelegenheit von Fanatikern aus diesem Kulturkreis. Und mutmaßlich sind eher Mitglieder dieses Kulturkreises für die Zerstörung der Chanukkia in Berlin verantwortlich als biodeutsche Nazis. Deutschland hat es in den letzten Jahren nicht gewagt, eine Leitkultur durchzusetzen. Linke Politiker von den Grünen bis zur CDU akzeptieren keine Kritik an Intoleranz im Islam und wollen sie als „Islamophobie“ brandmarken oder sogar verbieten. Gerade Weihnachten ist eine Gelegenheit, einen positiven Sinn für Leitkultur zu finden. Nicht im Sinne von Merz, der vorschreiben will, was in Deutschland gekauft wird. Sondern in der Anpassungsfähigkeit des Festes. Es hat sich längst bis nach Japan und Südkorea verbreitet, auch weil es sich jedes Jahr aufs Neue verändert hat und längst von seinen christlichen Wurzeln gelöst ist. Der Weihnachtsbaum zum Beispiel – Achtung, Herr Merz, Triggerwarnung – ist eigentlich eine Werbefigur von Coca Cola. Aber wenn Kinder, auch deutsche, an ihn glauben wollen und (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) brav sind, um dem Weihnachtsmann zu gefallen … warum nicht? Der eigentliche Sinn von Weihnachten ist es, in Weihnachten einen Sinn zu finden. Gerade dann, wenn es draußen maximal dunkel ist, ein Licht in den Hütten und Herzen aufzust

Original Artikel Teaser

Das Wohnzimmer ist Privatsache

Friedrich Merz hat mal wieder das Richtige gedacht und das Falsche gesagt. Der CDU-Chef möchte den Kauf von Weihnachtsbäumen zur Leitkultur machen. Die hätten wir dringend nötig – aber nicht, wie von Merz gedacht. IMAGO – Collage: TE Friedrich Merz hat ein begnadetes Talent: Er kann das Richtige sagen, aber so tapsig formulieren, dass es saudumm klingt. So erklärte der CDU-Chef der Funke-Mediengruppe, was für ihn Leitkultur ist: „Wenn wir von Leitkultur sprechen, von unserer Art zu leben, dann gehört für mich dazu, vor Weihnachten einen Weihnachtsbaum zu kaufen.“ Die Aussage hat einen richtigen Kern, ist aber halt tatsächlich saudumm ausgeführt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einen grundsätzlichen: Seit Jahren vergiftet die Linke die politische Kultur mit identitätspolitischen Themen. Dazu

Details zu Das Wohnzimmer ist Privatsache

Categories: Deutsch, Medien, Politik, Quellen, Tichys EinblickTags: , Daily Views: 1Total Views: 15
unfallchirurgen-demonstrieren:-mangel-an-geld-fuer-die-versorgung-ukrainischer-soldatenUnfallchirurgen demonstrieren: Mangel an Geld für die Versorgung ukrainischer Soldaten
zwischen-sexy-unterwaesche-und-zensur:-der-verlorene-anstand-des-bundestagsZwischen sexy Unterwäsche und Zensur: Der verlorene Anstand des Bundestags