bergrettung-aus-dem-homeoffice?Bergrettung aus dem Homeoffice?
20-minuten:-zertifikat-fuer-jugendliche-soll-das-coronavirus-eindaemmen20 Minuten: Zertifikat für Jugendliche soll das Coronavirus eindämmen
im-griff-der-energieanbieter

Im Griff der Energieanbieter

Published On: 16. Dezember 2021 0:15

Veröffentlicht am 16. Dezember 2021 von LK.

Inmitten der Heizsaison klettern derzeit in vielen europäischen Ländern die Energiepreise in die Höhe. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist Deutschland im europaweiten Vergleich «relativ glimpflich» davongekommen. Seit Jahresanfang seien die Preise für Gas und Strom um 4,7 Prozent angestiegen.

Im Durchschnitt kostet die Kilowattstunde (kWh) Strom derzeit in Deutschland beim lokalen Versorger 34,97 Cent pro kWh. Beim günstigsten Alternativanbieter liegt der Strompreis bei 34,54 Cent pro kWh.

Damit zahlt ein Zwei-Personen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 kWh 1223,90 Euro pro Jahr beim Grundversorger und 1208,81 Euro beim günstigsten Anbieter. Eine alleinlebende Person zahlt also rund 600 Euro für den Strom pro Monat.

Stellt man diese Summe dem monatlichen durchschnittlichen Arbeitslohn von rund 2000 Euro gegenüber, handelt es sich um eine horrende Summe.

Bei einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes in Bezug auf die Strompreise nahm Deutschland Platz 8 in Europa ein. Die Statistik zeigt dementsprechend aber auch, dass es in anderen Ländern günstigere Stromanbieter gibt. Im Schlusslicht des Vergleichs von 37 Ländern zahlen private Verbraucher gerade mal ein Drittel so viel für Strom, Gas oder Benzin wie die Deutschen.

Nach Informationen des Medienportals ExtremNews ist der Strompreis im Grosshandel derzeit auf einem Rekordniveau. Strom zur Lieferung im kommenden Jahr wurde Anfang Dezember an der Strombörse in einem sehr unsicheren Markt zeitweilig für mehr als 190 Euro je Megawattstunde (19 Cent je Kilowattstunde) gehandelt.

Das ist das Vierfache dessen, was lange Zeit als normal galt. Im September kostete auf der Energiebörse EEX eine Megawattstunde (Mwh) Strom, die im kommenden Jahr geliefert werden soll, knapp 70 Euro. So hoch war der Grosshandelspreis, der die Grundlage für viele Verträge der Industriekunden bildet, seit zwölf Jahren nicht mehr, berichtete das Handelsblatt. Im März 2020, zu Beginn der Pandemie, kostete eine MWh noch 35 Euro.

De Ursachen der Preisexplosion sind vielfältig. Die CO₂-Preise gingen im europäischen Emissionshandel deutlich in die Höhe, da die Europäische Union die zulässigen CO₂-Budgets verknappt. Noch im Januar kostete eine Tonne des Treibhausgases durchschnittlich 31 Euro, im November lag der Preis bereits bei 65 Euro, und Anfang Dezember stieg der Preis dann auf bis zu 90 Euro.

Das ist ein Höchstwert seit dem Start des Emissionshandels im Jahr 2005. Ein solches Niveau verteuert den Strom aus Braunkohlekraftwerken um bis zu 100 Euro je Megawattstunde, den aus hochmodernen Gaskraftwerken um 30 Euro.

Wie das Wirtschaftsmagazin Capital berichtete, ist auch in weiteren EU-Ländern der Strompreis seit Jahresanfang an der Börse stärker gestiegen, in Italien um 340 Prozent und in Spanien gar um 425 Prozent.

Branchenkenner gehen davon aus, dass die Mehrzahl der Energieversorger ihre Preise zum Jahreswechsel anheben werden. Viele Beobachter rechnen damit, dass die Inflation im kommenden Jahr zwischen zwei und drei Prozent liegen wird.

Während der vergangenen Jahre lag die Inflation meist unter zwei Prozent. Für Arbeitnehmer ist diese Entwicklung von Nachteil, denn in den vergangenen Jahren sind die Löhne oft stärker gestiegen als die Preise. In diesem Jahr ist es deutlich anders, denn der durchschnittliche Anstieg der Lohnsteigerung um 1,5 Prozent steht eine viel höhere Inflation gegenüber.

