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Covid-Zahlen mit Bezug kritisch hinterfragt

Published On: 10. September 2021 5:30

Der Bericht von Zahlen ohne jegliche Bezugsgrößen ist eine schlechte Tradition seit Beginn der Corona Maßnahmen und der Tests. Die folgenden Analysen wurden mit öffentlich zugänglichen Zahlen aus Österreich (AGES, ZAMG) durchgeführt.

Von Gastautor Josef Leopold

Seit über eineinhalb Jahren werden wir täglich mit den aktuellen Corona-Infektionszahlen versorgt. Dass sowohl die täglichen Infektionen, als auch die darauf basierenden Inzidenzen, aus wissenschaftlicher Sicht wertlose Zahlen sind, muss jedem in der Wissenschaft tätigen Menschen seit Tag 1 einleuchten.

Nichtsdestotrotz hören wir sowohl von Medien, Politikern, als auch von medizinischen und wissenschaftlichen „Experten“ immer das gleiche: Zahlen ohne Bezug zur Testanzahl. Da die Anzahl der Coronatests seit Anfang der Pandemie kontinuierlich bis Juni 2021 angestiegen sind (Österreich: Juni 2020 etwa 8.000 PCR-Tests pro Tag, Juni 2021 etwa 80.000 PCR-Tests pro Tag), vermittelt die absolute Anzahl der positiven Tests pro Tag klarerweise ein verzerrtes Bild, wenn man die Entwicklung der Pandemie beurteilen möchte.

Dies gilt gleichermaßen für die aktuell benutzten Inzidenzwerte, da auch diese auf der absoluten Anzahl der positiven Tests beruhen, ohne Bezug zur Testanzahl zu nehmen. Folglich müssen, um auch nur im Ansatz wissenschaftlich verfahren zu können, die täglichen positiven Tests im Verhältnis zur Anzahl der insgesamt durchgeführten Tests betrachtet werden.

Abbildung 1 zeigt beide Kurven: die rote Linie ist die bekannte Kurve aus den Medien und Politik; die grüne Linie ist das Verhältnis aus positiven PCRs pro 1.000 Test. Hier fällt auf, dass 1. und 2. Welle annähernd gleich stark waren – der massive optische Unterschied in der roten Linie ist durch die gesteigerte Anzahl der Tests zu erklären.

Abb. 1: Vergleich der täglichen absoluten positiven PCR-Tests (rote Linie) mit der täglichen positiven Testanzahl pro 1.000 PCR-Tests (grüne Linie = Testpositivenrate).

Noch stärker sieht man die Auswirkung dieser unterschiedlichen Zählweisen im Frühjahr 2021 bei der sogenannten 3. Welle. In Abbildung 2 sieht man in Kreis A) nochmals den Vergleich zwischen absoluten und relativen positiven Tests. Kreis B) zeigt nun die positiven Tests im Vergleich zur Testanzahl. Die gesteigerte Anzahl der Tests hat hier den größten Einfluss auf die positiven täglichen Tests.

In den österreichischen Krankenhäusern konnte man allerdings im Frühjahr 2021 einen Anstieg bei der Belegung, sowohl bei Normal-, als auch bei Intensivbetten beobachten. Gewissermaßen eine 3. Welle, siehe Abbildung 3.

Abb. 2: Einfluss der Anzahl der PCR-Tests auf die täglichen positiven Fälle. A) positive Tests vs. positive Tests pro 1.000 Tests; B) positive Tests und Anzahl der PCR-Tests.

Abb. 3: Belegung der Normal- und Intensivbetten (Quelle: AGES Dashboard).

Medial hat man gerade im Frühjahr gehört, dass die „jungen“ Erwachsenen jetzt besonders betroffen waren und auch vermehrt Betreuung im Spital benötigten. Da dieser Anstieg nicht mit dem Verlauf der Testpositivenrate übereinstimmt, sollte man hinterfragen, warum das so sein könnte, beziehungsweise ob diese Dynamik im Spitalsgeschehen etwas Außergewöhnliches ist.

Gute Zahlen gibt es diesbezüglich aus Deutschland, siehe Abbildung 4. Beobachtung zu Krankmeldungen aus den Jahren 2017-2019 zeigen hier, dass zwischen Oktober und Mai deutlich mehr Krankmeldungen aufgezeichnet wurden, als über die Sommermonate, mit Spitzen zwischen Jänner und April. Diese Beobachtungen lassen den Schluss zu, dass unser Immunsystem im Frühjahr die geringste Widerstandsfähigkeit hat und wir dadurch am Anfälligsten für Krankheit allgemein und folglich auch für schwerere Verläufe bei neuen Infekten sind.

Bekannte Gründe für ein schwächeres Immunsystem in dieser Jahreszeit sind:

  • höchster subkutaner Fettanteil im Jahresverlauf nach Weihnachten/im Frühjahr.
  • niedrigster Vitamin D Spiegel im Jahresverlauf.
  • Wintermonate sind durch geringsten Anteil an körperlicher Aktivität gekennzeichnet.

