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Sterben in Deutschland 2021 – Fakten und Mythen in spannenden Zeiten

Published On: 14. November 2021 11:53

Nach der Destatis-Pressemitteilung Nr. 512 sind im Oktober 9% mehr Menschen gestorben als im gleichen Zeitraum der Vorjahre 2017-20. Wie ist das zu bewerten?

Von Gastautor Ulf Lorré

Eine Häufung von Sterbefällen hat als objektive Feststellung selbstverständlich Bestand, sofern richtig gezählt und gerechnet wurde. Freilich ändern sich die Meldedaten fortwährend.

Die Leser von tkp.at hält regelmäßig vor allem Dr. Anton Stein mit sehr genauen Auswertungen auf dem Laufenden. Problematisch wird es, wenn daraus vorschnelle Schlussfolgerungen gezogen werden. Was in Presse und Kommentaren auf sozialen Medien geäußert wird, verrät oft viel über die Erwartungshaltung des Autors aber nur wenig zur Sache selbst. Im Kern geht es darum, dass Absolutzahlen allein nicht ausreichen, weil sie täuschen können. Tatsächlich kann ein Sinken von Sterbezahlen auch bei Übersterblichkeit auftreten und vice versa, nämlich bei sich ändernden Populationen. Das probate Mittel dagegen ist die Berechnung kohortenbezogener Risiken, und das möglichst spitz.

Prognosen und Bilanzen 2021

Die Beurteilung von Sterbestatistiken ist also alles andere als trivial. Abgesehen von der zeitgenauen, altersbezogenen und vollständigen Erfassung der Todeszahlen benötigt man die Entwicklung der Alterskohorten, die sich von Woche zu Woche ändern durch Geburten, Tod, Zu- und Wegzug. Und banalerweise durch Geburtstage. Destatis stellt Zahlen jedes Geburtsjahrgangs mit Stichtag Sylvester bereit. Verteilt man die Änderungen von einem Jahr zum nächsten gleichmäßig über die Zeit, so erhält man einen probaten Punktschätzer für 14 Alterskohorten und 52 Kalenderwochen; macht zusammen 728 Werte pro Jahr.

Ungleich schwieriger ist die Schätzung der Population des laufenden Jahres, denn der Folgewert liegt noch nicht vor. Man muss darum wochenweise

  • die Gestorbenen vom Bestand abziehen
  • den in eine Kohorte hineinwachsenden Jahrgang gleichmäßig zubuchen
  • den eine Kohorte verlassenden Jahrgang abziehen

Diese „Kohortenruckler“ sind aufgrund der besonders in Deutschland sehr unregelmäßigen Bevölkerungspyramide von nicht zu vernachlässigendem Einfluss.

Abb. 1: Bevölkerungspyramide Deutschland 2021, Quelle: Destatis

Doch selbst bei bekannter Größe der Wechseljahrgänge darf man sie nicht einfach verrechnen, denn sie verringern sich im Zeitverlauf durch Tod. Bei den Jungen wirkt sich das kaum aus, aber beispielsweise ab 90 übersteigt das jährliche Sterberisiko die 20%-Marke. Man benötigt eine weitere Korrekturrechnung. Leider sind die Sterbefälle aber nicht geburtsjahrgangsweise ausgewiesen. Sie müssen darum mit dem kohortenspezifischen Sterberisiko geschätzt werden.

Ist all dies sorgfältig erledigt, kann man auf Basis der aus den Vorjahren bekannten Sterberisiken und der nun recht genauen Populationsentwicklung eine seriöse Sterbefallprognose erstellen.

Abb. 2: Reale und erwartete Sterbefälle 2021 (estimate)

Die Differenzflächen gleichen sich etwa aus. Demnach haben wir es in der Gesamtschau bisher mit einem recht normalen Jahr zu tun. Nach exakten Werten sind bis KW43 810.751 Menschen gestorben. Das sind 4.819 weniger als prognostiziert.

Die Pressemeldung von Destatis bezieht sich auf den Oktober, also grob die KW40 – KW43. Hier sind im Vergleich zur Prognose tatsächlich 1.982 mehr Menschen gestorben als die zu erwartenden 73.171. Aus den genannten 9% werden so 2,7%. Was, liebe Amtsstatistiker, wollt ihr uns mit den irreführenden 9% sagen?