Spanien fordert gemeinsames Vorgehen

Bei ihrem Gipfel am 21. und 22. Oktober haben die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedstaaten den drastischen Anstieg der Energiepreise debattiert. Spanien forderte ein gemeinsames Vorgehen auf EU-Ebene, um den Anstieg zu dämpfen. Nach Angaben der spanischen Tageszeitung El País kostete die Megawattstunde (Mwh) am 13. Dezember 287,78 Euro, ein neuer historischer Rekord seit dem 7. Oktober, als der Preis bereits bei 288,53 Euro lag.

Während der Wintermonate leiden elf Prozent der Spanier unter Energiearmut. 5,1 Millionen Spanier haben der Vereinigung Asociación de Ciencias Ambientales (ACA) zufolge nicht genug Geld, um ihre Wohnungen im Winter ausreichend zu heizen.

Frankreich hat eine Deckelung der Tarife für Gas und Strom über die Wintermonate hinweg angekündigt. «Wir verhängen eine Tarifbremse», sagte Premierminister Jean Castex.

Castex zufolge wird der Gaspreis den Winter über bis zum April unter dem aktuellen Tarif bleiben. Die Heizungsrechnung der Franzosen wäre sonst um 30 Prozent gestiegen. Bis zum Jahresende werde auch der Strompreis nicht erhöht, ab Anfang 2022 dann höchstens um vier Prozent, so Castex. Für die rund sechs Millionen Haushalte in Frankreich mit geringen Einkommen kündigte die Regierung zudem einen sogenannten Energiescheck über 100 Euro an.

«Es wurden keine Massnahmen ergriffen, ausser – auf Wunsch von Prag – der geplanten Einrichtung einer Arbeitsgruppe zur Überprüfung der Gas- und Stromspotmärkte. Aber es gibt nichts zu überprüfen, was nicht bereits bekannt wäre: Diese Märkte sind beherrscht von Derivatgeschäften, bei denen dieselben Energieverträge mehrmals täglich von Händlern verkauft werden, die diese Energie nicht benötigen und den Preis in die Höhe treiben», konstatiert die Journalistin Caroline Hartmann.

Hartmann verweist darauf, dass das einzige Problem darin bestehe, dass Brüssel die Lieferung blockiert und lieber Gas auf dem Spotmarkt kauft, obwohl es viermal teurer und knapp ist. Bei der Pipeline handle es sich um die berühmte Nord Stream 2, und die Gründe, warum Brüssel und Berlin die Genehmigung blockieren, seien rein geopolitisch (wir berichteten).

Auf eine ökosoziale Steuerreform hat sich die Regierung aus Konservativen und Grünen in Österreich geeinigt. Die Bevölkerung werde bis 2025 eine Entlastung in Höhe von 18 Milliarden Euro erhalten, teilte die Regierungsspitze im Oktober in Wien mit. Im Fokus der Reform steht unter anderem eine CO₂-Bepreisung mit Anreizen für umweltfreundliches Verhalten. Ausserdem seien finanzielle Erleichterungen für untere und mittlere Einkommensstufen geplant, sodass jeder Vollzeitbeschäftigte um mindestens 300 Euro pro Jahr entlastet werden soll.

Mehrere Mitgliedstaaten der EU haben bereits auf nationaler Ebene eingegriffen, um Haushalte vor zu hohen Strom- und Heizungsrechnungen zu schützen. In Madrid wurde eine befristete Steuer auf ausserordentliche Gewinne von Energieunternehmen eingeführt, die bis zu ihrem geplanten Auslaufen Ende März dem Land 2,6 Milliarden Euro einbringen könnte. Zudem wird eine Sondersteuer auf Strom bis Ende des Jahres von 5,1 Prozent auf das nach EU-Recht zulässige Minimum von 0,5 Prozent gesenkt.

«Die höheren Strompreise werden hauptsächlich durch die weltweite Nachfrage nach Energie getrieben», einschliesslich der Gaspreise, die seit Januar stetig gestiegen sind, sagte die EU-Energiekommissarin Kadri Simson im September.

«Erneuerbare Energien sind immer noch am günstigsten», so Simson, «daher werden Investitionen in erneuerbare Energien den Preis in Zukunft stabilisieren». Auf europäischer Ebene «gibt es mehrere Lösungen, die mittel- und langfristig helfen werden», erklärte Simson. Dazu gehöre auch, die Abhängigkeit des Stromsektors von Gas und Kohle zu verringern.

bergrettung-aus-dem-homeoffice?Bergrettung aus dem Homeoffice?
20-minuten:-zertifikat-fuer-jugendliche-soll-das-coronavirus-eindaemmen20 Minuten: Zertifikat für Jugendliche soll das Coronavirus eindämmen