Abb. 4: Krankenstände Deutschland 2017-2019. (Quelle: Statista.de (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/187965/umfrage/krankenstand-beschaeftigter-pflichtmitglieder-der-bkk-seit-2009/)

Neben diesen saisonal bedingten Veränderungen unseres Immunsystems, kommen hier die Folgen der Covid-19 Maßnahmen hinzu, welche zusätzlich einen negativen Einfluss auf das Immunsystem haben:

  • Kein bzw. deutlich weniger organisierter Sport seit über 1 Jahr (Berufstätige sind klassische Fitnessstudio- und Vereinssportbesucher).
  • vermehrt Homeoffice. Alltagsbewegung fällt Großteils ganz weg und führ zu noch weniger körperlicher Aktivität.
  • schlechte Ernährungsmuster verstärkt durch Angst, Stress, Faulheit, Unwissen, etc.

Folglich kommt es zu einem zusätzlichen Abbau an Muskelmasse, einer Zunahme an Fettgewebe und einer weiteren Reduktion der körperlichen Aktivität.

All das gilt gleichermaßen für Erwachsene, Jugendliche und Kinder und führt dazu, dass wir als Gesamtheit weniger widerstandsfähig und somit anfälliger für Infektionen und damit auch für schwerere Erkrankungen sind, als wir es noch vor einem Jahr waren. Gesundheitspolitisch ist das eine Katastrophe.

Es stellt sich nun die Frage, ob die getroffenen Maßnahmen eine Auswirkung auf die Entwicklung der Testpositivenzahlen haben, bzw ob man dieses aktuell beobachtete Wiederkehren des Virengeschehens hätte vorhersehen können?

Bisher wurden Coronaviren der Gruppe der saisonalen Viren zugeordnet (siehe Abbildung 5).

Mit der Jahreszeit variieren die Tageslängen und damit die Intensität der UV-Strahlung. All das beeinflusst die Anfälligkeit für Virusinfektionen. Dieser Aspekt wurde in der offiziellen Kommunikation der letzten Monate schlichtweg ignoriert.

Abbildung 5: Saisonalität diverser Virengruppen (Meneghetti, Anne (2020) What are the seasonal patterns of rhinoviral, coronaviral, enteroviral, and adenoviral upper respiratory tract infections (URIs)? Medscape, 2021, https://www.medscape.com/answers/302460-86798/what-are-the-seasonal-patterns-of-rhinoviral-coronaviral-enteroviral-and-adenoviral-upper-respiratory-tract-infections-uris

Legt man die Testpositivenrate über die Tageslänge (Abbildung 6), so kann man einerseits den sehr ähnlichen Verlauf der Sommermonate 2020 und 2021 erkennen, andererseits lässt sich ein gegengleicher Verlauf zwischen Tageslänge und Testpositivenrate erahnen. Nach Berechnung einer einfachen Korrelation ergibt sich ein hochsignifikanter, starker, gegenläufiger statistischer Zusammenhang (r= -0.63, p= 0.000). Wenn man nun hört, dass Anfang Sommer 2021 die Pandemie von Bundeskanzler kurz als „bewältigt“ eingeordnet wurde, kommen in einem wissenschaftlich denkenden Menschen Zweifel an der Professionalität und Ernsthaftigkeit der Kommunikation der österreichischen Regierung auf.

Abb. 6: Vergleich der Testpositivenrate mit den Sonnenstunden/Tageslänge.

Grafisch lässt sich diese gegenläufige Entwicklung noch besser darstellen, wenn man die Werte der Testpositivenrate auf einer logarithmierten Skala darstellt (der Abstand zwischen den Punkten auf der x-Achse entspricht jeweils einer Verdoppelung des vorigen Wertes: 1-2-4-8-16-32-…). Man sieht hier auch, dass sich die Entwicklung in diesem und letzten Jahr kaum unterscheiden.

Abb. 7: Vergleich der Testpositivenrate (Log-Skala) mit den Sonnenstunden/Tageslänge.

Da der Beratungsstab der Politiker aus Experten der Bereiche Medizin, Virologie, Epidemiologie, usw. besteht, gehe ich davon aus, dass all das bekannt ist und daher ausreichend Vorkehrungen getroffen werden und bis jetzt worden sind, um einen entspannteren/sicheren Winter zu haben. Leider hört man als Otto-Normalverbraucher von diesen Vorkehrungen wenig bis nichts. Sollte die Impfung wider Erwarten nicht so gut schützen – Zahlen aus Israel, UK und USA lassen dies leider befürchten – dann wäre ein Diskurs zu folgenden Fragen am besten Gestern notwendig:

  • Wieso wird (unwissenschaftlich) mit absoluten (tägliche positive Tests, 7-Tage Inzidenz,…) und nicht mit relative Zahlen (Testpositivenrate) kommuniziert, geplant und agiert?

  • Warum wird saisonalen Entwicklungen (Immunstatus in Abhängigkeit zur Jahreszeit, Sonnenstunden,…) keine Beachtung gegeben?

  • Wieso ist die Förderung des eigenen Immunsystems in Risikosaisonen und Risikogruppen nicht viel mehr angesprochen worden?



Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Josef Leopold ist ein Pseudonym, der richtige Name ist der Redaktion bekannt.



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