Wie erklären sich dann aber die festgestellten Mehrtoten bei absoluter Zählung? Wieder liegt die Antwort in der Bevölkerungszusammensetzung. Hätten wir die Population der Jahre 2016-20, sähe das Diagramm anders aus.

Abb. 3: Tatsächliche Sterbefälle 2021 und Mittelwert 2016-20

Schon das bloße Auge würde eine Übersterblichkeit in 2021 erkennen. Der Grund ist allerdings hauptsächlich der fortschreitenden Überalterung geschuldet. So wächst beispielsweise die Kohorte >90 momentan netto jährlich um ca. 24.000 Menschen an. Die Kohorte 85-90 verzeichnet einen Zuwachs um 120.000 und die Kohorte 80-85 um 70.000 Personen (Differenzen zwischen KW43 2020 und 2021, Werte auf 1000 gerundet).

Gemessen am Mittelwert 2016-20 wären 2021 bis KW43 45.500 zusätzliche Tote zu erwarten, also mehr als die von Dr. Anton Stein im Vergleich zu 2020 gezählten 37.800.

Euromomo

Als Beleg für Übersterblichkeit wird häufig Euromomo (European mortality monitoring) herangezogen. Was ist davon zu halten?

Euromomo sammelt länderweise die Todeszahlen nach Datum und Alter und füttert damit einen statistischen Predictor, welcher den künftigen Verlauf modelliert. Für den jährlichen Verlauf wird eine phasenverschobene Cosinus-Oszillation angenommen, die aber je nach Alter unterschiedlich stark mit dem Langfristtrend superponiert wird. Zusätzlich ist ein Schätzer implementiert, der den Schwund durch Meldeverzug ausgleicht. Der Nutzen liegt in der unverzüglichen Aufdeckung von plötzlichen Übersterblichkeiten, etwa bei Grippe- oder Hitzewellen. Gerade auch aus diesem Grund weicht der vorhergesagte Verlauf von der Realität ab. Die Sterbespitzen in der klassischen Grippesaison werden nämlich absichtlich gekappt.

Was Euromomo nicht leisten kann, ist die faire, länderindividuelle Bewertung der gemeldeten Zahlen, schon aus dem Grund, weil dieses Modell gar keinen Input in Bezug auf die Population eines Landes hat. Es verwertet ja nur mit die eingehenden Meldezahlen. Und es kommt noch schlimmer, aus Gründen der Vergleichbarkeit wird eine europäische Normbevölkerung verwendet.

Die länderspezifischen Verläufe gibt Euromomo als sog. Z-Scores an – großes Kino in Sachen Statistik eigentlich. Weil Sterbezahlen nicht normalverteilt sind, sondern der Poisson-Verteilung folgen, wird eine Datentransformation vorgenommen. Z-Scores haben als Bezugsgröße die Standardabweichung, und diese ist bei Poisson-verteilten Stichproben nicht unabhängig vom Mittelwert. In Frage käme eine Anscombe-Transformation, aber Euromomo potenziert mit dem Faktor 2/3. Auf Basis dieser Transformation werden der vorhergesagte und der tatsächliche Verlauf fortlaufend bilanziert, auf die Europäische Standardpopulation standardisiert und aufgezeichnet. Das Modell stammt aus einer Veröffentlichung von Farrington et. al (1996), die sich hinter Bezahlschranken verschanzt.

Festzuhalten ist, Z-Scores gestatten den Vergleich unterschiedlicher Länder und detektieren kurzzeitige Anstiege zuverlässig. Genau dazu wurde Euromomo geschaffen. Bei den populationsgesteuerten, langfristigen Änderungen wird allerdings ein fortwährender Fehler produziert. Besonders deutlich wird das in Ländern mit hoher Überalterung wie beispielsweise Italien.

Abb. 4: Z-Score Italien, Quelle: Euromomo

Hier fallen sämtliche Jahre seit 2016 insgesamt mindestens leicht übersterblich aus (Kurvenmittelwert über der Basislinie, starke Ausreißer nach oben, keine nach unten). Nicht ohne Grund, so möchte man meinen, werden diese Diagramme in recht niedriger graphischer Auflösung dargeboten.

