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Tessin: Alarm wegen Respiratorischem Synzytial-Virus bei Kindern

Published On: 16. November 2021 4:00

Veröffentlicht am 16. November 2021 von KD.

Am 22. Juli 2021 berichteten wir über einen für die Saison aussergewöhnlichen Anstieg von Respiratorischem Synzytialvirus (RSV)-Fällen bei Kindern in der Schweiz. Verschiedene Spitäler bestätigten einen solchen Anstieg gegenüber Corona-Transition. Als einer der Gründe für die fehlende Immunität wurde die Reduktion der zwischenmenschlichen Kontakte aufgrund der Covid-Massnahmen angegeben. Dr. med. Julia Bielicki, Leitende Ärztin Pädiatrie und Infektiologie am Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB), teilte uns zum Beispiel mit:

«Durch eine längere Periode mit wenig RSV-Übertragungen gibt es jetzt eine grössere Anzahl empfänglicher Personen, die noch keine oder eine unzureichende Immunität gegenüber RSV haben. Dies ist vor allem bei Kindern wahrscheinlich – Säuglinge und junge Kleinkinder sind ja in die Pandemie geboren.»

Damals antworteten die Kantonsspitäler Baden und Bellinzona, dass sie keinen aussergewöhnlichen Anstieg von RSV-Fällen beobachtet hätten. Nun schlagen Tessiner Spitäler jedoch Alarm wegen zahlreicher Neuaufnahmen von Kleinkindern, die am RSV erkrankt sind, wie RSI berichtete. Das RSV sei in diesem Jahr besonders aggressiv und befalle vor allem Neugeborene. Der durchschnittliche Krankenhausaufenthalt betrage fünf Tage und die Genesung verlaufe langsam.

In der vergangenen Woche hätte in den Kinderabteilungen Bettenknappheit geherrscht, so RSI weiter. Von den 34 Betten der Kinderabteilung des Kantonsspitals Bellinzona seien 20 mit Kindern belegt gewesen, die an RSV erkrankt waren, so dass mehrere Tessiner Kinder zur Behandlung jenseits des Gotthards verlegt worden seien. Die Alarmbereitschaft bleibt hoch, so Experten. Dr. Giacomo Simonetti, Leiter der Pädiatrie am Istituto Pediatrico della Svizzera italiana sagte in einem Interview mit RSI:

«Es ist ein Virus, das wir gut kennen und das normalerweise jeden Winter auftritt, aber letztes Jahr war es nicht da, und das ist wahrscheinlich auf die soziale Distanzierung, die Lockdowns und die Verwendung von Masken zurückzuführen. In diesem Jahr ist es nach der gerechtfertigten Lockerung der Massnahmen zurückgekehrt, und zwar auf eine virulentere Art und Weise: Kinder und Säuglinge, die nicht die Antikörper des Vorjahres haben, sind noch stärker betroffen.»

Alarm auch in Europa

Auch in Deutschland gebe es viele Fälle von RSV-Infektionen bei Kindern, insbesondere bei Neugeborenen, stellt RSI weiter fest. Reinhard Berner, auf Kinderkrankheiten spezialisierter Leiter des Dresdner Universitätsklinikums, berichtete der Süddeutschen Zeitung:

«In Deutschland und Europa haben wir seit September eine verrückte Welle von RSV-Infektionen erlebt. Die Krankenhäuser und Intensivstationen sind so voll wie seit Jahren nicht mehr. Im Moment haben wir 20 bis 25 Neuaufnahmen pro Woche, von denen zwei oder drei auf die Intensivstation müssen. Einige Krankenhäuser sind bereits überlastet. Für uns wird die Situation immer dramatischer und wir glauben, dass die Welle den ganzen Winter über anhalten wird.»

Im September warnte das Robert-Koch-Institut, dass die Zahl der schweren Atemwegsinfektionen in dieser Saison doppelt so hoch ist wie sonst, und dass in der Altersgruppe bis zu vier Jahren die Hälfte der Fälle auf das RSV-Virus zurückzuführen ist.

Spitzenwerte bei Grippe und Atemwegsinfektionen erwartet

Neben Covid-19 und dem RS-Virus würden sich in dieser Zeit auch andere Viren verbreiten, merkt RSI an. Letztes Jahr sei die saisonale Grippe kaum spürbar gewesen. In diesem Jahr scheine es jedoch, dass die Dinge wieder zur «Normalität» zurückkehren würden. Die Website des Bundesamts für Gesundheit zeigt, dass die Zahl der Fälle von Woche zu Woche steigt. Dr. Giorgio Ferrario, Hausarzt in Riva San Vitale, stellt jedoch klar, dass es sich bei den meisten Fällen, die er täglich sieht, noch nicht um die saisonale Grippe handelt. Die Fälle nehmen also zu, doch Grippeviren sind in der Region noch nicht so präsent.

Die Rolle der Massnahmen

RSI erwähnt einen auf der Nature-Website veröffentlichten Artikel, der ebenfalls aufzeigt, wie die Covid-Massnahmen zu grossen Veränderungen bei der Verbreitung anderer Krankheitserreger geführt hat und führen wird. Zum Beispiel sei die saisonale Grippe für den grössten Teil der Jahre 2020 und 2021 praktisch verschwunden. Die meisten Experten seien sich jedoch darin einig, dass sie sich wieder ausbreiten wird, vielleicht sogar heftiger, da Reisebeschränkungen und soziale Massnahmen zur Eindämmung von SARS-CoV-2 abnehmen werden. Robert Ware, Epidemiologe an der Griffith University in Queensland, Australien, sagte:

«Sobald wir unsere guten Gesundheitspraktiken vergessen, kommt die Grippe wahrscheinlich zurück und schlägt heftig zu. Nicht zuletzt deshalb, weil das Immunsystem nicht in der Lage sein wird, damit umzugehen.»

Die Infektionen mit dem RS-Virus, die weltweit für etwa 5 Prozent der Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren verantwortlich sind, seien mit der Covid-Pandemie ein Jahr lang auf einen historischen Tiefstand gefallen, hätten dann aber im April 2021 wieder angefangen, anzusteigen. In den USA, Südafrika, Japan, Australien und den Niederlanden seien ausserhalb der Saison im April 2021 Spitzenwerte beobachtet worden, schliesst RSI.

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