Der Mythos des Gleichgewichts – Das Streben nach Parität als Antrieb für die Aufrüstung

Parität in der Rüstung anzustreben, klingt gut. Zumindest anfangs. In Wirklichkeit hat sich jedoch gezeigt, dass das Streben nach Gleichgewicht oft zu einer Aufrüstungsspirale geführt hat. Was stattdessen notwendig ist, ist eine Wiederbelebung des „Neuen Denkens“. Von Leo Ensel. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window | Download

Stellen Sie sich vor, Ihr Nachbar nebenan ist unfreundlich und bedrohlich. Sie haben gehört, dass er Benzin in seiner Garage gelagert hat und im Streitfall damit drohen könnte, Ihr Haus in Brand zu setzen. Als Gegenmaßnahme haben Sie ebenfalls Benzin gehortet, um ihn abzuschrecken. Jahre lang haben Sie in einem „Gleichgewicht des Schreckens“ gelebt. Doch dann erfahren Sie, dass Ihr Nachbar heimlich aufgerüstet hat und nun noch mehr Benzin gelagert hat. Um Ihren Frieden zu wahren, entscheiden Sie sich ebenfalls aufzurüsten. Das Gleichgewicht ist wiederhergestellt, aber Sie haben sogar noch mehr Benzin als Ihr Nachbar.

Ihr Nachbar entdeckt Ihre Aufrüstung und droht mit einer massiven Aufrüstungswelle. Sie bieten Rüstungskontrollverhandlungen an und einigen sich schließlich auf eine gemeinsame Obergrenze für die Benzinlagerung. Sie verkünden sogar, dass Sie bereit sind, über koordinierte Abrüstung zu verhandeln, sobald das Gleichgewicht erreicht ist. Doch die Anzahl der Benzinlager hat sich verfünffacht und die angekündigten Abrüstungsverhandlungen lassen auf sich warten. Das Gleichgewicht ist eine Illusion und die Aufrüstungsspirale wird weitergehen.

Es gibt jedoch Beispiele für asymmetrische Abrüstung, bei der eine Seite mehr abrüstet als die andere. Dieses „Neue Denken“ kann zu echtem Frieden führen. Ein Mann hat in den 1980er Jahren gezeigt, dass es möglich ist, asymmetrisch abzurüsten und tatsächlich Parität auf Null-Niveau zu erreichen. Es ist an der Zeit, dieses „Neue Denken“ wiederzubeleben.

Titelbild: Aleksandr Simonov/shutterstock.com

Die NachDenkSeiten sind wichtig für eine kritische Meinungsbildung, aber sie kosten auch Geld. Deshalb bitten wir um Ihre Unterstützung. Herzlichen Dank!

Original Artikel Teaser

Mythos Gleichgewicht – Paritätsstreben als Motor der Aufrüstung

Parität in der Rüstung anzustreben, klingt gut. Jedenfalls zunächst. In Wirklichkeit erwies sich das Streben nach Gleichgewicht allzu oft als Motor einer wechselseitigen Aufrüstungsspirale. Was stattdessen nottut, ist eine Renaissance des „Neuen Denkens“. Von Leo Ensel. Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar. Podcast: Play in new window | Download Stellen Sie sich bitte mal Folgendes vor: Ihr Nachbar im Haus nebenan ist ein, sagen wir, nicht besonders freundlicher Zeitgenosse. Manchmal fühlen Sie sich sogar regelrecht bedroht von ihm. Da Ihnen vor Jahren zu Ohren kam, er hätte in seiner Garage zehn Kanister Benzin gebunkert, mit denen er im Falle eines Streits mit Ihnen, nein: nicht – Gott bewahre!! – Ihr Haus abfackeln, aber doch mit einer solchen Tat, sollte

Details zu Mythos Gleichgewicht – Paritätsstreben als Motor der Aufrüstung