Sterberisiken in 2021

Für das Corona- und Massenimpfungsjahr 2021 wären angesichts einer grassierenden Infektionskrankheit und massenhaft berichteter, auch tödlicher Impfnebenwirkungen eigentlich deutliche Signale in den Sterbezahlen zu erwarten. Wie die obigen Betrachtungen zeigen, lassen sie sich aber anhand der Gesamtzahlen nicht darstellen. Das war auch schon 2020 der Fall. Auf die Gesamtsterblichkeit hatten die Corona-Toten in Deutschland keinen messbaren Einfluss.

Auffälligkeiten treten zu Tage, wenn man die Kohorten gezielt auf erhöhtes Risiko untersucht und die zeitlichen Verläufe hinzuzieht. Hier sei auf einen ersten Artikel verwiesen, der unten verlinkt ist. Dort waren vor allem die jungen Erwachsenen aufgefallen, und dabei besonders die männlichen Geschlechts. Zudem fiel deren Übersterblichkeit zeitlich mit dem Höhepunkt der Massenimpfungen zusammen. Das aktualisierte Kohortendiagramm zeigt Abb. 5.

Abb. 5: Risk Ratio nach Alterskohorten in 2021 bis KW43

Die 35-50-Jährigen weichen von der Prognose um 528 ab. Das erscheint zunächst nicht viel, aber ein beispielsweise 40-Jähriger hat eine Restlebenserwartung von 44 (w) bzw. 40 (m) Jahren. Daraus errechnet sich eine Vernichtung an Restlebenszeit von ca. 22.000 Jahren.

Die Alterskohorten 65-80 zeigen sich ebenfalls auffällig. Hier schlagen 7.257 zusätzliche Tote zu Buche, was ca. 94.000 verlorenen Restlebensjahren entspricht.

Die Alterskohorten 80-90 fallen untersterblich aus, insgesamt um -11.205. Gewonnene Restlebensjahre ca. 67.000.

Die untersterblichen Kohorten unter 35 bilanzieren -394 Tote. Gewonnene Restlebensjahre ca. 25.000.

Gemessen an der Restlebenszeitbilanz schneidet also 2021 bisher klar negativer ab als die Sterbezahlenbilanz. Abzuwarten bleibt, ob der Oktoberanstieg sich zum Jahresende fortsetzt und in welchen Altersgruppen. Neben Corona-Viren kursieren derzeit wieder vermehrt RS-Viren, die Booster-Impfungen laufen, und auch jüngere Kohorten werden zunehmend geimpft. Tödliche Impfnebenwirkungen würden sich hier sehr deutlich zeigen. Die bisher geschonte Kohorte 80-90 könnte bei einer Jahresendsterbewelle wie in 2020 noch Federn lassen, und über allem schwebt die Sorge eines ADE-Effektes infolge Impfung, der im bevorstehenden Winter sichtbar werden müsste, sofern die Befürchtungen berechtigt sind. Vor uns liegen spannende Wochen.

Referenzen

Destatis, Pressemitteilung Nr. 512 vom 9.11.2021 https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/11/PD21_512_126.html

Destatis, Sonderauswertung Sterbefälle, Dokument vom 9.11.2021

https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Sterbefaelle-Lebenserwartung/Tabellen/sonderauswertung-sterbefaelle.xlsx?__blob=publicationFile

Dr. Anton Stein, Gesamtsterblichkeit 2021, Update vom 10.11.2021

https://tkp.at/2021/11/10/die-gesamtsterblichkeit-scheint-sich-2021-zu-erhoehen-effekt-der-impfkampagne-grosses-update-10-11-2021/

Euromomo, „How it works“

https://www.euromomo.eu/how-it-works/rationale/

Destatis, Bevölkerungspyramide Deutschland

https://service.destatis.de/bevoelkerungspyramide/#!y=2021

Sterben in Deutschland 2021 – Besorgniserregende Geschlechterunterschied, Ulf Lorré

https://tkp.at/2021/10/16/sterben-in-deutschland-2021-besorgniserregende-geschlechterunterschiede/


Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Über den Autor: Ulf Lorré ist Elektroingenieur der Fachrichtung „Biomedizinische Technik“. Er schreibt unter Pseudonym.



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Categories: Peter F. MayerTags: , Daily Views: 1Total Views: 90
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