Die Zeremonien der Demokratie

Faschismus“ zu rufen und diejenigen zu verurteilen, die sich gegen die israelkritische Haltung der Regierung und der Medien aussprachen. Die Erinnerungskultur der Deutschen, die so oft beschworen wird, scheint in solchen Momenten einem Habitus des totalen Vergessens zu unterliegen. Man vergisst die Opfer des Holocaust, um sich auf die vermeintlichen Opfer der aktuellen politischen Situation zu konzentrieren. Man vergisst die Lehren der Geschichte, um sich in einem moralischen Überlegenheitsgefühl zu suhlen. Und man vergisst, dass die Wahrheit oft komplexer ist als die einfache Schwarz-Weiß-Malerei, die in den Medien und der Politik vorherrscht. Es ist an der Zeit, sich von dieser oberflächlichen Betrachtungsweise zu lösen und die seltsamen Widersprüche unserer Zeit kritisch zu hinterfragen. Sonst laufen wir Gefahr, in einer Welt zu leben, in der Sprache zur Waffe und die Wahrheit zur Nebensache wird

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Die rituale Demokratie

Von Florian Friedman. Letzter Check: Die Kokosnussschalen sitzen perfekt auf den Ohren, die Landebahn erstrahlt unter Fackeln, als wäre es Tag – alle Antennen gen Himmel! Trotzdem sind keine Flugzeuge in Sicht. Die Gläubigen warten weiter. Seit Jahrzehnten. Im Zweiten Weltkrieg errichteten japanische und alliierte Streitkräfte zahlreiche Militärbasen auf entlegenen Inseln im Südpazifik. Die melanesischen Ureinwohner der Region erlebten ab 1941, wie Flugzeuge wertvolles „Cargo“ (deutsch: Güter) auf ihre Inseln brachten. Verborgen blieb den Einheimischen jedoch, worin die eigentlichen Gründe und Mechanismen für die Ankunft der seltsamen Himmelsmaschinen bestanden. Nach Kriegsende versuchten einige Stämme, die Flugzeuge zurückzubringen. Sie entzündeten Fackeln, um beleuchtete Landebahnen nachzubilden, nutzten Kokosnussschalen als Kopfhörer und Äste als Antennen. Auch lebensgroße Flugzeugattrappen aus Stroh entstanden in der

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