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Omikron – der Gamechanger?! Ist Neutralisierungsfähigkeit ein Argument fürs Boostern?

Published On: 9. Januar 2022 6:01

Dies ist eine Analyse einer israelischen Studie, erschienen im NEJM am 29.12.2021. Die Daten kann man dahingehend interpretieren, dass die erhoffte Neutralisierungsfähigkeit sehr flüchtig ist, keinesfalls nachhaltig und selbst kurz nach der Impfung von fragwürdiger klinischer Relevanz für die Omikron-Welle ist.

Von Dr. Anton Stein

Neben dem neulich besprochenen NEJM-Artikel von Collie et al. erschien ein Artikel israelischer Wissenschaftler (Nemet et al. NEJM, 29. Dezember 2021). Auch dieser Artikel lief unter der Rubrik Correspondence, also mit geringeren Anforderungen als bei Original Articles. Obwohl die Autoren keinen Effekt einer zweimaligen Impfung auf neutralisierende Antikörper gegen die Omikron-Variante fanden, meinten Sie: „The importance of a third vaccine dose is clear“, also: „Die Bedeutung einer dritten Impfdosis ist klar“. Keine Wirkung bei „vollimmunisierten“, dafür aber klare Wirkung bei Geboosterten erscheint per se widersprüchlich – oder salopp: lauterbachisch.

Was machten und fanden die Autoren tatsächlich? Die Autoren verglichen Zellen aus Serumproben von 20 zweifach Geimpften mit solchen von 20 dreifach Geimpften. Also ein Parallelgruppenvergleich (wofür 20 pro Gruppe eine recht kleine Fallzahl ist), anscheinend prospektiv und die Proben wurden wohl randomisiert gezogen. Leider bin ich kein Experte für serologische Methoden und möchte daher da nicht in die Tiefe gehen. Jedenfalls führten sie mit den Proben Tests auf Neutralisierungsfähigkeit des Serums für vier mutmaßliche Varianten von SARS-CoV-2 durch.

Die wesentlichen Ergebnisse sind in folgender Abbildung zusammengestellt. Die beiden linken Bilder geben eine Verdopplungsskala wider, die beiden rechten Bilder geben die Reduktion bei diesen Verdopplungen als Faktor „Wild-Type“ zu Variante. Die Angabe in Klammern (log2) dürfte keine Einheit darstellen, sondern soll wohl andeuten, dass die Y-Achse mit den Verdopplungswerten logarithmisch skaliert wurde. Bemerkenswert sind ferner die extrem niedrigen p-Werte auf der rechten Seite, insbesondere die zur Delta-Variante, weil sich die Punktwolken mit denen des Wild-Typs zu überschneiden scheinen. Dies deutet darauf hin, dass fragwürdige Mathematik (fehlende Umwandlung in Logarithmen) oder fragwürdige Tests (Rangsummentests dürften da wohl adäquat gewesen sein) verwendet wurden. Bei derart deutlicher Überschneidung und nur 20 Beobachtungen von unabhängigen Parallelgruppen würde ich jedenfalls keinen p-Wert unter 0,05 erwarten; aber das nur nebenbei als Beispiel für unangemessene „Vermarktung“ der Ergebnisse.

Vor allem ist die unterschiedliche Skalierung von oben links zu unten links zu beachten, die vollkommen anders ist und daher eigentlich irreführend.

Insbesondere wenn man die unterschiedlichen Skalierungen berücksichtigt ist – meines Erachtens – klar zu erkennen, dass die zweifach Geimpften praktisch keine neutralisierenden Antikörper gegen „Beta“ und gegen „Omikron“ hatten. Vielleicht sieht die Situation bei Delta etwas besser aus; ob auch klinisch relevant steht dahin.

Bei den dreifach Geimpften sehen die Werte zu Delta oberflächlich besser aus, einigermaßen auch für Omikron und Beta. Allerdings ist der Unterschied auch bei den dreifach Geimpften zwischen der Reaktion auf Omikron und der auf den „Wild-Type“ doch enorm.

  1. Abbildung entnommen aus dem besprochenen Artikel

    DOI: 10.1056/NEJMc2119358

Die extrem unterschiedlichen Verdopplungswerte zwischen dreifach und zweifach Geimpften deuten aber an, dass die neutralisierende Wirkung über die Zeit stark abnahm. Offenbar spielt Zeit die entscheidende Rolle. Tatsächlich betrug die Zeit seit der Impfung bei den zweifach Geimpften im Mittel 166 Tage, bei den dreifach Geimpften nur 25 Tage (Supplementary Table 1). Außerdem unterschied sich das Alter der Geimpften deutlich, nämlich 53 Jahre (zweifach) gegen 38 Jahre (dreifach).

Klinische Daten liefern die Autoren nicht. Das ist aber bei dieser Fragestellung und den winzigen Fallzahlen vollkommen in Ordnung.

Auch wenn die Neutralisierungsfähigkeit der frisch Geboosterten besser als zuvor zu sein scheint (Achtung: andere Teilnehmer!), so sollte man doch dies betonen:

  1. Unter der Annahme, dass diese Neutralisierungsfähigkeit überhaupt ein guter Prädiktor für Schutzwirkung ist, was mir jedenfalls noch nicht klar ist, dann wäre diese Fähigkeit der Impfung bei Omikron wie auch bei der Beta-Variante deutlich schlechter ausgeprägt.
  2. Jedenfalls ist rund 5 Monate nach der letzten Impfung keinerlei Schutzwirkung gegen Beta oder Omikron mehr vorhanden. Höchstwahrscheinlich schon längere Zeit vorher nicht mehr.
  3. Die Booster zeigen zwar 2-4 Wochen nach der Gabe eine gewisse Neutralisierungsfähigkeit auch gegen Beta und Omikron, ob diese aber klinisch relevant ist, d.h. ob dies also zur Vermeidung von Krankheit oder Reduktion der Krankheitsschwere ausreicht, darf bezweifelt werden.
  4. Da die Proben der dreifach Geimpften nur 2 bis 4 Wochen nach dem Booster genommen wurden, und da alles auf ein schnelles Nachlassen der Neutralisierungsfähigkeit hindeutet, kann diese an sich schon geringe Anfangswirkung nicht nachhaltig sein.

Diese Schlussfolgerungen sind nun vollständig kompatibel mit anderen Beobachtungen zur fragwürdigen Wirksamkeit der Impfstoffe bei der Omikron-Welle, also dem recht hohen Anteil an „vollständig immunisierten“ wie auch dem bemerkenswerten Anteil an Geboosterten. Meiner Meinung nach rechtfertigt die mutmaßlich minimale Schutzwirkung gegen Omikron nicht einmal das in-Kauf-nehmen von alleine der Müdigkeit, die sich oft auch nach dem Booster einstellt. Geschweige denn von schlimmeren Nebenwirkungen.

Bild von mariann72 auf Pixabay

Gastbeiträge geben immer die Meinung des Autors wieder, nicht meine. Ich veröffentliche sie aber gerne, um eine vielfältigeres Bild zu geben. Die Leserinnen und Leser dieses Blogs sind auch in der Lage sich selbst ein Bild zu machen.

Dr. Stein (Pseudonym) ist promovierter Apotheker mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Pharma-Branche. Aus Rücksicht auf seine Familie möchte er nicht, dass sein Name genannt wird.

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