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Knechtschaft durch das Wort

Published On: 18. Dezember 2021 12:33

Knechtschaft durch das Wort

Bild: Freepik

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Hätten wir das Wort, hätten wir die Sprache, wir bräuchten die Waffen nicht“, schrieb Ingeborg Bachmann einst. Dass die Sprache mächtig ist und von den Mächtigen als Waffe gegen das zu unterjochende Volk missbraucht werden kann, zeigt sich in Corona-Zeiten deutlich wie selten. Wer die Hoheit über die Sprache besitzt, kann Denken und Handeln lenken. Doch sie ist ein zweischneidiges Schwert, das sich schnell gegen jenen richten kann, der es zu eifrig schwingt und damit Flanken öffnet. Denn nach Martin Walser: „Auch wer Sprache zum Verbergen benutzen will, verrät, was er verbergen will.“

Von Julian Schernthaner

Wozu martialische Gleichnisse, wenn Kritiker der Corona-Diktatur doch für Frieden und Freiheit stehen? Die Antwort: Wir befinden uns im „Informationskrieg“. Ganz offiziell diesen Streit erklärt haben die Eliten – gegen den unsichtbaren Feind: das Virus. Damit appellierte man an die Ehre des Volkes; die Maske wurde zur Uniform des gehorsamen Soldaten. Wer widersprach, wurde zum Feindbild. Corona-Fanatiker gingen sogar so weit, dass sie Maßnahmenkritiker als „Seuchenfreunde“ betitelten.

Macht über die Gedanken

Die Einheitspresse stempelte kritische Medien und Experten zu „Verschwörungstheoretikern“, „Schwurbler“ und „Leugnern“. Der Makel soll bleiben, auch nachdem sich deren Vorhersagen bewahrheiten. Negative Worte sollen Gegenstimmen aus dem Konsens ausschließen. Wer nicht am Impf-Experiment teilnimmt, ist ein „Verweigerer“ oder „Skeptiker“, jedenfalls aber „Ungeimpfter“. Auch das ist knallhartes Framing: Im Deutschen ist die Vorsilbe „un-“ mehrdeutig. Im Kopf soll es sich zum „Geimpften“ verhalten wie der „Unmensch“ zum „Menschen“.

Wer sich den teils widersprüchlichen Ansagen der Obrigkeit fügte, war hingegen „Held“, verhielt sich „solidarisch“ als Teil des großen Ganzen. Worte sind mit Gefühlen und Assoziationen behaftet: Der eigentlich mühselige „Kraftakt“ wurde zur Leichtigkeit, weil er als „Schulterschluss“ verkauft wurde, stets kleine Schritte erforderte. „Nur“ eine Maske, „nur“ ein Eintrittstest – mittlerweile sind es „nur“ drei Spritzen oder andernfalls saftige Strafen an den Fiskus oder Ersatzhaft.

Die umstrittene Gen-Behandlung selbst wurde zur „Impfung“: Ein positiv besetztes Wort, das Gesundheit verspricht. Sie barg keine sterile oder dauerhafte Immunität – und doch sprach man von „vollem Immunschutz“, den man sich „freiwillig“ vom „Impfangebot“ abholen konnte. Das trügt: Für die „Freiheit“ und „Überwindung der Spaltung“ – dem Volk als Sand in die Augen gestreut – möge es schon willenlos nachgeben…

Doch wie Sozialpsychologin Katy Pracher-Hilander unlängst im AUF1-Interview aufzeigte, sind diese Kniffe keine Einbahnstraße. Psychologie soll den Menschen dienen und nicht den Eliten.

Sie erklärt: Wenn wir uns vor Augen führen, dass wir alle Helden sind, die gemeinsam die Demokratie und Freiheit verteidigen, mobilisiert das Menschen. Jene, die ihr Gesicht zeigen und in Bewegung treten, sind Helden – und jene, die sich bislang noch nicht trauten, können sich jederzeit dazu entscheiden, zu Helden zu werden, Lob holt sie dafür in die Bringschuld.

