Zwei Krönungen, eine mit und eine ohne

Die Krönungszeremonie in Kopenhagen war weniger prunkvoll als diejenigen, die wir aus London kennen. Als ehemaliger England-Korrespondent beobachtet man zwangsläufig die europäischen Königshäuser. Es ist eine unterhaltsame Beschäftigung, besonders wenn zwei königliche Großereignisse in unmittelbarer Nachbarschaft stattfinden. Die Rede ist von König Charles und König Frederik. Es war ein wunderbarer Kontrast zwischen der Darstellung der Briten und der Dänen. Die pompöse Krönung von Charles in der Westminster Abbey wurde von John Cleese als „reines Monty Python“ bezeichnet. Selbst Charles schien unter seiner Krone amüsiert oder peinlich berührt zu sein. Aber die Show musste weitergehen und er führte sie gemeinsam mit seiner Frau Camilla durch. In Kopenhagen verlief es etwas schlichter. Die 83-jährige Margrethe unterschrieb ihre Abdankungsurkunde an einem Bürotisch, während ihr Sohn daneben saß und übernahm. Bevor er zum König proklamiert wurde, absolvierte Frederik die Proklamation in einer schicken Uniform. Die Balkonszene am Schloss Christiansborg war ebenfalls anders als in London. Während die britische Premierministerin Liz Truss nur als Gast an der Krönungszeremonie teilnehmen durfte, trat in Kopenhagen die Premierministerin Mette Frederiksen neben dem König auf den Balkon und hielt die Ansprache. Sie spielte die Rolle, die ihr von Amts wegen zustand. In England durfte Liz Truss ihre Macht nicht zeigen, um den königlichen Schein zu wahren. Erst als Mette Frederiksen den rechten Arm hob und hurra rief, wurde der König offiziell. Das Volk jubelte ebenfalls und dann war es vorbei. Die Premierministerin zog sich zurück, der König blieb auf dem Balkon und winkte, seine Frau Mary trat neben ihn und winkte ebenfalls. Die Kinder folgten und das war es dann. Die Aufräumarbeiten nach dieser „Krönungszeremonie“ waren weniger aufwendig als in London. Das Volk ging nach Hause im Bewusstsein, eine Königwerdung aus der realen Neuzeit erlebt zu haben, und nicht eine wunderbar inszenierte Komödie aus dem Mittelalter. Rainer Bonhorst war Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung

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Zwei Krönungen, eine mit, eine ohne

Die Krönungszeremonie von Kopenhagen ist deutlich weniger pompös ausgefallen als solche, die wir aus London gewohnt sind. Als ehemaliger England-Korrespondent wird man unausweichlich zum Beobachter europäischer Königshäuser. Das ist eine lustige Beschäftigung, vor allem dann, wenn zwei königliche Großereignisse in enger Nachbarschaft, geografisch und zeitlich, zu beobachten sind. Die Rede ist vom immer noch relativ neuen König Charles und vom brandneuen König Frederik. Ein wunderbares Kontrastprogramm zwischen den Darstellungsformen der Briten und der Dänen. Die pompöse Krönung des dritten Charles in der Westminster Abbey hat den Alt-Satiriker John Cleese zu der Feststellung veranlasst: „Das war pures Monty Python.“ Und er lachte los, als wäre tatsächlich ein Sketch aus seinen frühen Jahren wiederauferstanden. Und selbst Charles wirkte unter seiner Krone, die

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