Schuhmarke On: NZZ bemängelt „ethische Selbstüberschätzung
Kostet 445 Franken: Der On-Schuh Cloudtilt Loewe. © Bildschirmfoto on-running.com Marco Diener / 25.01.2024
Die Schweizer Schuhfirma On erhält nicht nur Kritik von Verbrauchern, sondern hat laut der NZZ auch ein Imageproblem. Der Wirtschaftsredakteur der NZZ, Thomas Fuster, hat den Nachhaltigkeitsbericht von On genauer unter die Lupe genommen. In seinem Artikel zitiert er daraus: „Die Förderung der Gleichberechtigung und Würdigung der Diversität ist wichtig – egal wo wir arbeiten, spielen und uns bewegen.“ Und weiter: „Die Rettung des Planeten ist ein Mannschaftssport. Und das hört nicht bei uns auf. Wir arbeiten leidenschaftlich gerne mit lokalen Gemeinschaften zusammen und stellen unsere Produktionspartner ins Rampenlicht.“ Tatsächlich stehen die „Produktionspartner“ im Rampenlicht, stellt Fuster fest. Doch ob man überhaupt von Partnern sprechen kann, ist fraglich. Der K-Tipp deckte nämlich aufgrund von Zolldokumenten am Beispiel des Tennisschuh-Modells „The Roger Advantage“ auf, dass der Hersteller in Vietnam lediglich 17,86 Franken erhält. Im Online-Shop on-running.com kostet „The Roger Advantage“ jedoch 190 Franken. Natürlich muss On auch noch Frachtkosten, Zollgebühren und die Schweizer Mehrwertsteuer bezahlen. Letztendlich bleibt jedoch eine Gewinnmarge von 156,28 Franken übrig, was über 82 Prozent des Verkaufspreises entspricht. Infosperber berichtete darüber.
„Keine Erfindung von On“
Die NZZ ist nicht unbedingt für ihre Kritik am Kapitalismus bekannt. Daher schreibt Thomas Fuster folgerichtig: „Als Ökonom fragt man sich, wo hier das Problem sein soll. Produkte in fernöstlichen Schwellenländern herzustellen, um sie dann in kaufkräftigen Industrieländern teuer zu verkaufen, ist kaum eine Erfindung von On, sondern das Geschäftsmodell zahlloser Firmen.“ Fuster ist jedoch etwas überrascht darüber, „dass On den vietnamesischen Herstellern laut ‚K-Tipp‘ deutlich weniger zahlt als beispielsweise Adidas oder Puma“. Aber die Firma hat ihr Handwerk auch nicht bei Hilfsorganisationen gelernt, sondern bei Beratungsfirmen wie McKinsey. Trotzdem hat On laut Thomas Fuster „ein Imageproblem“: „Es besteht ein Widerspruch zwischen der Firmenpolitik einerseits und der moralischen Überhöhung des eigenen Handelns andererseits. Diese beiden Dinge passen bei On nicht zusammen.“ Er zieht den Schluss: „Es bringt wenig, in Missionserklärungen hohe Worte über Menschenrechte und sozialen Einfluss zu verwenden, wenn die vietnamesische Näherin nichts davon spürt. Und es bringt wenig, sich in den Medien als bodenständig darzustellen, wenn das Top-Management allein im Jahr 2021 einen Lohn von 17 Millionen Franken pro Person erhalten hat.“ Und: „Solche Gehälter und der Verkauf von Aktien nach dem Börsengang haben der Firma ein Image als Abzocker eingebracht
Original Artikel Teaser
Schuhmarke On: NZZ kritisiert «moralische Überhöhung»
Kostet 445 Franken: Der On-Schuh Cloudtilt Loewe. © Bildschirmfoto on-running.com Marco Diener / 25.01.2024 Die Schweizer Schuhfirma On erntet nicht nur Kritik von Konsumentenseite. Die NZZ ortet ein Imageproblem. NZZ-Wirtschaftsredaktor Thomas Fuster hat den Nachhaltigkeitsbericht von On genau angeschaut. In seinem Artikel zitiert er daraus: Wichtig sei, so der Nachhaltigkeitsbericht, «die Förderung der Gleichberechtigung und Würdigung der Diversität – wo immer wir arbeiten, spielen und uns bewegen». Und weiter: «Die Rettung des Planeten ist ein Mannschaftssport. Und das hört nicht bei uns auf. Wir arbeiten leidenschaftlich gerne mit lokalen Gemeinschaften zusammen, stellen unsere Produktionspartner ins Rampenlicht.» «Produktionspartner» stehen tatsächlich im Rampenlicht Im Rampenlicht stünden die «Produktionspartner» in der Tat, stellt Fuster fest. Wenn denn überhaupt von Partnern gesprochen werden kann.
Details zu Schuhmarke On: NZZ kritisiert «moralische Überhöhung»
