Die Antwort der Amischen auf Covid: natürliche Herdenimmunität

Veröffentlicht am 25. November 2021 von RK.

In einer sechsminütigen Reportage auf Full Measure beschreibt die mehrfache Emmy-Preisträgerin Sharyl Attkisson, wie die Bevölkerung der Amischen die Herausforderung Covid-19 auf ihre Weise erfolgreich gemeistert hat.

Tausende von Familien führen ein vom modernen Amerika weitgehend getrenntes Leben. Die Amischen sind eine christliche Glaubensgemeinschaft, die das Tugendhafte dem Oberflächlichen vorzieht. Amische führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben und sind bekannt dafür, dass sie bestimmte moderne Techniken ablehnen und Neuerungen nur nach sorgfältiger Prüfung der Auswirkungen übernehmen.

Während des Covid-19-Ausbruchs wurden sie sozusagen zu Versuchspersonen in einem grossen sozialen und medizinischen Experiment.

Attkisson befragte Calvin Lapp, einen amischen Mennoniten, und Steve Nolt, einen Wissenschaftler, der sich mit der Amischen-Kultur beschäftigt und selber Mennonit ist. Er studiert amische Nachrichtenpublikationen, um gemeinschaftsweite Trends zu analysieren.

Attkisson: «Man kann also mit Sicherheit sagen, dass man hier in dieser Gemeinde ganz anders an den Ausbruch des Coronavirus herangegangen ist als an vielen anderen Orten.»

Lapp: «Absolut. Es gibt drei Dinge, die die Amischen nicht mögen: Das ist die Regierung; sie wollen sich nicht an der Regierung beteiligen. Sie mögen das öffentliche Bildungssystem nicht; sie wollen ihre Kinder nicht zur Schule schicken. Und sie mögen auch das Gesundheitssystem nicht; die zocken uns ab. Das sind drei Dinge, gegen die wir gefühlt die ganze Zeit ankämpfen. – Nun, genau diese drei Dinge gehören alle zu dem, was Covid ausmacht.»

Nach einem kurzen Shutdown im letzten Jahr wählten die Amischen einen einzigartigen Weg, der dazu geführt hat, dass Covid-19 mit Warp-Geschwindigkeit durchstartete. Es begann mit einem wichtigen religiösen Feiertag im Mai.

Lapp: «Beim Abendmahl leeren sie ihren Wein in einen Becher und trinken abwechselnd aus diesem Becher. Man geht also die ganze Reihe entlang, und jeder trinkt aus diesem Becher. Wenn also einer das Corona-Virus hat, wird es auch der Rest der Gemeinde bekommen. Als sie das erste Mal wieder in die Kirche kamen, hatten alle das Corona-Virus.»

Lapp betont, dass sie das Coronavirus nicht abgestritten hätten; im Gegenteil: Sie hätten sich dem Virus frontal gestellt.

Lapp: «Es ist schlimmer, mit der Arbeit aufzuhören, als zu sterben.»

Aber alles zu schliessen und zu sagen, wir können nicht in die Kirche gehen, wir können uns nicht mit der Familie treffen, wir können unsere alten Leute im Krankenhaus nicht besuchen, wir müssen mit der Arbeit aufhören – das widerspricht allem, woran wir glauben.

Durch die die Massnahmen sei versucht worden, die Kultur der Amischen komplett zu verändern. Der kämpferische Lapp betont, dass sie das nie tun würden.

Gemäss Steve Nolt haben sich die Dinge in der Amischen-Gemeinschaft etwa ab Mai 2020 wieder normalisiert. Sie seien dem staatlichen Gesundheitswesen gegenüber sehr kritisch eingestellt, was dazu geführt habe, dass die meisten von ihnen die Krankenhäuser gemieden hätten.

Ich weiss von einigen Fällen, in denen sich die Amischen geweigert haben, ins Krankenhaus zu gehen, selbst wenn sie sehr krank waren, weil sie dann keinen Besuch empfangen konnten. Es war wichtiger, zu Hause krank, sogar sehr krank zu sein, aber vielleicht einige Leute um sich zu haben, als ins Krankenhaus zu gehen und dort isoliert zu werden.

Im vergangenen März erschien dann die sensationelle Nachricht, dass im Lancaster County die Amischen die erste Gemeinschaft seien, die eine Herdenimmunität erreicht hätten. Ein grosser Teil der Bevölkerung habe sich mit Covid-19 infiziert und sei dagegen immun geworden.

Doch Aussenstehende sind skeptisch, und handfeste Beweise sind schwer zu bekommen. Denn selbst diejenigen, die glaubten, sich mit Covid angesteckt zu haben, neigten dazu, sich nicht testen zu lassen. Ihr Ansatz war eher der folgende: «Ich bin krank, ich weiss, dass ich krank bin. Ich muss mir nicht von jemand anderem sagen lassen, dass ich krank bin.»

Oder sie befürchteten, dass sie bei einem positiven Test ihre Aktivitäten in einer Weise einschränken müssten, die ihnen unangenehm sein könnte. Es gibt daher keine Testzahlen.

Lapp: «Wir wollten nicht, dass die Zahlen steigen, denn dann würden sie die Dinge noch mehr einschränken.»

Eines ist klar: Es gibt keine Beweise dafür, dass es unter den Amischen mehr Todesfälle gibt als in Orten, die dicht gemacht haben. Manche behaupten sogar, dass es hier weniger waren, und das ohne Maskierung, «staying at home» oder eine andere wichtige Massnahme: die «Impfung».

Auf die Frage, ob der grösste Teil der Bevölkerung, zumindest die Erwachsenen, mit dem Covid-19-Impfstoff geimpft worden sei, antwortet Nolt: «Auch dazu haben wir keine Daten, aber ich denke, es ist ziemlich klar, dass – prozentual gesehen – relativ wenige geimpft wurden.»

Lapp: «Wir sind froh, dass sich alle «Engländer» gegen Covid haben impfen lassen. Das ist grossartig, denn jetzt können wir das tun, was wir wollen. Wir müssen keine Maske tragen. Das ist gut für euch [Engländer]. Danke, wir wissen es zu schätzen. Wir? Nein, wir werden nicht geimpft. Natürlich nicht. Wir alle hatten Covid, also warum sollten wir uns impfen lassen?»

Indem die Amischen stets alle Geschäfte offen hielten, konnten sie 2020 einen Erfolg vorweisen, den nur wenige andere für sich beanspruchen können.

Lapp: «Wir haben diesen Witz: ’Wenn alle stoppen, dann fang an zu laufen.’ Wir fingen an zu rennen. Wir haben im letzten Jahr mehr Geld verdient als je zuvor. Es war unser bestes Jahr überhaupt.»

Haben die Amish wirklich eine Zauberformel gefunden? Sie sagen ja, und es ist ihnen egal, wenn das irgend jemand bezweifelt.

Lapp: «Alle Amischen wissen, dass wir Herdenimmunität haben. Natürlich haben wir Herdenimmunität, wenn die ganze Kirche das Corona-Virus bekam.»

Wir denken, wir sind schlauer als die anderen. Wir sollten nicht damit prahlen, aber wir denken, wir haben das Richtige getan.