Einige der folgenden Betrachtungen basieren in weiten Teilen auf einem Arbeitspapier der Expertin. Manch treuer Leser wundert sich sicher: Warum berichten wir von Mut-Polizisten, Mut-Ärzten oder Mut-Busfahrern? Was aufgrund der Kürze und Klarheit auch sprachökonomische Vorteile hat, spricht ein positives Befreiungsgefühl an.

Mutige Menschen sind Alltagshelden, die andere inspirieren. Mut ist ein Aufbruch, auch im Angesicht großen Übels das Richtige zu tun, Mutige handeln selbstlos für das Wohl der Mitmenschen. Der Mainstream würde sie mitunter als „Wut-Menschen“ vorab ins Abseits stellen, ihnen den Makel eines Getriebenen anheften, sie so isolieren. Ein Buchstabe – großer Unterschied.

Was die Granden aufführen, hat einen Zweck: Das Prinzip „teile und herrsche“. Das Volk soll aufeinander zeigen statt auf die Verantwortlichen, während diese neue Schikanen aushecken. Dafür sind auch Zahlenspiele billig: Es seien „nur 1,4 Mio. Ungeschützte“ – der vermeintliche „Schutz“ schwingt dabei ohne Beleg mit. Dabei betrifft es bereits am 1. Februar die Zwangsspritze sofort auch 636.868 bis Ende Juli Genesene, die oft tatsächlich stabile Immunität aufweisen.

Verschobene Torpfosten

Dank Verkürzung des „Grünen Passes“ (die Benennung gründet nicht zufällig auf der Farbe der Hoffnung) auf sieben Monate sind dann zudem 3,1 Mio. Zweitstiche verfallen. Ist auch nur jeder Dritte davon gegen ein Spike-Abo, betrifft es eine weitere Million. Für die Übrigen gilt: Kommen die von BioNTech-Gründer Ugur Sahin in den Raum gestellten drei „Omikron“-Dosen, ist es für alle nur ein Freikauf auf Zeit. So oder so: Die neue Freiheitsberaubung trifft früher oder später alle 9 Millionen.

Doch man bedient den sprachlichen Kniff der „Minderheit“ – und greift damit tief ins Sprache-Denken-Verhältnis ein. Denn für viele ist das Wesen der Demokratie, dass die „Mehrheit“ recht behält. Ein Inseratenkaiser-Blatt illustriert dies, indem es heimische Forscher zitiert, welche die „Stimme der Mehrheit und der Vernunft“ bei jenen sehen, die „klug, solidarisch und geimpft“ seien. Über die Bande werden Gesunde in der Assoziation damit zu „Antidemokraten“ und „Dummen und Unvernünftigen“, während der Abbau der Demokratie in Wahrheit von oben herab betrieben wird.

Die Regierenden verschieben die Torpfosten äutzerlweise und in Mobbing-Manier. Die „entscheidenden zwei Wochen“ gingen mehrfach vorüber, Anschobers „60 Prozent ‚Impfquote‘ für das alte Leben“ ist lang überschritten. Am Ende stand nicht Freiheit, sondern neue unerreichbare Ziele. Das soll mürbemachen, Menschen brechen. Die wiederum brauchen erreichbare Ziele und Zwecke in einem absehbaren Zeitrahmen und müssen diese kurz und bündig begründen. Klare sprachliche Ausdrücke helfen dabei, brach liegende Energien in eine gemeinsame „Bewegung“ zu zentrieren. Sie ist dynamisch, steuert auf ein Ziel zu.

Klare Ziele, auch sprachlich

„Widerstand“ mag ein Gebot der Stunde sein, im Wort selbst aber schwingen Mühe und Gefahr mit. Auf die Fahnen heften muss eine Freiheitsbewegung die Umdeutung urpositiver Worte, die man einst gegen das Volk verwendete. Die „Freiheit“ ist kein Leihgut, sondern gemeinsamer Nenner. Der „Schutz“ ist das, was wir unseren Kindern und der Demokratie schulden, und kein wackeliges Pharma-Versprechen aus der Nadel. So ist es auch eine Friedensbewegung: Sie zielt darauf ab, den Kampf der Eliten gegen das Volk damit enden zu lassen, dass es im eigenen Schulterschluss unser aller Freiheit zurückerobert – das ist wahre Solidarität.

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