Angenommene Inkompatibilität
teraktion mit der Welt, Trennung von Kirche und Staat) besser für die Modernisierung und Demokratisierung geeignet war als der Islam. Diese Auffassung würde jedoch die historischen Entwicklungen und die Rolle des Bürgertums in den jeweiligen Gesellschaften vernachlässigen. Letztlich bleibt festzuhalten, dass die Modernisierung des Islam eine komplexe und langwierige Aufgabe ist, die nicht allein durch äußere Einflüsse oder theologische Reformen zu bewältigen ist, sondern vor allem durch die aktive Beteiligung und Mitgestaltung der muslimischen Gesellschaften selbst. Es bedarf einer breiten gesellschaftlichen Debatte über die Rolle von Religion, Wissenschaft und Politik, über die Rechte und Pflichten der Bürgerinnen und Bürger, über die Gleichberechtigung der Geschlechter und über die Anerkennung von Vielfalt und Pluralität. Nur so kann der Islam als Religion und als Kultur einen Beitrag zur Modernisierung und zur Demokratisierung leisten und sich als gleichberechtigter Partner in einer globalisierten Welt etablieren
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Vermeintliche Unvereinbarkeit
In der letzten Ausgabe der „Blätter“ vertrat Josef Isensee die These einer prinzipiellen „Integrationsresistenz des Islam“ (1). Dieser These liegt die — von „Islamkritikern“ wie Henryk M. Broder oder Ralph Giordano vertretene — Annahme zugrunde, dass Demokratie und Islam prinzipiell unvereinbar seien. Die Auffassung, dass der Islam das Haupthindernis für die Integration der in den westlichen Demokratien lebenden Muslime und, allgemeiner, für die Demokratisierung islamischer Gesellschaften im Mittleren Osten selbst sei, erfährt derzeit wachsenden Zuspruch. Im Umkehrschluss gilt dabei das Christentum per se als eine mit der Demokratie kompatible Religion. Und in der Tat lässt sich für die Behauptung, die Demokratie sei eine westlich-christliche Erfindung, ein empirisch fundiertes Argument anführen, das auf den ersten Blick schwer zu widerlegen ist: Alle
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