Bis zum Scheideweg mit Markus Krall

Bundeskanzler Scholz besuchte Niedersachsen, um sich ein Bild von der Hochwasserlage zu machen. Er trug Wanderschuhe anstelle von Gummistiefeln und wirkte wie inszeniert. Während Julian Reichelt sofort auf Twitter kommentierte, dass Scholz immer so aussehe, als würde er zufällig durchs Bild laufen und kein mächtiger Mann der Welt machtloser wirke als der Bundeskanzler, appellierte Scholz leise an den Zusammenhalt des Landes. Er traf auf Betroffene, die ihm sagten, er solle nach Hause gehen. Es war zu erwarten, dass Kanzler Scholz bei seinem Besuch in Verden an der Aller keine Fluthilfen versprechen konnte. Markus Krall reagierte prompt und kritisierte die Regierung dafür, dass sie Geld für verschiedene Dinge ausgibt, aber nicht für die Bürger.

Man kann Markus Kralls Meinung bestenfalls teilen, aber die eigentliche Frage ist, was er will. Diese Frage stellt sich, wenn man journalistisch tätig ist, da seine Meinung plötzlich überall im Netz zu finden ist. Er hält viele Vorträge, die witzig und schlagfertig sind und Beifall ernten. Er wirkt wie ein Befreiungsschlag für eine lahme Republik, die immer noch im Schatten von Merkel und ihren Nachfolgern steht. Er nennt unangenehme Tatsachen beim Namen und will mit seiner neuen Partei das Land befreien. Er möchte die Anzahl der Politiker auf ein Drittel reduzieren und Gesetze rückgängig machen. Unter seiner Führung würde das Finanzamt abgeschafft und alle Steuern bis auf eine Konsumsteuer gestrichen werden. Gleichzeitig sollen alle Kindergärten und Schulen in Genossenschaften umgewandelt und Krankenkassen privatisiert werden. Alle Ausländer, auch diejenigen mit Ausbildung, sollen das Land verlassen. Nur kranke und behinderte Menschen sollen noch staatliche Unterstützung erhalten, alle anderen müssen arbeiten, um zu überleben. Das alles möchte Krall und seine Partei in vier Wochen umsetzen, falls die noch unbekannte Partei zusammen mit der AfD eine Mehrheit erhält. Laut Krall wird es genug Arbeitsplätze geben, da alle Unternehmen, die abgewandert sind, schnell nach Deutschland zurückkehren werden, da es ein großartiges neues Wirtschaftssystem gibt, von dem alle profitieren wollen. Das ist eine Kurzfassung seiner Vorträge.

Gloria von Thurn und Taxis soll angeblich auch Teil der neuen Organisation sein und hat kürzlich betont, dass wir unsere Kinder wieder selbst erziehen müssen. Man könnte ihr zustimmen, denn Westdeutschland hat mitleidig auf die DDR geschaut, wo Frauen ihre Kinder schon als Säuglinge in die Krippen geben mussten, um das System zu finanzieren. Dabei hat man nicht bemerkt, dass diese Methoden uns längst eingeholt haben. Frühe Krippenaufenthalte können zu Bindungsunsicherheit und sogar Traumata führen. Aber wie soll das gehen? Laut Krall bekommt niemand Geld, der nicht arbeitet. Das alte Modell der Ehe bleibt also bestehen, einer arbeitet, der andere bleibt zu Hause und erzieht die Kinder. Das ist kein schlechtes Modell, wenn die Ehe funktioniert. Dabei werden jedoch die 1,8 Millionen Kinder von Alleinerziehenden vergessen. Wer soll sie unter diesen Umständen erziehen? Sind wir wieder im Jahr 1962 angekommen, wo Frauen sich notfalls von Männern schlagen lassen mussten, um versorgt zu sein? Wenn sie sich trennten, mussten die Kinder von acht bis 18 Uhr in Waisenhäusern untergebracht werden, damit die Mütter arbeiten und überleben konnten. Natürlich wäre das in den Zeiten einer Fürstin nie passiert. Und sicherlich sind es auch die Frauen mit Kindern, die sich in einem privaten System nur die billigste Krankenversicherung leisten können. Und wer hat nach einem Zusammenbruch des Systems, von dem Krall ausgeht, privates Geld, um es in Schulgenossenschaften zu investieren? Diejenigen, die Geld haben. Sicherlich nicht die Schwachen in der Gesellschaft. Und wer bestimmt dann den Lehrplan? Das klingt leider nach dem Mittelalter. Bildung sollte in den Händen der Bildenden liegen und nicht in den Händen privater Investoren. Bildung darf nicht mit Profit in Verbindung gebracht werden, denn sie ist der Schlüssel einer Gesellschaft.

Die Familienpolitik wurde in Deutschland seit 40 Jahren vernachlässigt und es scheint keine Änderung in Sicht zu sein, auch nicht mit Krall und Co. Das ist der Grund für die geringe Anzahl von Kindern und den Fachkräftemangel. Osteuropa und Russland haben dies längst erkannt und gegengesteuert. Familien und Mütter werden dort stark unterstützt. Der Mittelstand leidet unter Fachkräftemangel. Viele stellen ungarische und bulgarische Fachkräfte ein und locken sie mit Wohnungen, damit der Betrieb weiterlaufen kann. Es gibt sicherlich Probleme mit der Migration, aber Kralls Aussage, dass auch gut ausgebildete Migranten nach Hause geschickt werden sollen, wird den Mittelstand alarmieren. Die Unternehmen, die laut Krall alle nach Deutschland zurückkehren werden, werden sich das vorher aus der Ferne anschauen, wenn überhaupt. Was passiert in dieser Zeit mit all den Menschen, die keine Arbeit haben? Das bleibt unklar. Aus

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Mit Markus Krall bis an den Scheideweg?

Bundeskanzler Scholz hat sich in Niedersachsen ein Bild von der angespannten Hochwasserlage gemacht. Anstatt Gummistiefel trug er Wanderschuhe und sah tatsächlich aus, wie ins Bild gestellt. Währende Julian Reichelt sofort twitterte: „Olaf Scholz sieht immer so aus, als würde er zufällig durchs Bild laufen. Kein mächtiger Mann der Welt wirkt machtloser als der Bundeskanzler“, beschwor Scholz in leiser Stimme den Zusammenhalt des Landes und traf auf Betroffene, die ihm einfach erklärten: „Gehen Sie nach Hause“. Sie ahnten wohl schon, was kommt und so kam es auch prompt: Fluthilfen kann Kanzler Olaf Scholz bei seinem Besuch in Verden an der Aller nicht versprechen. Wie zu erwarten, musste man auch nicht lange auf eine Reaktion von Markus Krall warten. Er schrieb: „Für

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